03.07.2012, 11:18 Uhr

Twitter veröffentlicht Regierungs-Anfragen

Wie oft verlangte der Schweizer Staat von Twitter Informationen über seine Bürger? In einem offiziellen Report des Social-Media-Unternehmens gibt es die Antwort.
Twitter-Mitgründer Evan Williams hat ein Unternehmen aufgebaut, das auf Transparenz scheinbar grossen Wert legt.
Twitter hat am Montag erstmals einen Report veröffentlicht, der aufzeigt, welche staatlichen Stellen den Microblogging-Dienst in diesem Jahr um die Entfernung von Inhalten oder die Herausgabe von Nutzerdaten gebeten haben. Transparenzreport nennt Twitter das Dokument, in welchem die US-Regierung mit grossem Abstand an der Spitze steht.  Zwischen dem 1. Januar 2012 und dem 30. Juni 2012 platzierten die Amerikaner 679 Anfragen bei Twitter, insgesamt wollte man dadurch Informationen über 948 Benutzer gewinnen. Damit machten die US-Anfragen fast 80 Prozent von allen aus, insgesamt wurde Twitter 849 mal von offiziellen Stellen nach Benutzerinformationen angefragt. Auch die Schweiz nutzte Twitter als Informanten, allerdings in weniger als zehn Fällen. In keinem davon erhielt sie allerdings eine Antwort des Social-Media-Giganten. Anders die USA, die durften sich in 75 Prozent aller Anfragen über eine Antwort von Twitter freuen, der Durchschnitt für alle Länder liegt bei 63 Prozent. Zum Vergleich: Japan, das mit 98 die zweitmeisten Anfragen stellte, wurde von Twitter nur in 20 Prozent der Fälle mit Informationen belohnt.  Die meisten Anfragen standen in Verbindung mit Kriminalfällen-  oder -untersuchungen, sagt Twitter.  Lesen Sie auf der nächsten Seite: Urheberrechtsverletzungen im Fokus

Urheberrechtsverletzungen im Fokus 

Deutlich häufiger ist Twitter nach eigenen Angaben um die Entfernung von Inhalten wegen Urheberrechtsverletzungen ersucht worden. 3378 solcher Anfragen gab es, in 38 Prozent der Fälle kam man der Aufforderung nach. Insgesamt waren davon 5874 Accounts betroffen, 5275 Tweets und 599 Medieninhalte wurden gelöscht. Wesentlich seltener gab es Anfragen von Gerichten oder staatlichen Behörden, welche die Entfernung von bestimmten Inhalten verlangten. Sechs Anfragen aus fünf Staaten ? nur Griechenland fragte deswegen zweimal an ? gab es, in keinem Fall ging Twitter darauf ein.  Twitter hat diese Daten veröffentlicht, um die Verantwortlichen ? sich selber eingeschlossen ? mehr in die Pflicht zu nehmen, heisst es in einem Blogeintrag. Alleine in den ersten sechs Monaten 2012 es mehr Anfragen als im gesamten Jahr 2011.  Google veröffentlicht regelmässig einen hnlichen Report, auch hier steht die USA deutlich an der Spitze. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein Beispielfall

Ein Beispielfall

Um was für Fälle es dabei genau geht, wird aus dem Bericht nicht ersichtlich. Allerdings findet momentan in New York ein Prozess statt, der darüber Auskunft gibt. Wie «Wired» berichtet, hat ein US-Richter Twitter gestern verpflichtet, Informationen über den Benutzer Malcolm Harris herauszugeben, der im Oktober 2011 auf einer Demonstration der Occupy-Bewegung festgenommen worden war. Dadurch erhofft er sich, den Fall besser beurteilen zu können. Der Richter begründet die Anfrage damit, dass ein Tweet das gleiche ist, wie aus dem Fenster zu schreien. Privatsphäre werde dabei nicht beachtet, entsprechend seien diese Informationen nicht auf die gleiche Stufe wie privater Email-Verkehr oder SMS zu stellen, die vom Gericht nur sehr selten als Beweismittel anerkannt werden. Allerdings prüft der Richter die Tweets zuerst privat, bevor er sie im Gericher erlauben würde.



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