Von Cloud zu Cloud springen 07.02.2018, 14:30 Uhr

Strategien für das Multi-Cloud-Management

Eine Multi-Cloud-Strategie ermöglicht den Einsatz unterschiedlichster Cloud-Dienste. Computerworld zeigt, was es bei der praktischen Umsetzung einer Multi-Cloud zu beachten gilt.
(Quelle: voyager624 / shutterstock.com)
Über die Vorteile der Cloud muss man den meisten Unternehmen nichts mehr erzählen. Die Cloud gehört zum Standard in den IT-Landschaften und gilt als Architektur der Zukunft – immer mehr Bereiche der IT werden quasi Software-defined.
So verwundert es nicht, dass über 80 Prozent der deutschen Mittelständler künftig Cloud-Computing als strategischen Bestandteil ihrer IT betrachten. Bereits heute umfassen die Ausgaben für Cloud-Computing knapp 42 Prozent des gesamten IT-Budgets. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie «Hybrid- & Multi-Cloud-Services im deutschen Mittelstand» des Forschungs- und Beratungsunternehmens Crisp Research.

Zukunft Multi-Cloud

In den meisten Unternehmen lassen sich die bestehenden Anforderungen jedoch nicht durch «den» einen Cloud-Dienst und ein einziges Deployment-Modell – Private Cloud oder Public Cloud – erfüllen, die alle Einsatzbereiche eines Unternehmens abdecken. Wie bei On-Premise-Software hat jede Cloud-Lösung ihre Vor- und Nachteile. Meist landet man daher bei einer Multi-Cloud. Experten halten sie für die zukunftsträchtigste Form der Cloud-Nutzung. Sie ist eine Verbindung unterschiedlichster Clouds, die sich für den Anwender wie eine einzige grosse Cloud verhalten. Häufig ist auch von einer Multi-Vendor-Cloud die Rede.
Mit einer Multi-Cloud-Strategie setzt man als Unternehmen genau die Cloud-Dienste ein, die für die jeweiligen Anwendungsbereiche die besten sind – Stichwort Best of Breed. Die Zusammensetzung der einzelnen Dienste und Anbieter lässt sich bei geänderten Anforderungen oder Leistungsumfängen und Konditionen einzelner Cloud-Dienste jederzeit anpassen. Im Vergleich zur Hybrid Cloud ermöglicht eine Multi-Cloud einen deutlich grösseren Spielraum, was die Kombination von Cloud und Bereitstellungsmodellen angeht.
Die Nutzung unterschiedlichster Cloud-Anbieter und -Dienste schützt Unternehmen vor einem Vendor-Lock-in, also der Abhängigkeit von einem Anbieter. Denn das ist ein grosser Nachteil der Cloud: Die Anwendungen und die Daten befinden sich in fremden Händen. Das Unternehmen ist der Infrastruktur und der Ausfallsicherheit des Anbieters ausgeliefert. Daher ist eine Risikostreuung durch die Nutzung mehrerer Clouds wichtig.
Das Beispiel des US-amerikanischen Cloud-Anbieters Nirvanix zeigt, was passieren kann, wenn ein Anbieter dichtmacht: Der Cloud-Dienst, übrigens einst Partner von IBM und von den Gartner-Analysten als Top-Cloud-Anbieter eingestuft, stellte 2013 innerhalb weniger Wochen nach der Ankündigung seine Dienste ein. Viele Unternehmen hatten Mühe, ihre Daten in so kurzer Zeit umzuziehen und ihre Systeme anzupassen.
Auch die Sicherheit beziehungsweise Verfügbarkeit der IT steigt mit einer Multi-Cloud-Strategie. Für den Ausfall eines Cloud-Dienstes braucht es nicht viel. Manchmal reicht bereits ein Stromausfall oder das Missgeschick eines Mitarbeiters. Welche Auswirkungen das haben kann, zeigte sich eindrucksvoll im März vergangenen Jahres: Ein simpler Tippfehler eines Technikers führte zum Stillstand bei Amazons Cloud-Speicherdienst S3. Der Fehler hatte zur Folge, dass auf einen Schlag zu viele Server vom Netz gingen. Wegen der Störung kam es rund vier Stunden lang zu Pro­blemen unter anderem auf den Webseiten von Expedia und Adobe.
Eine Multi-Cloud kann auch eine Lösung für die im Mai dieses Jahres in Kraft tretende EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sein, bei der Datensicherheit und Datenschutz im Vordergrund stehen. Mit der multiplen Cloud lässt sich detailliert festlegen, welche Daten wo zu liegen haben – Regeln sorgen dafür, dass Daten etwa ausschliesslich auf DSGVO-konformen Servern innerhalb der EU gespeichert werden.



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