04.04.2016, 15:40 Uhr

Wer ist der Beste in der Cloud - Microsoft, IBM, SAP, Salesforce, Amazon, Oracle, Google?

Die vier stärksten Software-Unternehmen der Welt kennt jeder. Aber wer hat zukünftig in der Cloud das Sagen? Die Meinungen darüber gehen gar nicht so weit auseinander.
Die vier grössten Software-Unternehmen der Welt aufzuzählen fällt nicht schwer. Microsoft, IBM, Oracle und SAP heissen die globalen Topshots. An der Spitze steht Microsoft mit Office, Windows und Azure, dann kommt IBM mit seiner Biz-Software, Oracle mit seiner Datenbank und SAP mit seinem ERP. Soweit, so klar. Zusammen nahmen die vier Marktführer - so schätzt Computerworld - im Geschäftsjahr 2015 etwa 140 Milliarden Dollar ein. Die Cloud aber wird die mächtigen Vier kräftig durcheinander wirbeln. Einige werden sich behaupten, andere nicht. Infoworld sieht in Zukunft Amazon, Microsoft, Google und IBM an der Spitze der Cloud, und macht das an den aktuellen Umsatzzahlen fest. Amazon ist Marktführer im Infrastruktur-as-a-Service-Markt, hat aber auch sein Software-Angebot stark ausgeweitet. Der ehemalige Online-Buchhändler wuchs im Jahresvergleich um 80 Prozent und setzte 2015 in der Cloud mehr als sieben Milliarden Dollar um. Amazon ist damit der aktuelle Spitzenverdiener und wird es laut Infoworld auch in Zukunft bleiben. An zweiter Stelle folgt Microsoft mit fünf Milliarden und Office 365 sowie Azure als Hauptumsatztreiber. Die Analystenfirma FBR Capital Markets schätzt, dass Redmond 2016 in der Cloud die 8-Milliarden-Umsatzmarke knacken könnte. IBM wuchs um 45 Prozent und erzielte mit seinen Cloud-Angeboten 2015 einen Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Dollar.

Googles ambitionierte Pläne

Google/Alphabet zieht seine Umsatzmilliarden aus der Internet-Werbung. Zahlen zu seinen Cloud-Umsätzen rückte der Konzern bislang nicht heraus. Experten schätzen sie auf bescheidene 400 Millionen Dollar. Aber Google plant ambitioniert: Der Schweizer Urs Hölzle, Software-Chef bei Google, prophezeite jüngst, dass in fünf Jahren die Cloud-Umsätze des Konzerns die Werbeumsätze übersteigen würden. Das waren 2015 etwa 65 Milliarden Dollar.

1,7 Millionen Google-Apps

Man kann das als Marketing-Protzerei abtun, oder aber als Kampfansage verstehen. Immerhin hat die Firma über ihre App Engine 1,7 Millionen Apps ausgerollt, Gartner schätzt die Anzahl der App-Engine-Kunden auf etwa 10'000, höchstwahrscheinlich noch mehr. Allerdings ist die Google App Engine in der professionellen Enterprise IT zurzeit noch stark unterrepräsentiert. Wer in Zukunft in der Cloud das Sagen hat, ob Microsoft, IBM, SAP oder Google, das wird sich vor allem an der Software-Entwicklerfront entscheiden. Platform-as-a-Service-Angebote (PaaS) - also Entwickler-Frameworks in der Cloud - haben dabei eine hoch strategische Bedeutung. Mit ihnen basteln Programmierer Branchenlösungen und Ad-ons, mit denen Kunden die standardisierte Cloud-Software ergänzen und besser auf ihre Bedürfnisse zuschneiden können. Gartner sieht in seinem jüngsten magischen Quadranten in Sachen Cloud-Software-Entwicklung Microsoft und Salesforce an der Spitze (Magic Quadrant for Enterprise Application Platform as a Service, März 2016). Dann kommt lange nichts. Google stufen die Gartner-Analysten als Herausforderer ein, IBM, SAP und Oracle gelten als Visionäre.

Ist Salesforce zu teuer?

Der Cloud-Pionier Salesforce ist seit mehr als 16 Jahren auf dem Markt und startete sein Cloud-CRM 1999. 2007 folgte die Cloud-Entwicklerplattform (PaaS)  Force.com, später erweitert durch Heroku und umbenannt in "Lightning". Salesforce war damit der Konkurrenz weit voraus und setzt aktuell in der Cloud am meisten Geld um. Allein das PaaS spült jährlich 1 Milliarde Dollar in die Kassen. Die Firma gilt aber auch als recht teuer. Die Hälfte der von Gartner befragten Salesforce-Kunden bewerteten das Preis-Leistungsverhältnis lediglich mit "ok (fair)" oder schlechter. Microsoft wiederum, der zweite Leader im Gartner-Quadranten, kann auf Millionen von .NET-Entwicklern bauen, die möglicherweise nur darauf warten, in die Azure-Cloud zu migrieren. Wie auch immer, das Potenzial ist immens. Allerdings sollte sich, so Gartner, Microsoft sich nicht auf Nebenkriegsschauplätzen verausgaben und sich stärker auf sein Kern-PaaS konzentrieren. Insbesondere der strategische Fokus, mit Amazon zu konkurrieren, koste unnötig Kraft, meint Gartner.

Microsoft muss Synergie-Effekte nutzen

Ausserdem, und das wiegt schwerer, sei Microsofts SaaS-Angebot - wie Dynamics und Office 365 - noch nicht mit seiner Entwicklungsumgebung (PaaS) integriert. Das sollte Microsoft schleunigst nachholen, um von SaaS/PaaS-Synergien zu profitieren, rät Gartner. Dynamics- und Office-365-Kunden könnten dann "nahtlos" ihre Cloud-Standard-Software entweder eigenhändig oder mithilfe der Software von Drittanbietern anpassen oder ergänzen.

SAPs loyale Stammkunden

Bei SAP lobt Gartner unter anderem die hohe Integrationsdichte der Hana Cloud Platform (HCP) mit der S/4-Hana-Produktserie und dem SaaS-Angebot. Die von Garnter befragten HCP-Kunden lobten besonders die Integration und die Bedienfreundlichkeit für Endanwender. Allerdings sei die HCP ausserhalb der SAP-Kundschaft noch zu wenig bekannt, moniert Gartner. SAP sollte sich nicht zu sehr auf die Loyalität seiner Stammkundschaft verlassen, weil das längerfristig der Wettbewerbsfähigkeit schaden könnte.



Das könnte Sie auch interessieren