«Katar wird die technologisch aus­gereifteste WM»

Globale Erfahrung und Perfektion

CW: Sie verfügen über grosse internationale Erfahrung. Kommt Ihnen Ihre Erfahrung mit verschiedenen Kulturen bei der FIFA zugute?
Fresco: Absolut. Bei meiner letzten Stelle als APAC CIO bei Adecco war ich für die IT im asiatisch-pazifischen Raum verantwortlich. Ich zog deshalb von Zürich nach Singapur, wo ich die IT in 14 verschiedenen Ländern und Kulturen der Region leitete. Nicht nur bei Adecco, sondern während meiner gesamten Karriere habe ich immer direkt mit Menschen verschiedener Länder und Kulturen zusammengearbeitet, bin viel gereist und hatte Teams auf der ganzen Welt. Dank dieser Erfahrung mit verschiedenen Kulturen und Mentalitäten bin ich für meine Aufgabe bei der FIFA bestens gerüstet.
Es fällt mir heute viel leichter, mit Menschen aus aller Welt umzugehen und mit Lieferanten zu verhandeln. Jemand in China legt eine Bemerkung oder eine positive Kritik meinerseits womöglich ganz anders aus als jemand aus den USA oder der Schweiz. Das sind wichtige Kompetenzen im Umgang mit Menschen verschiedener Kulturen und vielleicht eine der wichtigsten Eigenschaften, die in einem überaus internationalen Umfeld nötig sind. Mir gefällt es sehr, mit so multikulturellen und internationalen Teams zusammenzuarbeiten.
CW: Gab es während der Vorbereitungen auf Katar auch Dinge, die aus Technologie- und IT-Sicht nicht optimal funktioniert haben?
Fresco: Wie bei Projekten jeder Art gibt es immer auch Herausforderungen. Die FIFA strebt immer nach Perfektion. Das gilt auch für mich. Das Streben nach Perfektion gehört zu unserer täglichen Arbeit bei der FIFA. Für mich ist dies ein Plus, weil ich ein Mensch bin, der Perfektion und grosse Herausforderungen liebt und von verschiedenen Arbeitgebern stets damit beauftragt wurde, unternehmensweite Herausforderungen zu bewältigen – mit ziemlichem Erfolg, wie ich sagen würde.
CW: Die FIFA veranstaltet auch Online-Turniere. Wird es bald eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft im Metaversum geben?
Fresco: [lacht] Das Metaversum ist aktuell sehr im Trend und ein Bereich, in dem grosse Fortschritte erzielt wurden. Die FIFA ist da keine Ausnahme und prüft natürlich die neusten Technologien. Ich glaube jedoch, dass die Technologie noch nicht bereit ist – zumindest nicht für die nahe Zukunft. Die Technologie ist aber faszinierend, weshalb wir sie genau beobachten.
Zur Person und Firma
Jose Ignacio Fresco ist seit August 2021 FIFA-Technologiedirektor. Zuvor war er während dreieinhalb Jahren CIO für Asien und den Pazifik bei Adecco. Von 2015 bis 2018 war er Mitglied des IT-Führungs­teams des Industriekonzerns Sulzer und dort für das Servicemanagement und die Kundenorientierung zuständig. Davor hatte er während 15 Jahren verschiedene IT-Führungsfunktionen bei Holcim in Spanien und der Schweiz bekleidet. Fresco besitzt einen Global Executive MBA von der IE Business School in Madrid.
FIFA
Die Fédération Internationale de Football Association wurde am 21. Mai 1904 in Paris gegründet. Gründungsmitglieder waren Belgien, Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Schweden, die Schweiz und Spanien. Zweck der FIFA ist die Leitung und die weltweite Förderung des Fussballs. Die FIFA zählt 211 Mitgliedsverbände. Sie spielt in der Gesellschaft eine zentrale Rolle und ist zu guter Unternehmensführung verpflichtet, um ihrer übergeordneten sozialen Verantwortung gerecht zu werden. In seinem Aktionsplan für die
Zukunft des Fussballs hat sich FIFA-Präsident Gianni Infantino zur Vision eines wirklich globalen Fussballs verpflichtet. www.fifa.com



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