Social Media 04.03.2014, 19:28 Uhr

Viel Nachholbedarf bei Schweizer Gemeinden

Die Schweizer Behörden sehen sich auf einem guten Weg bei elektronischen Dienstleistungen für die Bürger. Allein die Verwaltungen könnten die virtuellen Amtsschalter noch mehr unterstützen.
Thomas Reitze von IBM sah das Schweizer eGovernment auf gutem Weg
Die Schweiz hat seit sieben Jahren eine Strategie für das eGovernment-Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltungen. «Das gemeinsame Vorgehen über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg ist ganz wichtiges Ergebnis der Strategie», lobte Thomas Reitze von IBM Schweiz die Umsetzung des Bundesratsbeschlusses aus dem Jahr 2007. Damit sei die Schweiz auf einem guten Weg, wie die stetig wachsende Zufriedenheit mit eGovernment von Bevölkerung und Unternehmen zeige. Nach den Worten des Leads Global Business Services Government bei IBM Schweiz würden Innovationen im eGovernment hauptsächlich durch zwei Entwicklungen getrieben: Gesellschaft und Technologie. Sowohl hinter der gesellschaftlichen Entwicklung als auch dem technologischen Fortschritt hinke das eGovernment hierzulande allerdings hinterher, analysierte Reitze. «Die Behörden sind noch zu stark im Strukturdenken verhaftet. Erst langsam beginnt das Prozessdenken», sagte er. Gesellschaft und Technologie seien viel weiter. Der IBM-Manager forderte am Dienstag am «Swiss eGovernment Forum» in Bern die Politik auf, das die elektronische Verwaltung stärker zu unterstützen. «Im Bundesrat fehlt der ICT-Turbo», meinte Reitze.

Bundeskanzlei entdeckt Social Media

In der Bundeskanzlei schwört man unterdessen auf Social Media. Da die Jahresendnachricht des Bundesrats von der Presse in den letzten Jahren immer weniger beachtet wurde, setzt Bundesratssprecher André Simonazzi auf die neuen Medien: Er verbreitete die Nachricht via Twitter und als Videoblog. «Die Verwaltung schätzt die unmittelbare Rückenmeldung der Öffentlichkeit», erklärte Matthias Brüllmann, Fachexperte E-Government der Bundeskanzlei, an dem Anlass in Bern. Der Twitter-Kanal werde ausserdem gerade wegen seiner Limitierung geschätzt. «Kurze Nachrichten zwingen zur Klarheit und Präzision», ergänzte Brüllmann. Nächste Seite: aktiver als die Schweizer Luftwaffe Twitter habe noch einen anderen Vorzug, wusste der Kommunikationsspezialist: Das Medium sei schnell. Während der jüngsten Flugzeugentführung nach Genf hatte via Twitter der Vorfall im Bundeshaus längst die Runde gemacht, als die ersten Medienberichte eintrafen. Die Parlamentarier waren informiert – auch ausserhalb der «Bürozeiten» der Luftwaffe, spielte Brüllmann auf den Vorfall Mitte Februar an. Damals war die Luftwaffe verhöhnt worden, weil sie nur wochentags von 8:00 bis 12:00 Uhr und von 13:30 bis 17:00 Uhr einsatzbereit sind. Die gekaperte Maschine der Ethiopian Airlines musste von der französischen Luftwaffe zum Genfer Flughafen eskortiert werden.

Nachholbedarf bei Kanton und Gemeinden

Die Vernetzung via Twitter und Facebook unter den Politikern ist nach Meinung von Brüllmann ein Erfolgsmodell, das von den Behörden adaptiert werden sollte. Sie sollten die vorhandenen Ressourcen besser nutzen. «Es gibt rund 7000 Verwaltungs-Webseiten in der Schweiz. Dort sind lange Artikel über behördliche Abläufe zu finden. Oftmals kann der gleiche Service aber auch per Tweet oder Facebook-Post geboten werden», schlug der Bundeskanzlei-Mann vor. Bei CVP-Nationalrätin Kathy Riklin steiss auch Brüllmanns Vorschlag auf offene Ohren. Für sie steht die Transparenz als grösster Nutzen von eGovernment fest. Die Gesellschaft und die Technologie seien keine limitierenden Faktoren mehr, beide beförderten das Engagement der Verwaltungen noch. «Wir haben die Möglichkeiten und wir sollten sie nutzen», rief Riklin den Teilnehmern aus Behörden und der Industrie am «Swiss eGovernment Forum» zu.



Das könnte Sie auch interessieren