«Wir haben von China enorm profitiert»

Learnings aus dem Lockdown

CW: Hat die IT-Infrastruktur geholfen, als Sie von einem Tag auf den anderen wegen der Corona-Pandemie ins Home Office mussten?
Müller: Ja, die dezentrale IT und die digitalen Tools waren eine grosse Hilfe, um schnell auf diese Situation zu reagieren. Aus meiner Sicht bedeutender waren allerdings die Veränderungen für das früher so «gewöhnliche» Geschäft: Wie selbstverständlich wäre ich vergangene Woche nach China geflogen und hätte auf der Rücktour einen kurzen Stopp in den Emiraten gemacht. Diese Woche sollte ich an das IMD Lausanne fahren und für ein Meeting nach Tschechien fliegen. Dank der hervorragenden IT-Infrastruktur konnte ich an allen Meetings trotzdem teilnehmen – obwohl ich zu Beginn des Lockdowns noch einen Sportunfall hatte. Aber uns und mir ist in der Zeit klar bewusst geworden, wie sehr wir mittlerweile auf eine effiziente und leistungsfähige IT-Infrastruktur angewiesen sind.
CW: China hatte sozusagen einen «Vorsprung» beim Lockdown. Konnte die Schweizer Organisation von den Learnings profitieren?
«Die dezentrale IT und die digitalen Tools waren eine grosse Hilfe, um schnell auf diese Situation zu reagieren», meint Johannes Müller
Quelle: Samuel Trümpy
Müller
: Vor dem chinesischen Neujahrsfest war ich Mitte Januar noch für mehrere Kundenbesuche, ein Townhall Meeting und einen Workshop vor Ort in Shanghai und Taicang. Erst nach dem Heimflug habe ich von Corona erfahren. Ab dann ging alles sehr schnell.
Die Mitarbeitenden in China sind es gewohnt, Anweisungen der Regierung strikt und unverzüglich zu befolgen. Wenn es heisst, es muss im ÖV eine Maske getragen werden, tragen die Chinesen alle eine Maske. Und wenn es heisst, jedermann bleibt zu Hause, bleibt jedermann zu Hause. Punkt. Alles andere hätte dort gravierende Konsequenzen – möglicherweise auch im privaten Bereich.
Diese Disziplin hatte im Lockdown den Vorteil, dass alle unsere Mitarbeitenden den Anweisungen strikt gefolgt sind. Es ist zwar im Februar dann nicht viel gelaufen in der Fabrik, aber es war auch niemand unnötig gefährdet. Wir hatten keine einzige Corona-Ansteckung zu beklagen. So konnten wir schon Ende März fast wieder voll produzieren und auch neue Geschäfte abschliessen. Seit April arbeitet das Werk wieder im Normalbetrieb.
Von den Erfahrungen aus China konnten wir für unsere drei Standorte in Europa – Altdorf, Děčín (Tschechien) und in Frankfurt am Main – enorm profitieren. In allen Niederlassungen haben wir ebenfalls Pandemie-Teams gebildet, Abstandsregeln und Maskenpflicht eingeführt sowie, wo immer möglich, einen Teil der Kollegen von zu Hause aus arbeiten lassen. Leider hatten wir hier trotzdem ein paar wenige Ansteckungen zu beklagen. Das Pandemie-Team hat aber eine tolle Arbeit geleistet, sodass die Lage jederzeit unter Kontrolle blieb. Das Geschäft hat sich aber in der Krise relativ gut gehalten.
CW: Während des Lockdowns hat auch Dätwyler von der Cloud profitiert – teilweise gehostet in Schweizer Rechenzentren. Haben Sie die Anlagen allenfalls sogar selbst ausgestattet?
Müller: Wir nutzen grosse Rechenzentren und profitieren weltweit von Cloud-Services. Als potenzielle Kunden stehen die Betreiber sehr grosser Rechenzentren hingegen nicht unbedingt im Fokus. Natürlich liefern wir aber Komponenten wie beispielsweise die Verkabelungen.
Unsere Zielgruppe für Turnkey-Projekte sind eher kleinere Rechenzentren von kommerziellen oder regierungsnahen Organisationen, vorzugweise mit vielen, gerne auch internationalen Standorten. Hier können wir unseren Kunden gezielt individuelle Projektlösungen anbieten, von der Planung, Lieferung, Installation bis hin zum Unterhalt.



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