«Katar wird die technologisch ausgereifteste WM»
FIFA-Technologie in Katar
CW: Ist die FIFA-Technologie-Subdivision nur auf die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft ausgerichtet, oder sind Sie auch für alle anderen Turniere zuständig?
Fresco: Wir sind für die Technologie bei allen FIFA-Wettbewerben verantwortlich. Wir sprechen dabei von 17 verschiedenen Turnieren, die die FIFA regelmässig organisiert. Bei keinem ist ein Ausfall akzeptabel. Unsere Technologie- und IT-Teams müssen bei der Planung sehr sorgfältig und gleichzeitig in der Lage sein, etwaige Probleme sehr schnell zu lösen. Strategisch und operativ ist die Messlatte wirklich hoch.
CW: Inwiefern kann die FIFA die Technologie oder IT von Turnierorganisatoren beeinflussen?
Fresco: Nach dem Start des Bewerbungsverfahrens erhalten die Bewerber von uns eine Liste mit allen technologischen Vorgaben, die im Falle eines Zuschlags an allen offiziellen Orten (Stadien, Trainingsanlagen, Hotels usw.) eingehalten werden müssen. Unsere Technologie-Subdivision hat Katar für die WM zum Beispiel einen ziemlich dicken Katalog mit allen Technologie- und IT-Vorgaben sowie allen Aufgaben und Pflichten ausgehändigt. Bei der konkreten Arbeit und der Schaffung der nötigen Strukturen haben wir danach weitere Unterstützung geleistet, damit diese Vorgaben sehr agil und gleichzeitig genau erfüllt werden können.
CW: Beschäftigen Sie im Vorfeld des Weltmeisterschaft-Turniers auch Spezialisten zur Einrichtung der Technologie an den Spielorten?
Fresco: Ja, wir planen die Organisation je nach Situation und Bedürfnissen der einzelnen Turniere zusammen mit dem gastgebenden Land. Im Vorfeld eines Turniers wird der Personalbestand immer erhöht und danach wieder heruntergefahren.
Jedes Turnier ist aufgrund der technologischen Entwicklung des Landes, der Spielorte und der Stadien natürlich anders. Dementsprechend planen wir die Arbeit über die Standardeinrichtung hinaus. Wie jede andere Organisation nutzen wir natürlich unsere Angestellten, Freelancer, Berater und ehrenamtliche Helfer dafür.
CW: Erhöhen Sie für die Turniere auch am FIFA-Sitz in Zürich den Technologie- und IT-Personalbestand und rüsten die Technologie auf?
Fresco: Wie erwähnt haben wir 17 Wettbewerbe, weshalb immer technischer Support nötig ist. Nach Abschluss der Vorbereitungen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar im November steht bereits die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft an, die im Juli und August 2023 in Australien und Neuseeland stattfindet. Die Vorbereitungen haben schon vor einiger Zeit begonnen und laufen parallel zu den Vorbereitungen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr. Das ist nicht immer einfach.
CW: Für die FIFA-Technologie-Subdivision gibt es somit nie eine Flaute?
Fresco: Es gibt natürlich weniger hektische Zeiten. Während eines vierjährigen WM-Zyklus ist die Zeit sofort nach dem WM-Finale ein bisschen ruhiger. Ich sage bewusst «ein bisschen», weil danach immer die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft ansteht, die bei der Bereitstellung der Dienste auch viel Aufmerksamkeit, Qualität und Fokus erfordert. In diesen «etwas ruhigeren» Zeiten beginnen wir mit der Arbeit an den strategischen Plänen für die nächsten vier Jahre.
Aus Technologie- und IT-Sicht ist diese Planungsarbeit sehr anspruchsvoll, da sich die Technologie viel schneller entwickelt als unsere Planung. Wir können nicht voraussagen, mit welcher Technologie wir in vier Jahren in Mexiko, Kanada und den USA arbeiten werden.
2018 war zum Beispiel die 5G-Technologie erst kurz vor dem Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in Moskau lanciert worden. Heute ist sie in Katar bereits weit verbreitet und bietet den Fans, den Organisatoren und natürlich auch für die Technologie auf dem Spielfeld völlig neue Möglichkeiten.