Gut durchgebissen

Verkauf und Distribution

Erneut auf ein gutes Jahr können die Händler und Distributoren zurückblicken. Allerdings scheint der Corona-Goldrausch im Jahr 2020 doch etwas der Vergangenheit anzugehören. Dies zeigt sich auch bei den Umsatzzuwächsen der in diesem Bereich tätigen Top-500-Firmen. Im Bereich Verkauf und Distribution legten die gemeinsam erwirtschafteten Erlöse nur noch um 2,7 Prozent zu. Zum Vergleich: 2020 registrierte diese Sparte ein Plus von 9,2 Prozent.
Grund hierfür ist unter anderem auch, dass die Wachstumsraten im Online-Handel etwas nachgelassen haben. Dies zeigt zumindest die Gesamtmarkterhebung von Handelsverband.swiss, GfK und der Schweizerischen Post. Konnte der Online-Handel in der Schweiz 2020 noch um sagenhafte 27,2 Prozent zulegen, lag das Wachstum für 2021 «nur» noch bei 9,9 Prozent. Dabei zeigt sich auch, dass das Wachstum vor allem auf eine 11,6-prozentige Zunahme im Online-Inlandkonsum zurückzuführen ist, während der Einkauf im Ausland stagniert. Hier stellt der Handelsverband fest, dass hauptsächlich in Asien weniger bestellt worden ist.
“Es hat eine merkliche und weit­reichende Verlagerung vom stationären Handel auf Digital Commerce stattgefunden„
Rami Habib, Salesforce
Besonders beliebt ist es für die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten, Heimelektronik über elektronische Kanäle zu bestellen und einzukaufen. Jeder zweite Franken wird mittlerweile gemäss der Statistik in diesem Bereich online ausgegeben.
Für Distributoren und Grosshändler war dieses Nachlassen der astronomischen Online-Handelszuwächse durchaus spürbar. «Erfreulicherweise konnten Ladenbesitzerinnen und Ladenbesitzer ihre Geschäfte 2021 im Vergleich zum Vorjahr mit weniger Einschränkungen geöffnet halten, was die Verschiebung in Richtung Online-Geschäft verlangsamte», berichtet Andrej Golob, CEO von Alltron und Leiter des Bereichs Handelskunden der Competec-Gruppe. Daneben haben Lieferschwierigkeiten für eine Temporeduktion gesorgt. Golob spricht in diesem Zusammenhang von «herausfordernden mittelfristigen Konsequenzen der Pandemie auf den Welthandel». «Produktionsausfälle, Rohstoff- und Containerknappheit in Kombination mit global hoher Nachfrage haben im Jahresverlauf in immer mehr Sortimentssparten Lieferengpässe und teilweise auch Preiserhöhungen verursacht», berichtet er als Folge.
Dennoch läuft der Trend klar Richtung E-Commerce. Dies bestätigt auch Rami Habib, Senior Vice President und General Manager von Salesforce Schweiz. «Es hat eine merkliche und weitreichende Verlagerung vom stationären Handel, dem klassischen Einzelhandel, auf Digital Commerce – dem Online-Shopping – stattgefunden und die Grenzen dazwischen verblassen immer mehr», stellt Habib fest. «Wir erleben, wie sich unsere Kunden von der klassischen Denkweise trennen und den Mehrwert einer Hybridlösung für ihre Kunden schaffen, indem sie ihre Ware sowohl in der digitalen Welt als auch in physischen Verkaufspunkten oder Läden anbieten und somit Vertriebsketten mehrgleisig gedacht werden», gibt er zu bedenken. Insgesamt führe das zu einem stetigen Aufschwung des sogenannten Multichannel- und Omni­channel-Ansatzes, ist Habib überzeugt. «Eine zentrale Rolle spielt dabei ein 360-Grad-Blick auf den Kunden und die damit verknüpften Daten», meint er. Für ein umsatzstarkes Betätigungsfeld für die ICT-Industrie ist somit auch in diesem Fall künftig mehr als gesorgt.
Dieser Artikel ist im Rahmen der «Top 500»-Sonderausgabe von Computerworld erschienen. Das Heft einschliesslich Ranking lässt sich auf dieser Seite bestellen.



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