Digitale Transporthilfen

Land der ÖV-Apps

Statistiken hin oder her: Viele der spannendsten IT-Projekte drehen sich in der Branche um den öffentlichen Verkehr, was im Bahn-Land Schweiz auch nicht verwunderlich ist. Trotz auch im zweiten Corona-Jahr reduziertem Fahrgastaufkommen steht das Wohl der Passagiere im Fokus vieler digitaler Vorhaben. So werden laufend ÖV-Apps fürs Smartphone in neuen Regionen zur Verfügung gestellt oder deren Funktionalität erhöht sowie zusammengeführt.
Bestes Beispiel ist die «öV Plus App», die für den Berner Nah- und Regionalverkehr entwickelt wurde. Diese deckt seit 2021 auch die Ost- und Zentralschweiz ab. «Die öV Plus App ist die erste Lösung der Schweiz, welche Echtzeit- sowie Verkehrsinformationen von 17 Transportunternehmen für den Orts- und Regionalverkehr in einer App vereint», freut sich Roman Gattlen, Leiter Marketing bei Bernmobil, anlässlich der Ankündigung der Erweiterung. Damit könnten sich Fahrgäste über Verspätungen oder Umleitungen infolge Verkehrsüberlastung, Baustellen oder Veranstaltungen in Echtzeit informieren lassen, was die Reiseplanung vereinfache.
Die überarbeitete ZVV-App bietet personalisierte Verbindungsoptionen
Quelle: ZVV
Derweil haben auch die Zürcher an ihrer ÖV-App geschraubt. Konkret hat der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) die Funktionen der bisherigen separaten Apps für den Ticketverkauf und die Fahrplanabfrage zusammengeführt und zur einheitlichen «ZVV-App» zusammengeschweisst.
Aber auch die Funktionalität wurde bei dieser Gelegenheit erweitert: Denn zusätzlich bietet die ZVV-App eine neue, smarte Verbindungsanzeige direkt auf der Startseite an. Ganz ohne Fahrplanabfrage werden aufgrund der gespeicherten Orte, Reisegewohnheiten und des momentanen Aufenthaltsorts die nächsten Abfahrtsmöglichkeiten oder Verspätungsmeldungen angezeigt.
Wie zahlreiche Schweizer Transportunternehmen setzt auch der ZVV auf ein Check-in-Ticket-System für Reisende, die eher spontan und flexibel den ÖV nutzen wollen. Fahrgäste müssen in diesem Fall vor der Abfahrt ein und nach der Reise wieder auschecken. Die Abrechnung erfolgt dann täglich über das gewählte Zahlungsmittel. Neu wird beim ZVV das Hintergrundsystem für die Check-in-Funktion von Fairtiq bereitgestellt, dies nachdem das bisherige System «Lezzgo» der BLS eingestellt wurde.
Und auch Fairtiq, die im Berichtsjahr die 30-millionste Fahrt als Meilenstein vermelden konnte, verfeinert ihr System weiter und verspricht mehr Komfort. Denn offenbar kommt es oft vor, dass Passagiere zwar ihre Reise einchecken, aber – glücklich am Zielort angekommen – vergessen, sich wieder vom System abzumelden. Diesen Reisenden bietet Fairtiq nun mit «Smart Stop» eine intelligente Check-out-Hilfe an. Denn laut Anbieterin reagiert das System nicht einfach schlicht darauf, dass eine Person aus einem Verkehrsmittel aussteigt – schliesslich könnte die Fahrt ja nach einer kurzen Wartezeit und dem Umsteigen fortgesetzt werden. Das Hintergrundsystem der Fairtiq-App ist stattdessen darauf trainiert, Fortbewegungs­arten zu identifizieren. So kann «Smart Stop» offenbar anhand der Auswertung von Ortsdaten nicht nur ermitteln, ob die Person sich zu Fuss oder gar nicht mehr bewegt, sondern auch, ob sie vom öffentlichen Verkehrsmittel in ein anderes Fortbewegungsmittel umgestiegen ist, beispielsweise in einen Personenwagen oder in ein Taxi.



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