CeBIT-Interview 02.03.2011, 16:46 Uhr

Was hält Salesforce von Microsoft, SAP und Oracle?

Microsoft startet Dynamics CRM, SAP Sales OnDemand und Oracle wirft seine Fusion Apps auf den Markt. Läuten beim OnDemand-Marktführer Salesforce jetzt die Alarmglocken? CW sprach mit Salesforce-Co-Gründer Parker Harris.
Parker Harris von Salesforce
100.000 Kunden sind nicht wenig. Cloud-Pionier Salesforce ist mit seinem OnDemand-CRM seit 12 Jahren erfolgreich auf dem Markt, hat sein Angebot mit VMforce (Java aus der Cloud), der Kollaborationsplattform Chatter und mit RemedyForce (System-Management aus der Cloud) ständig erweitert. Aber die Konkurrenz schläft nicht, nimmt die Cloud ins Visier. Microsoft ging mit Dynamics CRM online, SAP startete auf der CeBIT die Vertriebslösung Sales OnDemand und Oracle hat seine Fusion Business-Apps für das zweite Quartal 2011 in Aussicht gestellt. Was braut sich da zusammen? CW stellte Salesforce-Co-Gründer Parker Harris auf der CeBIT einige unangenehme Fragen. CW: Mister Harris, wie ernst nehmen Sie die Konkurrenzangebote von Microsoft, Oracle und SAP? Läuten bei Salesforce jetzt die Alarmglocken? Harris: Fangen wir mit Oracle an. Oracle hat, im Gegensatz zu Salesforce, keine Multi-Tenancy-Architektur, mit der man beträchtliche Skaleneffekte erzielen und Cloud-Dienste sehr kostengünstig anbieten kann. Oracle zielt auf den HighEnd-Marktsektor, also auf grosse Unternehmen. CW: Als Cloud-Kunde ist es mir doch egal, welche Systemarchitektur mein Cloud-Provider fährt. Ein zuverlässiger, preiswerter Service ist mit wichtiger. Harris: Da gebe ich Ihnen recht. Ich glaube aber, dass Oracles Technologie für KMU nicht bezahlbar ist und sich auch nicht lohnt. Oracle fokussiert sich auf den hochpreisigen Appliances-Markt und wird die mit Exadata und Exalogic begonnene Produktlinie weiterführen. Oracle konkurriert mit Salesforce (allenfalls) im HighEnd-Sektor. CW: Was halten Sie von Microsofts Cloud-Angeboten? Harris: Microsoft macht einen guten Job und ist in meinen Augen ein ernst zu nehmender Konkurrent, vor allem wegen seines tiefen Channels. Da müssen wir die Augen offen halten, denn Microsoft hat in den Gründerjahren des Web mit seinem Internet Explorer auch die Marktdominanz von Netscape gebrochen. Das sollte uns zur Vorsicht gemahnen. Redmond bewegt sich jetzt in die Cloud, ist aber aus alten Tagen gewöhnt, den Desktop zu kontrollieren. In Redmond hat sich noch nicht das richtige Cloud-Denken durchgesetzt. Microsoft steckt immer noch im alten, proprietären Lizenzdenken fest. Wir dagegen haben unsere Angebote konsequent für die Cloud entwickelt. CW: Microsoft hat also kein technologisches, sondern eher ein mentales Problem? Harris: So könnte man es sehen. Zum dritten Konkurrenten SAP, denn Sie anfangs erwähnt haben. Ich habe ein Video von SAPs neuem Sales onDemand gesehen, und das scheint eine recht gute Lösung zu sein. Aber es klafft eine grosse Lücke zwischen der Lösung und dem, was Unternehmen brauchen, um wirklich erfolgreich zu sein. Bei SAP vermisse ich punkto Cloud die konsequente, strategische Ausrichtung, die aufzeigt: Dorthin wollen wir gehen, das wollen wir erreichen. Das fehlt bisher noch. Zumindest zurzeit sehr ich für Salesforce keine ernsthafte Konkurrenz.



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