09.03.2006, 15:43 Uhr

Mobile Banking könnte sich rechnen

Mehr und mehr Banken haben konkrete Pläne für ein eigenes Handy-Banking-Angebot. Aus gutem Grund...
Jukka Riivari ist CEO von Meridea Financial Software.
Nahm man vor zwei Jahren das Wort Mobile Banking in den Mund, erntete man bei Banken nur blankes Entsetzen. Nach dem WAP-Desaster Anfang des Jahrzehnts wollte sich kein Kreditinstitut die Finger damit verbrennen, seinen Kunden Bankdienstleistungen via Handy anzubieten. Heute hat sich die Situation grundlegend geändert. Es gibt kaum mehr eine namhafte Bank, die sich nicht ernsthaft mit der Planung für ein eigenes Mobile-Banking-Angebot beschäftigt. Bei einer Reihe von Banken ist sogar noch in diesem Jahr mit dem Marktstart zu rechnen. Woran liegt das? Hinter Mobile Banking steht mittlerweile ein signifikantes Geschäftsmodell. Hinzu kommt: Keine Bank wird es sich in absehbarer Zeit mehr leisten können, ihren Kunden keine Bankdienstleistungen über das Mobiltelefon anzubieten.

Technische Grundlagen

Unabhängig von den betriebswirtschaftlichen Gründen, die Banken zunehmend zum Angebot von Mobile-Banking-Dienstleistungen bewegen, hat der technische Fortschritt seinen Teil zur aktuellen Entwicklung beigetragen. Denn dass Mobile Banking beim ersten Versuch Ende der Neunzigerjahre scheiterte, hatte einen einfachen Grund. Oder, besser gesagt, drei Gründe: Es war unbequem. Es war langsam. Und es war zu teuer. Dem gegenüber hat sich die Situation heute grundlegend verändert: Die jüngsten Handygenerationen verfügen über grosse, farbige und hochauflösende Displays und unterstützen den schnellen und preiswerten Übertragungsstandard GPRS. Auch in punkto Sicherheit werden inzwischen alle Anforderungen erfüllt. Das hat dazu geführt, dass die Verbraucher zunehmend Handy-Dienstleistungen nutzen, die mit der eigentlichen Telefonie nichts mehr zu tun haben. Die Benutzer haben erkannt, dass ihr Handy mehr ist als nur eine tragbare Telefonzelle. Sie akzeptieren und nutzen deshalb über Ihr Mobiltelefon immer mehr Funktionen, die früher dem PC vorbehalten waren. Diese Entwicklung wird unterstützt durch die Tatsache, dass die zur Verfügung stehenden Dienste und Inhalte deutlich einfacher zu handhaben sind und sich die Kunden damit vertraut gemacht haben. Kurz: Eine mobile Gesellschaft braucht auch mobile Bankdienstleistungen.

Kosten senken

Aktuellen Studien zufolge haben rund 40 Prozent aller Bankkundenanfragen bei Filialen und Call-Centern den einfachen Zweck, den Kontostand oder einen Zahlungseingang zu erfragen. Diese Fragen binden erhebliche Kapazitäten beim kostenintensiven Service-Personal. Als Faustregel kann gelten, dass einer Bank für jede Anfrage dieser Art Kosten in Höhe von rund 7,50 Franken entstehen. Da liegt es aus Sicht einer Bank auf der Hand, den Kunden eine kostengünstige Möglichkeit anzubieten, immer, überall und unabhängig von Öffnungs- oder Beratungszeiten, per Handy-Banking Kontostand und -bewegungen abzufragen - mit nur einem Tastendruck. Dadurch wird aber nicht nur bei der Bank der Personalaufwand reduziert. Gleichzeitig steht den Kundenberatern an Schalter und Telefon mehr Zeit zur Verfügung, kompliziertere Anfragen zu bearbeiten und Produkte zu verkaufen. Einige Banken haben deshalb einen SMS-Service eingerichtet, mit dem sie die teilnehmenden Kunden via SMS über bestimmte Kontoereignisse informieren. Dies hat aber einen entscheidenden Haken: Die Bank zahlt für jede SMS Telefongebühren. Und das kann aufs Jahr gerechnet zu erheblichen Kosten führen. Weitaus attraktiver ist aus Banken-, letztlich aber auch aus Kundensicht eine Lösung, bei der sich der Kunde eine Online-Banking-Software aufs Handy lädt. Kontoabfragen erfolgen dann etwa via GPRS für Rappenbeträge, die der Kunde über seine Handyrechnung selbst bezahlt. Zudem bieten moderne Mobile-Banking-Lösungen die Möglichkeit, ohne weiteres auch aufwändigere Transaktionen wie Überweisungen oder Wertpapiergeschäfte zu erledigen.

Image bilden

In einigen EU-Ländern - etwa Frankreich, Belgien oder England - hat sich gezeigt, dass Banken durch neue Mobile-Banking-Angebote in nennenswerter Zahl neue Kunden gewinnen konnten. Zum einen ist da der Image-Aspekt: Die ersten Banken, die ihren Kunden ein innovatives Mobile Banking anbieten, werden den Erfahrungen in anderen Märkten zufolge vor allem bei den sogenannten «Early Adopters» beträchtliche Erfolge erzielen. Für diese meinungsbildende Zielgruppe der Technik-affinen 25- bis 49-jährigen ist ihr Handy ein Standardinstrument zur Gestaltung ihres Alltags. Und die Banken, die dieser Gruppe diese Leistung als Erste bieten, werden sich als besonders innovative Institute positionieren können.



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