«Wir stossen in neue Dimensionen vor»

Milder Winter hilft beim Baufortschritt

CW: Inwieweit verfügen Sie über genügend Fachkräfte für dieses Megaprojekt?
Meier: Derzeit arbeiten über 200 Personen an unserem neuen Rechenzentrum mit. Die Kernkompetenzen für Design und Aufbau der Prozesssysteme wie Strom, Kühlung, Connectivity und Sicherheit haben wir inhouse. Bei der Realisierung hat auch immer jemand aus dem Team das Sagen. Das gesamte Basis-Design, die Strukturen, was diese leisten und wie diese gebaut werden müssen, beherrschen wir. Zusätzlich haben wir internationale Experten hinzu­gezogen. Für den Aufbau haben wir aber bewusst keine Generalunternehmung beauftragt. Wir können nicht ein Jahr lang aufschreiben, was wir wollen, und anschliessend zwei Jahre lang bauen. Unser Business funktioniert anders. Wir haben klare Vorstellungen davon, wie die Prozesssysteme gestaltet sein müssen aufgrund der Wünsche unserer Kunden. Alles darum herum wird von Partnern realisiert.
Reto Meier und sein Team werden von internationalen Expertinnen und Experten unterstützt. Insgesamt arbeiten rund 200 Fachleute am neuen Rechenzentrum. Auf eine Generalunternehmung wurde bewusst verzichtet. Den Lead haben Meier und seine Kollegen
Quelle: Werner Rolli
CW: Wer baute alles mit?
Meier: Es sind relativ viele Firmen in das Projekt involviert. Bei der Infrastruktur sind es die grossen bekannten Anbieter, die es hierzulande gibt wie ABB, Schneider Electric, Siemens oder Engie. Die greifen wiederum auf ihre interna­tionalen Fachkräfte zurück. Wir haben ergänzend verschiedene Planer aus der Branche an Bord, sei es für Tests, das Commissioning, Modellierungen, Berechnungen etc. So ein Projekt stemmt man nicht alle Tage in der Schweiz. Es ist für unsere Partner attraktiv und spannend, daran beteiligt zu sein und zu dieser Erfolgsgeschichte beizutragen. Das ist natürlich ein Vorteil für uns.
CW: Wo stehen Sie derzeit?
Meier: Wir sind gut unterwegs, in einigen Bereichen, wie dem Erstellen des Gebäudes, liegen wir aufgrund des milden Winters zeitlich sogar etwas vor dem Plan. Nur an zwei von geplanten 14 Tagen mussten wir die Arbeiten einstellen. Das bringt zusätzlichen Schwung in die Arbeiten und zieht andere Bereiche nach.
“Wir arbeiten mit einem digitalen 3D-Modell, in dem alle Informationen über das Gebäude enthalten sind„
Reto Meier
CW: Die Anforderungen an Data Center haben sich in den letzten Jahren verändert. Welche architektonischen Trends prägen momentan den Data-Center-Bau?
Meier: Server, Storage, aber auch die versorgende Infrastruktur werden kompakter und effizienter. Dadurch kann man mehr IT-Leistung auf kleineren Flächen anbieten. Für Kunden ist das gut, da sie weniger Fläche mieten müssen. Das wirkt sich aber auf die Preismodelle aus. Die sind heute nicht mehr ausschliesslich flächenbasiert. Früher kostete mich ein Quadratmeter die Summe X. Heute geht es um die Leistungsdichte. Je höher diese sein soll, desto kompakter und leistungsfähiger muss man die Anlage bauen und desto höher fallen die entsprechenden Kosten aus. Das Cloud-Geschäft ist ein finanzielles Business, vergleichbar mit dem Aktienmarkt. Da wird alles hoch optimiert und ausgelastet, denn nur dann rentiert sich das Geschäft. An diese Entwicklung müssen wir unsere Infrastruktur laufend anpassen. Wir müssen zudem flexibel sein und etwa in
kurzer Zeit ausbauen können und immer effizienter werden. Wir können nicht mehr Generatoren mit nur 20 Prozent Last betreiben. Je besser wir heute die Systeme unter Beibehaltung der Redundanz auslasten, desto mehr hilft uns das, Platz zu sparen und zu wirtschaften.
CW: Wie sieht es mit technischen Trends aus, etwa bei der Stromversorgung?
Meier: Hier gibt es Entwicklungen, die in Wellen immer wieder aufkommen. Es gab etwa den Trend zur Versorgung mit Gleichstrom, was wir mit ABB umgesetzt haben. Allerdings ist das abhängig von der Infrastruktur des Kunden. Wenn dieser Hunderte Server oder mehr betreibt, wird er nicht einfach seine IT austauschen, nur um mit dem Trend mit­zu­gehen. Er wird seine Hardware bis zum Ende des Lebenszyklus beibehalten und danach weitersehen. Ein weiterer Trend war die Versorgung mit Mittelspannung. Das war allerdings komplex und überdies fehlten die Fachleute dafür.



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