Konzentration aufs Wesentliche

Agilität: Konzentration aufs Wesentliche

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit agile Projekte nicht ins Chaos abgleiten?

Wenn Agilität tatsächlich gelebt wird, existiert diese Gefahr nicht, da diese Vorgehensweise inhärent eine sehr hohe Disziplin von allen Beteiligten einfordert.
Gefahren sehe ich vielmehr bei Teams, die eine Vorgehensweise einsetzen, für die sie keine Verantwortung haben. Das hat oft zur Folge, dass jeder auf eigene Faust entscheidet, welche Regeln sinnvoll sind und welche nicht. Dadurch entsteht eine uneinheitliche Vorgehensweise im Team. Diese Entwicklung sehe ich häufig beim Einsatz unternehmensweiter Prozesse. Dort beobachte ich bei der Analyse üblicherweise, dass im Unternehmen drei verschiedene Vorgehensweisen existieren: die offizielle, sprich unternehmensweite, dann jene Vorgehensweise, die das Team zu leben glaubt und schliesslich die Vorgehensweise, mit der tatsächlich Code produziert wird.
Ein agiles Team hingegen übernimmt die Eigenverantwortung für die Vorgehensweise. Diese wird regelmässig mittels der Retrospektiven analysiert und das Team trifft dann gemeinsam notwendige Entscheidungen, um die Effektivität zur Maximierung des Geschäftswerts zu verbessern.

Was sind die häufigsten Stolpersteine in agilen Projekten?

Einer der grössten Vorteile der agilen Entwicklung stellt gleichzeitig den grössten Stolperstein dar: Durch die häufige Rückkopplung auf den verschiedenen Ebenen wie Funktionalität, Kundenakzeptanz, Qualität, Schätzungen, etc., werden Probleme nicht nur schneller, sondern auch besser offensichtlich. Um Dierk König von Canoo zu zitieren: . Das ist meiner Ansicht nach definitiv etwas Positives.

Warum?

Nur wenn man die Probleme erkennt, kann man sie auch adressieren. Ich beobachte jedoch immer wieder, dass dies zu wenig genutzt wird und dass es immer wieder Bestrebungen gibt, die offensichtlichen Probleme nicht sehen zu wollen. Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Ein agiles Team misst und kennt daher auch seine Entwicklungsgeschwindigkeit. Das heisst, es ist vollkommen verifizierbar und transparent, wieviel mit jeder Iteration geliefert werden kann. Mithilfe dieser Entwicklungsgeschwindigkeit rechnet man dann den Gesamtprojektplan hoch, beziehungsweise verifiziert ihn regelmässig. Das Ergebnis dieser Verifikation kann nun sein, dass das Endziel nicht in der gegebenen Zeit erreichbar ist. In solchen Situationen erlebe ich immer wieder, dass das Management dies nicht wahrhaben will und die Augen davor verschliesst. Es nutzt dieses mächtige Werkzeug der Entwicklungsgeschwindigkeit nicht, um sich mit dem Kunden insofern abzustimmen, was letztendlich in der gegebenen Zeit geliefert werden kann, beziehungsweise soll. Stattdessen wird die Entwicklungsgeschwindigkeit ignoriert, die Kunden werden nicht gewarnt und weiterhin wird ihnen versprochen, dass das Unmögliche möglich sei.
Agile Entwicklung verlangt Transparenz und Offenheit und dies auch - oder gerade - gegenüber dem Kunden.

Sind die agilen Methoden heute tatsächlich ausgereift und eignen sie sich auch für den Einsatz in geschäftskritischen Projekten?

Gerade Mission-Critical-Projekte profitieren davon, da man sich mithilfe eines agilen Prozesses auf das Wesentliche konzentriert und nicht die Zeit mit Unnützem verplempert. Weiterhin ist es gerade für solche Projekte essenziell, frühzeitig die Risiken und Probleme zu erkennen. Aus diesem Grund waren meine ersten agilen Projekte allesamt geschäftskritisch.



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