«Wir führen Firmen zu mehr Diversität»

Auch die Politik ist gefragt

CW: Was könnten eigentlich politische Akteure tun?
Vuillerat: Es wäre entscheidend, dass die Heiratsstrafe abgeschafft wird. Dadurch würde es sich für Frauen endlich lohnen, arbeiten zu gehen. Das hat zwar nicht direkt mit Führungskräften zu tun, aber diese politische Rahmen­setzung wirkt sich ebenfalls darauf aus, wie lange und wie viel eine Frau arbeitet. Auch braucht es mehr Kinderbetreuung, Ganztagesschulen und ähnliche Angebote, um Familien zu entlasten. Ebenfalls notwendig ist die Einführung eines obligatorischen Vaterschaftsurlaubs.
Fischer: Mich erstaunt immer wieder, dass ein Staat so viel für die Ausbildung ausgibt, schliesslich sind 60 Prozent der Universitätsabgänger Frauen. Dann diese Investition aber wieder verpuffen lässt, indem Barrieren wie Heiratsstrafe, Kinderbetreuungskosten und ein nicht existierender Vaterschaftsurlaub aufgestellt werden, welche die Frauen vom Arbeiten abhalten. Das ist, kurz gesagt, volkswirtschaftlicher Blödsinn. Kein privat organisiertes Unternehmen würde diesen negativen ROI zulassen.
CW: Witty Works ist seit fast einem Jahr am Markt. Welche nächsten Schritte haben Sie geplant?
Fischer: Die Tools in der Rekrutierung werden mittels Software automatisiert. Somit ist es jedem Unternehmen möglich, Diversität einfach zu rekrutieren. Damit erzielen wir auch einen Skaleneffekt, sodass es mit der Diversität in der Schweizer Wirtschaft schneller vorwärtsgehen kann. Auch wollen wir mit einem zusätzlichen Tool zukünftig messen können, wo ein Unternehmen in der Entwicklung einer offenen, inklusiven Kultur steht.
Vuillerat: Ich spüre im Moment, dass sich Veranstalter von Tech-Events um mehr Besucherinnen, Keynote-Spea­kerinnen oder weibliche Jurymitglieder bemühen und sich an uns wenden. Allerdings sind die wenigsten bereit, für die Vermittlung zu bezahlen oder die nötige Zeit zu investieren. Es wird einfach erwartet, dass man Namen erhält. Das zeigt mir, dass es den Veranstaltern eigentlich egal ist. Aber der äussere Druck steigt. Die Besucherinnen und Besucher reagieren in den sozialen Medien oder bei den Anmeldungen, wenn es zu wenig oder gar keine Frauen auf der Bühne oder im Publikum hat. Hier verfolgen wir die Idee, selbst ein Netzwerk aufzubauen. Mit möglichen Referentinnen und Expertinnen für Panel-Diskussionen.



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