Informatik als Krisenhelfer

Für und wider der digitalen Bildung

Bereits im vergangenen Jahr berichtete Computerworld an gleicher Stelle von einem eher holprigen Übergang in die virtuellen Klassenzimmer. Das Beispiel Freiburg zeigte, wie schlecht die Schulen auf den Distanzunterricht vorbereitet sind. Der Kanton kaufte kurzerhand Cloud-Lizenzen bei Microsoft ein, um den Lehrern und Schülern das Home Schooling überhaupt nur zu ermöglichen. Die Stadt Bern zog nach, denn das Schulinformatikprojekt «base4kids2» erwies sich als zu ambitioniert. Zuletzt genehmigte der Gemeinderat einen Nachkredit in Höhe von 2,68 Millionen Franken unter anderem für Microsoft Office.
Der Schulbetrieb wird sich erst langsam normalisieren
Quelle: Bechtle
Bemerkenswert offen diskutierten unter anderem die Kantone Aargau, Schaffhausen und allen voran St. Gallen die Vorzüge und Nachteile des Fernunterrichts. Teils stellten sich die Regierungen gegen die Auflagen des Bundes, teils hinterfragten sie offen den Nutzen der digitalen Transformation für den Unterricht. Fakt ist allerdings nicht nur in den drei Kantonen: Schulen und die meisten Bildungseinrichtungen besitzen schlicht nicht die erforderliche personelle und technische Ausstattung, um Home Schooling als echte Variante zum Präsenzunterricht anzubieten. Anstatt der politischen Grundsatzdebatten sollten der Wille und besser noch konkrete Projekte zur Realisierung von Distanzklassen sichtbar werden – und sei es hemdsärmelig wie in Freiburg. Einen passenden Rahmenvertrag mit Microsoft hatte educa.ch im Juni 2020 erneuert, wenn auch zu schlechteren – sprich kostspieligeren – Bedingungen.
Die Bibliotheken der Schweiz suchten und fanden hinter den im Lockdown geschlossenen Türen neue Wege zu den Besuchern. So nahm die Bibliotheksplattform «swisscovery» Anfang Dezember ihren Betrieb auf. Sie gewährt bis zu einer Million Benutzern aus Forschung und Wissenschaft Zugriff auf mehr als 40 Millionen Bücher und Zeitschriften sowie mehr als drei Milliarden digitale Artikel. «Der Lockdown hatte sein Gutes», sagt Marianne Knechtl von der Stadtbibliothek Basel. «Aufgrund von Kundenrückmeldungen haben wir bereits im Jahr 2018 entschieden, einen Heimlieferservice von Büchern und Medien anzubieten.» Das Projekt kam Ende März 2020 zum Fliegen. Obwohl zuerst Velokuriere den Service ausführten und erst später die Post, fand das neue Angebot bei den Lesern unmittelbar grossen Anklang: Während des Lockdowns versandte die Bibliothek an Spitzentagen bis zu 1000 Bücher. Im Juni zog die Hauptpost-Bibliothek in St. Gallen mit einem Streamingdienst nach. Das «Nidwaldner Volksblatt» ist seit August online zugänglich, im November führte die Zentralbibliothek Solothurn ein neues Bibliothekssystem ein und die Pädagogische Hochschule Zug richtete im März diesen Jahres für Lehrpersonen des Kantons das «Zug Repository» ein.



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