Wie Künstliche Intelligenz die Blockchain-Technologie smart macht

Hilfe von der Community

Auch das Team des US-amerikanischen Start-ups Neureal nutzt Blockchain als Datenquelle für seine branchenübergreifende Plattform. Sie erhöht die Vorhersagegenauigkeit vorausschauender Analysen von Livedatenflüssen aus Sensoren, Wearables oder Smartphones. «Das Zusammenführen all dieser Daten und die permanente Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit kann kein Mensch kontinuierlich leisten», sagt Chief Architect Wil Bown. Deshalb will Neureal die Kraft der Community, die über Blockchain aufgrund ihrer Beschaffenheit einfach zu erreichen ist, für die Datenanalyse und die daraus abgeleiteten Vorhersagen nutzen. Das Ergebnis ist eine verteilte KI-Architektur; das System von Neureal nutzt freie Rechenleistung der Community für die Analyse grosser Datenmengen. Dabei treten die Plattformteilnehmer in einen Wettbewerb um die genauesten Vorhersagen. Um die Gewinner zu belohnen, gibt das Start-up die eigene Kryptowährung «Neurons» heraus.
Die Blockchain spielt dabei laut Bown eine entscheidende Rolle als Koordinationsplattform zwischen den Akteuren. Zudem schafft sie dank ihrer Eigenschaften wie Transparenz und Unveränderlichkeit der Daten auch das Vertrauen in das System. «Das Resultat, für das ein Data Scientist Monate benötigt, wollen wir in wenigen Tagen zur Verfügung stellen, weil unsere Technologie einen direkten Zugang zu Livedaten ermöglicht.»

Transparenz gewährleisten

Sowohl KI als auch Blockchain liefern Ergebnisse und Daten, die vom Menschen kaum nachvollziehbar sind. Die Verbindung der beiden Techniken kann aber dazu beitragen, mehr Transparenz in die Prozesse zu bringen. KI kann beispielsweise die Informationen in einer Blockchain für den Menschen «übersetzen». Genau das macht das US-amerikanische Start-up Elementus mit einer Lösung für Interessenten, die in die Blockchain-Industrie investieren wollen. «Wie bei jeder anderen Art von Investition geht es hier um das Marktverständnis», sagt Mitgründer Max Galka, «um die Beobachtung der allgemeinen Trends, aber auch der Veränderungen im engeren Sinn. Dafür braucht man zu­verlässige Datenquellen.» Dabei enthalte die Blockchain eigentlich bereits alle nötigen Informationen. «Sie ist eine beispiellose, genaue und zuverlässige Datenquelle», so Galka weiter. Doch die Art, wie die Informationen gespeichert seien, mache es nahezu unmöglich, sie überhaupt zu extrahieren, geschweige denn zu interpretieren.
Elementus arbeitet deshalb an einem Tool, das die Informationen über verschiedene Arten von Transaktionen und Operationen in den Blockchains mithilfe von Algorithmen der künstlichen Intelligenz in eine «normale» Sprache übersetzt. «KI agiert hier wie ein Expertensystem, das verschiedene Methoden verwendet, um die eigentliche Bedeutung dessen zu interpretieren, was in der Blockchain vor sich geht», sagt Galka. «Es gibt mehrere Möglichkeiten, das gleiche Ergebnis zu erzielen. Allerdings erlaubt es meines Wissens keine, um das systematisch zu machen.» Andersherum kann eine Blockchain dafür sorgen, dass die KI-basierten Entscheidungen transparenter werden. Eine der Herausforderungen bei künstlicher Intelligenz sei die mangelnde Erklärbarkeit dessen, wie genau bestimmte Ergebnisse entstanden sind, sagt Jessica Groopman, die als Industry Analyst beim Marktforscher Kaleido Insights tätig ist: «Auch wenn die Blockchain die Blackbox der KI-Modelle nicht entschlüsseln wird, kann sie wie ein Kassenbuch alle KI-abgeleiteten Entscheidungen sicher verwahren.»

Einsatz in verschiedenen Branchen

Diese Eigenschaft der Blockchain-Technologie nutzt das US-Unternehmen CognitiveScale unter anderem für seine vertikalen Lösungen in den Bereichen Medizinindustrie, Bankwesen, Handel, Versicherung und Kapitalmarkt. Der Einsatz künstlicher Intelligenz dient in diesen Branchen beispielsweise bei der Kundenverwaltung dazu, einen hohen Grad an Individualisierung zu erreichen oder das Fachwissen der Mitarbeiter zu skalieren, um mehr Kunden effizient unterstützen zu können. Die Blockchain ermöglicht dabei einen Audit Trail und die Einhaltung gesetz­licher Bestimmungen und schafft so Transparenz und Vertrauen in die Prozesse. «Auf dem gesamten Weg vom Dateneingang über die Informationen und die Erkenntnisse bis hin zu den eigentlichen Geschäftsergebnissen muss man nachverfolgen können, woher die Daten kommen und wer oder was den grössten Einfluss auf diese Prozesse hat», sagt Ganesh Padmanabhan, Vice President für Marktentwicklung bei CognitiveScale: «Eine Katze von einem Hund auf dem Bild zu unterscheiden, ist eine Sache, aber die Ablehnung eines medizinischen Anspruchs, die im schlimmsten Fall zum Tod des Patienten und zu einer Gerichtsklage führen kann, ist etwas ganz anderes.» Die Blockchain-Technologie ermögliche es, die Datenhoheit zu gewährleisten. Und sie stellt Padmanabhan zufolge auch sicher, dass die künstliche Intelligenz richtig läuft und genau das macht, was man von ihr will.



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