27.05.2011, 09:11 Uhr

Tatort Cloud

Wenige Fälle von Datenklau in der Cloud sind so plakativ wie der Raubzug im PlayStation Network. Forscher wollen die Komplexität von Cloud-Delikten reduzieren, um den Tätern auf die Spur zu kommen.
Der illegale Handel mit digitalen Daten ist mittlerweile ein Milliardengeschäft. Jüngst musste Sony einräumen, dass Millionen von Benutzerdaten aus dem PlayStation Network und dem Dienst Sony Online Entertainment entwendet wurden. Hinter diesen Services werkeln rund 130 Server und 50 Software-Lösungen. Während Ermittler früher PCs und Datenträger schlicht beschlagnahmen oder zumindest kopieren konnten, stehen sie bei korrumpierten IT-Infrastrukturen vor neuen Herausforderungen. Mit der Beweissicherung in Cloud-Umgebungen befassen sich zurzeit die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt. «Wie kommen die Ermittler in der Cloud an die relevanten Datenspuren?», stellt Markus Schneider, stellvertretenden Leiter des SIT, eine zentrale Frage.

Wie beschlagnahmt man eine Cloud?

Herkömmliche Fahndungsmethoden – etwa dass die Polizei ein Rechenzentrum stürmt und alle Datenträger mitnimmt – sind in Cloud-Szenarien fehl am Platz. Man würde nur einen Teil der Beweise sichern, da die Daten über viele Rechenzentren verteilt vorgehalten werden. Auch würden die Ermittler nicht nur die Daten der Verdächtigen, sondern auch Informationen von Millionen anderen Personen beschlagnahmen. Ein Methode, um Spuren in komplexen IT-Landschaften zu finden, ist die Analyse von Logfiles. Hier sind die Interaktion von Verdächtigen mit dem Cloud-Dienst festgehalten. Laut SIT-Forscher Schneider werde die Recherche aber dadurch erschwert, dass einerseits jeder Cloud-Anbieter spezielle Protokolle und Formate verwendet. Andererseits nutzen Cloud-Anbieter häufig selbst wieder Cloud-Dienste. Dann schlössen sich die Fragen an, wo die Daten wirklich liegen und welches Recht gelte. Die rechtlichen, operationalen und technischen Grundlagen müssen von den Cloud-Ermittlern zwingend geprüft werden, wenn sie die Täter finden wollen. «Nur, wenn man alles zusammen sieht, ergibt sich ein belastbares Bild. Deswegen ist es wichtig, jeder Spur nachzugehen und objektive Beweise zu finden», mahnt Sicherheitsexperte Schneider.



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