Top 500 – Spartenranking 05.09.2022, 06:39 Uhr

Gut durchgebissen

Auch 2021 haben die einzelnen Sparten der Schweizer ICT-Branche grundsätzlich von den Megatrends New Work, Cloud und Virtualisierung profitieren können. Unterschiede gibt es beim Ausmass und Tempo.
Wer beisst sich durch? Joel Wicki (oben) und Mike Müllestein beim Luzerner Kantonalen Schwingfest 2022
(Quelle: Keystone Urs Flüeler)
Die Aufholjagd nach der Corona-Krise hat 2021 begonnen, allerdings nicht in allen Sparten der Schweizer Informations- und Kommunikations-Technologie-Branche (ICT) gleich ausgeprägt. So konnten die von Computerworld erfassten umsatzstärksten ICT-Unternehmen der Schweiz zwar insgesamt 2021 gegenüber 2020 um 6,3 Prozent wachsen und damit ein historisch gesehen überdurchschnittliches Plus verzeichnen. Es gab aber auch Sparten, die noch besser performten. So konnten PC-Hersteller, die Software-Branche und die Halbleiter-Industrie sowie die Netzwerk-Ausrüster zweistellig zulegen. Hier lassen die Konsolidierungsphase in Sachen Bereitstellung von Remote-Arbeitsplätzen und das boomende Cloud-Geschäft grüssen. Dagegen war die Luft bei den Peripherie-Anbietern wieder etwas draussen. Sie konnten das phänomenale Wachstum von 2020, als diese Sparten-Erlöse um 12,9 Prozent zulegen konnten, nicht wiederholen und steigerten sich 2021 «nur» noch um 7,6 Prozent. Offenbar hat der Bedarf an Druckern und Webcams nach der ersten Heimbüro-Einrichtungsphase nachgelassen. Besonders kräftig, und zwar um 18,5 Prozent, ist derweil das Geschäft mit Cybersecurity gestiegen.
Das Server-Business ist allerdings geschrumpft. Dies hat damit zu tun, dass einerseits wichtige Player wie Huawei Federn lassen mussten, andererseits dass bei Firmen wie HPE und IBM der Verkauf von physischen Servern immer mehr durch das Angebot von Server-Dienstleistungen ersetzt wird. Richtig leiden unter den Folgen der Corona-Massnahmen musste letztes Jahr dagegen der Bereich Schule und Ausbildung. Die Umsätze sanken hier um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dass es den Bildungsinstituten nicht ganz so bös ergangen ist wie im Jahr zuvor, als ein Minus von 11,2 Prozent zu verzeichnen war, ist wohl hauptsächlich dem Umstand zuzuschreiben, dass einerseits einer der Player, nämlich WISS, sich im Berichtsjahr mit den KS Kaderschulen zusammengeschlossen hat, andererseits das Online-Schulungsformat doch auch mehr Akzeptanz gefunden und einen Teil der fehlenden Möglichkeiten zum Präsenzunterricht aufgefangen hat.

Auftragsbücher gut gefüllt

Auch das laufende Jahr dürfte der ICT-Branche gute Umsätze bescheren. Denn die von Computerworld befragten umsatzstärksten Unternehmen gaben auf die Frage nach der aktuellen Auftragslage mehrheitlich (53,2 %) zu Protokoll, dass diese besser sei als im Vorjahr. 42,3 Prozent meinten, dass sie sich ungefähr auf dem gleichen Niveau wie 2021 bewegt. Nur gerade 3,4 Prozent wiesen darauf hin, dass die Auftragslage 2022 schlechter sei als im Vorjahr. Damit scheinen die heimischen ICT-Unternehmen heuer leicht besser dazustehen als vor einem Jahr. Damals gaben mit 51,7 Prozent leicht weniger Firmen zu Protokoll, dass die Auftragslage besser sei als im Vorjahr.
Dabei scheinen die grösseren Unternehmen mit über 250 Mitarbeitenden prallere Auftragsbücher zu haben als der Durchschnitt. Von diesen gaben nämlich 58,5 Prozent an, dass die Auftragslage besser sei als im Vorjahr. Dagegen meinten nur 45,2 Prozent der mittelgrossen Unternehmen, eine bessere Auftragslage als 2021 zu haben. Die kleinen Firmen bewegen sich dagegen im Durchschnitt.
Allerdings muss wohl bei all diesen Angaben mit­berücksichtigt werden, dass seit der Durchführung der Computerworld-Umfrage im Frühjahr 2022 gemäss dem Stimmungsbarometer des Branchenverbands Swico die Unsicherheit in der ICT-Industrie gestiegen ist. Denn der «Swico ICT Index», der die drei Indikatoren «erwartete Umsatzveränderung», «erwartete Veränderung des Auftragseingangs» sowie die «erwartete Veränderung der Rentabilität» berücksichtigt, ist im dritten Quartal um 9,8 Punkte auf 114,5 Punkte gefallen. Trotz dieses Rückgangs bewegt sich der Index gemäss Swico nach wie vor «komfortabel über der Wachstumsgrenze». Dennoch sei in der Tendenz nun doch eine gewisse Besorgnis über die Entwicklung der geopolitischen Lage erkennbar und dementsprechend Zurückhaltung bei den Wachstums­prognosen der Branche, gibt der Verband zu bedenken.



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