Wie Künstliche Intelligenz die Blockchain-Technologie smart macht

Effizienzmaschine

Eine besondere Rolle spielt die Zusammenführung von KI und Blockchain bei Smart Contracts. «Das maschinelle Lernen kann auf einzelne Teile der Blockchains angewandt werden, damit die gemeinsame Infrastruktur effizienter genutzt werden kann», sagt Kaleido-Analystin Groopman. Was das in der Praxis bedeutet, weiss das britische Unternehmen Green Running. Über seine Peer-to-Peer-Energie-Handelsplattform «Verv» verkaufen Kunden, die erneuerbare Energieträger und Batteriespeicher besitzen, überschüssigen Strom ohne Zwischenhändler an ihre Nachbarn. Der KI-basierte Heimenergie-Hub, der die Grundlage für die Verv-Handelsplattform bildet, sammelt dafür Daten über das Verbrauchsverhalten spezifiziert nach den einzelnen Geräten und erstellt anhand dieser Daten ein Nutzungs­profil pro Haus. Ausserdem berechnet das Gerät unter Berücksichtigung der aktuellen Wetterlage sowohl die Solarenergieversorgung als auch den Strombedarf voraus.
Blockchain und KI kommen dann bei der Festlegung der optimalen Gebotsstrategie zusammen. Auf Basis der Lastprofile der Nutzer, der Prognose über den zukünftigen Energieverbrauch in Verbindung mit der Vorhersage über die produzierte Energiemenge kann der Verv-Hub ermitteln, wie viel Energie beim nächsten Zeitfenster für Gebote geliefert werden soll. Anschliessend werden die optimalen Gebote in einem Smart Contract festgehalten und bei erfolgreicher Ausführung in eine Blockchain geschrieben. Auch die tatsächliche Stromlieferung wird durch die Kombination der beiden Technologien gesteuert.
«Dank der Blockchain-Technologie findet der Strom­handel auf einer inhärent sicheren Plattform statt, auf der alle Aufzeichnungen darüber, wer was besitzt, in einem dezentralisierten und verteilten Register festgehalten und laufend aktualisiert werden», freut sich Peter Davies, CEO und Gründer von Green Running. «Die KI-Algorithmen sorgen dabei dafür, dass die Nutzer immer den besten Preis bekommen.» So profitieren Anwender einerseits von höchster Sicherheit und andererseits von optimalen Preisen.
“Dank Blockchain findet der Stromhandel auf einer inhärent sicheren Plattform statt„
Peter Davies, Green Running

Marktplatz für KI

Das US-amerikanische Unternehmen SingularityNet nutzt die Blockchain-Technologie ebenfalls für Smart Contracts, allerdings nicht in erster Linie. Die Firma ist vor allem durch den Roboter «Sophia» einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Das eigentliche Ziel des Unternehmens ist jedoch nichts Geringeres, als einen dezentral organisierten globalen Marktplatz für künstliche Intelligenz zu schaffen. «Die Einführung und das Training von KI sind sehr kostenträchtig», sagt Business Strategy Lead Graham Leach. SingularityNet will das ändern und so die Kosten für die Implementierung von KI-Technologie erheblich senken.
Die Blockchain ist dabei fest in dem System von SingularityNet verankert. Zum einen wurde sie im Zusammenhang mit den Smart Contracts implementiert, damit die einzelnen KI-Instanzen untereinander beispielsweise Verträge aushandeln können. «Durch Blockchain wollen wir den Austausch KI-geleiteter Produkte und Dienstleistungen vereinfachen», sagt Leach. Zum anderen werden sämtliche Metadaten in der Blockchain gespeichert, sodass jede Handelsinteraktion zwischen allen beteiligten KI-Instanzen festgehalten wird.
Langfristig will SingularityNet viele verschiedene künstliche Intelligenzen schaffen, die sich über die Blockchain miteinander zu einer grossen gemeinsamen künstlichen Intelligenz verknüpfen lassen. «Blockchain ist essenziell für die Entwicklung unseres Ökosystems», sagt Leach. «Für uns ist es nicht nur einfach eine zusätzliche Technologieschicht. Wir haben unser Geschäftsmodell immer wieder umgebaut, bis es unmöglich wurde, die Blockchain-Komponente herauszunehmen und trotzdem noch ein funktionierendes System zu haben.» Nun stehe die Blockchain im Zentrum des Geschäfts von SingularityNet.

Viel Potenzial liegt brach

Die meisten Beispiele, in denen Blockchain und künstliche Intelligenz gemeinsam zum Einsatz kommen, zeigen, dass die Kombination momentan noch in einer Versuchsphase ist. Betrachtet man sich die Eigenschaften der beiden Technologien jedoch genauer, dann wird deutlich, dass gerade im Zusammenspiel noch grosses Potenzial steckt. «Der Vorteil von Blockchain für KI liegt in der Sicherheit und Prüfbarkeit», sagt Kaleido-Expertin Groopman. Shivoms Schumacher stimmt ihr zu: «Ein klarer Audit Trail wird die Vertrauenswürdigkeit und die Qualität von Daten verbessern.» Padmanabhan doppelt nach: «Aus meiner Sicht geht es bei etwa 90 Prozent aller KI-Blockchain-Projekte darum, die Blockchain als unveränderliche Datenstruktur zu verwenden.» Auf der anderen Seite können all die vielen Daten, die in den Blockchains abgespeichert sind, mithilfe von KI zergliedert und extrahiert werden, sagt Groopman. «Das macht sie wesentlich nützlicher und eröffnet für KI neue Einsatzmöglichkeiten», pflichtet Elementus’ Galka bei.
Insbesondere im Bereich der Smart Contracts innerhalb einer Blockchain hält Padmanabhan den Einsatz von KI für überaus sinnvoll: «Einen Smart Contract zu erstellen, ist relativ einfach. Wenn er allerdings je nach den Ereignissen in seiner Umgebung automatisch veränderbar sein soll, dann ist das ein klarer Fall für KI.» Den bei allen beteiligten Unternehmen, Wissenschaftlern und Experten spürbaren Optimismus hinsichtlich der Kombination bringt Analystin Groopman auf den Punkt: «Die Innovationen auf dem KI- und Blockchain-Markt lassen darauf schliessen, dass wir derzeit höchstwahrscheinlich nur an der Oberfläche der Anwendungsmöglichkeiten für diese beiden Technologien kratzen.»



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