Informatik als Krisenhelfer

Tourismus nutzt Krise als Chance

Globale Reisebeschränkungen und lokale Kontaktverbote haben den Tourismus in der Schweiz auf das Niveau der 1950er-Jahre zurückgeworfen. Gemäss den Zahlen des Schweizer Tourismus-Verbandes verzeichnete die Hotellerie im vergangenen Jahr nur rund 23,7 Millionen Logiernächte – ein Minus von 40,0 Prozent. Angesichts dieses Rückschlags verfiel die Branche allerdings nicht in Schockstarre, sondern ergriff schon während des Lockdowns die (digitale) Initiative. Graubünden Ferien etwa erneuerte 2020 zusammen mit der Agentur Unic seine digitalen Kanäle. Ein Resultat waren mehr einheimische Gäste. Die Zahl von 3,6 Millionen Übernachtungen bedeutete sogar einen Allzeitrekord im Kanton Graubünden.
Erfolge wie diese spornten auch andere Tourismusdestinationen an, ihre digitalen Angebote auszubauen. So entstand in Pontresina zusammen mit der Graubündner Kantonalbank im ehemaligen Restaurant an der Diavolezza-Talstation die «Virtual Reality Glacier Experience», ein interaktiver Ausstellungsraum zum Thema Gletscherschmelze. Interlaken Tourismus bietet seit Herbst 2020 den Gastgebern in der Ferienregion Weiterbildungen zu digitalen Kenntnissen und zur Optimierung der virtuellen Auftritte an. Und im Radisson Blu Hotel Zurich Airport beliefert neu der Serviceroboter «Jeeves» die Gäste kontaktlos mit Getränken und Snacks. Schliesslich werden die Attraktionen in Laax auch nach der Pandemie noch viel Anklang finden, beispielsweise die automatisch aufgezeichneten Videos vom Halfpipe-Run, die via 5G-Mobilfunk von Sunrise innert kürzester Zeit auf den Handys der Snowboarder heruntergeladen sind und geteilt werden können.

IT: Millionen-Merger, -Verkauf und -Ausbau

Die IT-Branche ist relativ unbeschadet durch den Lockdown gekommen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien waren vielenorts überlebensnotwendig, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Da die Schweizer Informatikunternehmen schon vor der Pandemie grossflächig mit Computern und Infrastruktur ausgerüstet waren, gab es keinen starken Anstieg bei den IT-Ausgaben.
Dennoch flossen in der Branche im vergangenen Jahr Millionenbeträge. Im August liess sich UPC-Besitzerin Liberty Global die Übernahme von Sunrise fast 7 Milliarden Franken kosten. Die japanische NEC zahlte im Oktober für den Banking-Spezialisten Avaloq über 2 Milliarden Franken. Und Sage Schweiz ging für 50 Millionen Franken an die österreichische Infoniqa Gruppe.
Green baut auf dem «Metro-Campus Zürich» in Dielsdorf drei Rechenzentren
Quelle: Green
Ebenfalls Millionen flossen in den Ausbau der Rechenzentrumsinfrastruktur in der Schweiz. Equinix nennt zwar keine Summe, spricht aber von «umfangreichen Investitionen» in die fünf Data Center. Die grösste Erweiterung war das Rechenzentrum ZH5 in Zürich, wo vier neue Komplexe hinzugefügt wurden. Auch die Standorte ZH2 und ZH4 wurden ausgebaut, wobei die Colocation-Flächen erheblich erweitert und die Büro- und Serviceräume renoviert wurden. Weiter habe es in den beiden Rechenzentren in Genf signifikante Erweiterungen gegeben.
Der Marktbegleiter Interxion eröffnete erst vor einem Jahr den 130-Millionen-Bau ZUR2 in Glattbrugg. Kaum waren die ersten Mieter eingezogen, lancierte der Anbieter seine Pläne für ZUR3. Im November begann der Bau der neuen Anlage, für die Investitionen in Höhe von mehr als 200 Millionen Franken kolportiert werden.
Die grösste Einzelinvestition indes tätigt Green: Der Konzern baut in Dielsdorf den «Metro-Campus Zürich», bestehend aus drei High-Density-Rechenzentren, einem Business Park und Grünzonen. Für das Grossprojekt veranschlagt Green rund 500 Millionen Franken. Als ein potenzieller Mieter lässt sich Amazon ausmachen. Die Firma aus Cupertino kündigte im November ihre Expansion in die Schweiz an. Die neue Region «AWS Europe (Zurich)» mit drei Schweizer Verfügbarkeitszonen soll 2022 eröffnet werden.



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