16.05.2013, 16:46 Uhr

SAP revolutioniert den Schweizer Fussball

Strategie-Analysen in Echtzeit könnten den Schweizer Fussball demnächst an die Weltspitze katapultieren. Technische Grundlage sind SAPs Big-Data-Appliance HANA und Sensoren in den Schienbeinschützern der Feldspieler.
Schweizer Fussball: Mit HANA und Echtzeit-Analysen an die Weltspitze.
"SAPs Hochgeschwindigkeits-Appliance HANA kann auch Sensordaten verarbeiten", sagte SAPs Franz Färber auf der Hausmesse Sapphire, die zeitgleich in Walldorf und Orlando stattfand. Die aktuellste, spannendste und attraktivste HANA-Applikation heisst "SAP for Sports & Entertainment". Fussball-Trainer und Spieler analysieren damit in Echtzeit die Spielzüge auf dem Fussballfeld. Sensoren in den Schienbeinschützern der Feldspieler füttern SAPs Analytics Engine mit Daten, die dann in Realtime ausgewertet werden. Der Deutsche Fussballbund (DFB), der FC Chelsea und der TSG Hoffenheim seien an der Sache interessiert, betont Färber. Gut möglich, dass Big Data Analytics und In Memory jetzt auch im Sport eine neue Ära einleiten. In der Automobilindustrie und im Rennsport hat Big Data bereits Fuss gefasst. Auf der SAP Sapphire in Orlando, das Gespräch wurde live nach Walldorf übertragen, plauderte der HANA-Pilotkunde McLaren aus dem Nähkästchen. Sensoren an Motor und Karosserie sammeln während des Rennens Daten über Zustand und Auslastung des Formel-1-Boliden. In-Memory-Technologie gestattet es, sozusagen auf Faktengrundlage die Einstellungen des Fahrzeugs in Echtzeit zu optimieren. Nicht unähnlich einem Unternehmen, das sich sehr schnell an veränderte Marktbedingungen anpassen muss. Im zivilen Personenkraftverkehr gewinnt die Idee der sensorgestützten Echtzeitanalyse ebenfalls immer mehr Anhänger. "Wir führen zurzeit ein Projekt mit Pirelli durch und sind mit Automobilherstellern wie BMW im Gespräch", sagte Färber zu CW. Die Hersteller erhoffen sich von der Sensoranalyse eine verbesserte präventive Wartung der Fahrzeuge, sinkende Kosten, geringere Ausfallquoten und letztlich zufriedenere Kunden.

Sapphire-Neuheit: HANA Enterprise Cloud

Sensoren, die Daten erfassen und an Analysemaschinen weiterleiten, sind eigentlich nichts Neues. Schon seit Jahren geistert der Trend als "Internet der Dinge" durch die Fachwelt. Eine superschnelle In-Memory-Maschine wie HANA soll dafür jedoch besonders gut geeignet sein. Der Hersteller spricht von Performance-Vorteile um den Faktor 1000x bis - in Einzelfällen - 100.000x. Der eigentliche Knüller ging eigentlich schon vor der SAP-Hausmesse Sapphire über die Ticker: ein Mietmodell namens HANA Enterprise Cloud, mit allen Vorteilen der Cloud wie Skalierbarkeit und Agilität, und allen Performance-Vorteilen von In-Memory HANA. Seit etwa zwei Jahren propagiert SAP seine In-Memory-Datenbank HANA als technologische Grundlage für alle seine Business-Anwendungen. Das KMU-ERP Business One läuft seit einigen Monaten auf HANA, die grössere Enterprise Suite kam Anfang des Jahres dazu. "Die Kombination bringt den echten Mehrwert", betonte SAPs Sven Denecken auf der Sapphire. Und in der Tat: Big Data Analytics in der Cloud macht eigentlich nur Sinn, wenn die Daten schon in der Cloud lagern, und nicht erst mühsam dorthin hochgeladen werden müssen. Nächste Seite: So nutzen Sie die HANA-Cloud

HANA: Echtes Mietmodell?

SAP haut, wenn es um ihre "Lady HANA" geht, mächtig auf die Werbetrommel. Mit HANA sollen Schweizer Country Leader ihre Unternehmen so schnell, agil und leichthändig steuern können wie McLaren seine Rennwagen. Füt die HANA Enterprise Cloud gilt jedoch bis auf weiteres, so war es auf der Sapphire zu hören, das Lizenzmodell "Bring your own licence". Zwar gibt es Migrationspfade von HANA on-premise auf HANA in der Cloud. Aber Neukunden, die ohne den Umweg über on-premise die HANA in der Cloud mieten wollen, haben ja noch gar keine Lizenzen. SAP blieb die Antwort auf HANA-Cloud-Lizenzen (für Neukunden) bislang schuldig. Auch der Ehrentitel "Petabyte-Cloud", der für die neu lancierte HANA Enterprise Cloud auf der Sapphire herumgeisterte, weckt falsche Erwartungen. Als obere Grenze nannte SAP-Co-CEO auf Nachfrage von CW die Wegmarke 100 Terabyte (gleich 0,1 PetaByte). Für die Analyse von ERP- und Kundendaten reicht das zwar locker aus. Echte Big-Data-Petabyte-Apps, man denke an Google, Facebook, Amazon oder Walmart, sprengen die 100-Terabyte-Grenze aber recht schnell. Für die Sensoranalyse der Grosskonzerne, die in Petabytes rechnen, ist HANA daher nur eingeschränkt geeignet.

KMU-Referenzkunden

Für den punkto Datenvolumen schlankeren Schweizer Mittelstand dagegen schon. SAPs Franz Färber nannte als typische Anwendungen etwa die Materialplanung (Stücklisten, Maschinenauslastung), die Ausgabenplanung und den aufwendigen Jahresabschluss, der mit einer HANA jeden Tag, also in Echtzeit, durchgeführt werden könnte. "HANA wird das klassische Data Warehouse ersetzen", sagte Färber. Als typische Mittelstandskunden, die HANA bereits einsetzen, führt SAP zum Beispiel Bosch Siemens Hausgeräte, Kaeser Kompressoren und den Baumaschinenhersteller Hilti an.



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