«Wir stossen in neue Dimensionen vor»

Einstieg der Hyperscaler und der Schweizer Markt

CW: Inwieweit spüren Sie eine stärkere Nachfrage vonseiten der Unternehmenskunden durch den Einstieg der Hyper­scaler in den Schweizer ICT-Markt?
Meier: Aufseiten der Anwenderunternehmen ist die Nachfrage da, insbesondere im Segment der mittleren und grossen Unternehmen. Das sehen wir bei unseren Verkaufsprozessen. Insbesondere bei Flächen über 100 Qua­dratmetern wird heute oft zweigleisig geplant. Die Kunden streben eine hybride IT-Architektur an, bei der sie die eige­ne IT möglichst effizient mit den grossen oder auch den lokalen Cloud-Anbietern vernetzen können.
CW: Was bedeutet diese Entwicklung für mittlere und kleine Anbieter am Colocation-Markt? Für die dürfte es künftig eng werden, wenn Green Datacenter, Equinix, E-Shelter und Interxion die Hyperscaler abholen.
Meier: Die Karten am Markt für Rechenzentren werden durch den Eintritt der Hyperscaler neu gemischt. Sind die Infrastrukturen erst einmal aufgebaut, sind die Spieler gesetzt. Wer hier nicht dabei ist, wird es anschliessend schwer haben, noch mitzumachen. Ob die Entwicklung die An­gebotspalette komplett aufspalten wird, kann ich nicht vorhersagen. Mit dem Boom im Cloud-Geschäft sehen sich die Betreiber von Data Centern jedenfalls mit völlig neuen Aufgaben konfrontiert. Das wird dazu führen, dass künftig die Grossen die Cloud-Anbieter bedienen können und zusätzlich viele Unternehmenskunden erhalten werden, die auf die angebotenen Clouds zugreifen wollen. Hinzu kommt, dass nur die grossen RZ-Anbieter über umfangreiches Bauland und Kapital verfügen, um derartige Hochleistungs­rechenzentren aus dem Boden stampfen zu können. Wenn ein Kunde heute mal eben für sein Data Center bei einem Colocation-Anbieter 15 MW benötigt, können das kleinere Provider oft schon gar nicht mehr stemmen.
“Die Karten werden durch den Eintritt der Hyperscaler neu gemischt„
Reto Meier
CW: Was bedeutet das für diese Anbieter? Die werden ja dann nur noch in einer Art zweiten Liga spielen.
Meier: Auch für diese Provider wird es einen Markt geben. Es ist ja nicht so, dass wir zu viele Rechenzentren hätten, im Gegenteil. Es gibt zudem nach wie vor Kunden, die für ihre IT lediglich Cages in der Grössenordnung zwischen 10 und 20 Quadratmetern benötigen. Wir erleben aber eine Verlagerung von flächenbasierten Vermietungssystemen, dem Kern des Colocation-Business, zu High-Density-Modellen mit angeschlossener Colocation für die Kunden der Cloud-Anbieter. Und wer keine Landreserven hat, nicht über das nötige Kapital verfügt und das Fachwissen nicht besitzt, wird irgendwann mit dem reinen Colocation-Geschäft nicht mehr erfolgreich wirtschaften können. Denn dieses wird kleiner werden.

CW: Laufen Sie bei dem Geschäft nicht Gefahr, sich in die Abhängigkeit der Cloud-Provider zu begeben?
Meier: Wir betreiben die Data Center Zürich-West 1 und 2, daneben ein Finanzrechenzentrum in Schlieren sowie eines in Glattbrugg. Die bestehenden Data Center bieten noch Fläche, sind insgesamt aber bereits gut ausgelastet – mit einem breiten Spektrum an Kunden. Diese stammen aus verschiedenen Branchen, sind unterschiedlich gross und betreiben ihre primären oder ihre Back-up-Data-Center. Hinzu kommen jetzt die grossen Cloud-Anbieter. Mit ihnen sind wir langfristige Verträge eingegangen, mit vereinbarten Wachstumsphasen. Unter dem Strich ergibt sich daraus ein bunter Mix an Kunden, auf den wir uns stützen und weiter wachsen können.



Das könnte Sie auch interessieren