«Katar wird die technologisch aus­gereifteste WM»

FIFA-Technologie in Zürich

CW: Wie ist das Technologie- und IT-Team der FIFA in der Schweiz organisiert?
Fresco: Wie bei jeder anderen Firma oder Organisation, was eine weitere Gemeinsamkeit darstellt. Ich denke an Infrastruktur, Betrieb, Support, Cybersicherheit, Datenmanagement, Governance usw. Der grosse Unterschied besteht darin, dass wir Teams mit enormer Erfahrung und Kompetenz bei Grossveranstaltungen und im Betrieb haben. Alle meine Mitarbeiter in der Technologie-Subdivision verfügen über einzigartige Qualitäten, die auf dem Markt kaum zu finden sind. Die Personalabteilung setzt aber immer alle Hebel in Bewegung, um neue Mitglieder fürs Team zu rekrutieren.
CW: Für welche weiteren Technologie- und IT-Anwendungen ist die FIFA abgesehen von den Turnieren sonst noch verantwortlich?
Fresco: Das Team ist an all unseren Standorten rund um die Welt für sämtliche Geschäftsbereiche der FIFA zuständig. Dazu gehören das Tagesgeschäft, die Veranstaltungen und weitere Einrichtungen. Es gibt viele Anwendungen, die die Technologie-Subdivision entwickelt und wartet, natürlich stets zusammen mit den anderen Geschäftseinheiten. Vom Rechtsdienst über die Personalabteilung bis zu den Lösungen für die Durchführung der Turniere. Einige Anwendungen (ausserhalb der Turniere) umfassen ein sehr hohes Volumen und sind darauf ausgerichtet.
Jose Ignacio Fresco vernetzt die acht Stadien in Doha
Quelle: Serhat Akin/FIFA
Ein einfaches Beispiel sind die internationalen Spielertransfers zwischen Klubs, die über unsere Lösungen abgewickelt werden. Innerhalb dieser Lösungen erfolgen auch die rechtlichen Kontrollen der Spielerdaten bei diesen Transfers. Die Systeme können am Ende eines Transferfensters ziemlich heiss laufen [lacht], aber sie werden damit fertig.
CW: Entwickelt die FIFA auch eigene Anwendungen, oder geschieht dies extern?
Fresco: Der grösste Teil der Software-Entwicklung erfolgt durch externe Anbieter. Intern wird nur wenig entwickelt, da wir kein Unternehmen für Software-Entwicklung sind. Da diese Produkte für ein globales Zielpublikum sind, handelt es sich – auch mit Blick auf die FIFA-Vision – vielfach um internationale Unternehmen. Wir arbeiten aber auch mit Schweizer Anbietern zusammen.
CW: Im April wurde die FIFA+-App lanciert. Können Sie uns sagen, welche Technologie dahintersteckt?
Fresco: Es handelt sich um eine «Over-the-Top»-Anwendung. Solche Anwendungen (ähnlich wie zum Beispiel Netflix) sind auf dem Markt heute sehr gefragt, vor allem bei jüngeren Generationen. Auch die Fussballfans verlangen solche Lösungen. Unser Digitalteam ist am Puls des Markts und hat in enger Zusammenarbeit mit meinem Team diese erstklassige digitale Plattform entwickelt, die die Fussballfans rund um den Globus kostenlos noch stärker mit dem Sport, den sie lieben, verbinden soll.
Fans auf der ganzen Welt haben nun Zugang zu einem riesigen Archiv mit Dokumentationen, Interviews und Aufnahmen früherer Weltmeisterschaften, berühmter Spieler und Trainer sowie den wichtigsten Momenten in der Fussballgeschichte. Darüber hinaus bietet die App den Fans und Zuschauern im Stadion besondere Funktionen. So können die Zuschauer bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in Katar etwa die Bilder der VAR-Entscheidung sehen. Eine weitere Neuerung ist die erweiterte Realität. Wenn Sie etwa das Smartphone auf das Spielfeld halten, erhalten Sie Livedaten zu den Spielern. Angezeigt werden die Echtzeitdaten jedes Spielers während des Spiels (Pässe, zurückgelegte Distanz usw.). Im September wurde als neuste Plattform «FIFA+ Collect» lanciert, über die NFT gesammelt werden können. FIFA+ bietet den Fussballfans ein tolles Angebot. Ich empfehle daher allen, auf www.fifa.com/fifaplus reinzuschauen. Die Plattform wird selbstverständlich für alle Geräte und gängigen Betriebssysteme iOS und Android angeboten.



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