IoT – Aufbruch oder Ernüchterung?

IoT-Boom voll im Gange

Der Mobilfunkausrüster Ericsson setzt sich traditionell für eine totale Vernetzung ein und untermauert diesen Trend durch den halbjährlich erscheinenden EricssonMobility Report. Darin wurde im November vergangenen Jahres die Zahl der Mobilfunk-IoT-Verbindungen für 2024 auf zirka 4,1 Milliarden geschätzt, davon 2,7 Milliarde alleine in Nordostasien.
Martin Bürki, Managing Director Switzerland, Ericsson
Quelle: Rüdiger Sellin
Service Provider setzen in ihren LTE-Netzen sowohl die Standards Cat-M1 als auch NB-IoT ein, um unterschiedliche Anwendungsfälle abzudecken. So verwundert die Einschätzung vom Schweizer Ericsson-Chef Martin Bürki nicht, dass dabei insbesondere 5G eine zentrale Rolle spielt, denn bereits vor rund 10 Jahren hiess von Seiten des Herstellers: «Alles, was von einer Verbindung profitiert, wird eine haben». IoT ist Realität geworden und betrifft uns alle, ob im privaten Umfeld oder im Business.
Zwar hat sich die Euphorie für IoT abgeschwächt, was wohl auch daran liegt, dass viele Unternehmen bei IoT längst aktiv sind. Vielerorts kommt die Umsetzung jedoch nur schleppend voran. Tobias Stähle, Sales Director SCM bei Oracle Deutschland, widerlegte anhand einer Studie zunächst, dass Europa bei IoT gegenüber Asien zurückliegt.
Industrie 4.0 ist hier an der Front angekommen, wobei andere Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate näher am Kunden agieren. Hier wie dort stehen die Daten im Zentrum – bei einem Datenbankanbieter wie Oracle keine wirkliche Überraschung.
Laut Thomas Koch, Head of IoT bei der Schweizerischen Post, geht es bei IoT weder um das Internet noch um Dinge, sondern vor allem um Daten und deren Nutzung. Während ein Sensor für Postkunden nur wenig Daten via LoRaWAN absetzt, schickt eine neuartige Überwachung der Sortieranlage für Postsendungen ihre riesigen Datenmengen via lokalem 5G-Sender in die Mobile Edge Cloud (MEC). Dank MEC hätten IoT-Anwendungen einen schnellen lokalen Zugriff auf die gerade benötigten Daten und speichern dort jeden Arbeitsschritt nachvollziehbar ab.
Für Gavan Colett, Head of Digital bei Cablex und einer der Treiber von Ibion, ist die Zukunft heute. Fahrer von E-Bikes können Ibions Powerstations genannte Ladestationen via App finden und Tauschbatterien für Elektro-Zweiräder beziehen, so dass bisherige Probleme mit limitierter Reichweite, langen Ladezeiten und hohen Anschaffungskosten der Vergangenheit angehören. Nebst Infrastruktur bietet Ibion auch den Service, Unterhalt und die Vermietung der Powerstations an.

Fazit

In der Summe schwebt über dem Thema IoT oft noch immer der Start-up Spirit. Die verwendeten Technologien sind jung und entwickeln sich schnell. Trotz dieser Fragilität setzen viele Schweizer Firmen jedoch mit Erfolg auf IoT und verbessern ihre Dienstleistungen oder haben diese bereits nachhaltig optimiert.
Sie nahmen sich dem Thema IoT allerdings selbst an und verliessen sich nicht nur auf externe Partnerfirmen. Daraus entstanden spannende Anwendungen und Use Cases.
Autor
Rüdiger Sellin
ist Diplom-Ingenieur (FH) und arbeitet seit 1992 als Fachjournalist SFJ/MAZ mit den Schwerpunkten ICT und Elektrotechnik.



Das könnte Sie auch interessieren