Director Technology FIFA 02.11.2022, 06:22 Uhr

«Katar wird die technologisch aus­gereifteste WM»

Jose Ignacio Fresco, Director Technology der FIFA, im Interview.
Jose Ignacio Fresco zeichnet als Director Technology der FIFA für die IT-Infrastruktur in Katar verantwortlich
(Quelle: Serhat Akin/FIFA)
Computerworld: Sie haben schon bei mehreren Schweizer Unternehmen wie Holcim, Sulzer oder Adecco gearbeitet. Gibt es Gemeinsamkeiten mit Ihrer jetzigen Tätigkeit beim Weltfussballverband FIFA?
Jose Ignacio Fresco: Es gibt angesichts der verschiedenen Geschäftsfelder der genannten Unternehmen viele offensichtliche Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Die globale Präsenz und das internationale Geschäftsumfeld sind diesen drei Unternehmen und der FIFA sicher gemein. Ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen, kann ich sagen, dass die Reichweite der FIFA weit über diese drei kommerziellen Unternehmen hinausgeht. Fussball ist der populärste und am weitesten verbreitete Sport der Welt, und die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft wird von Milliarden Menschen verfolgt und erreicht damit das grösste Publikum. Haben Sie gewusst, dass die FIFA grös­ser ist als die Vereinten Nationen, weil sie mehr Mitglieder hat? Die FIFA ist eine wahrlich universelle Marke, was uns hilft, die Vision von FIFA-Präsident Gianni Infantino eines wirklich globalen Fussballs umzusetzen.
CW: Und wo sehen Sie Unterschiede?
Fresco: Holcim und Sulzer sind Industrieunternehmen, die von einer Ingenieurskultur geprägt und prozessorientiert sind. Adecco und die FIFA legen hingegen weniger Gewicht auf Prozesse, was im Geschäftsalltag mehr Flexibilität bietet und eine höhere Fehlertoleranz begünstigt. Mir gefällt insbesondere der stärkere Fokus auf die Problemlösung, vor allem bei grossen Herausforderungen. Die FIFA pflegt eine Kultur, in der Fehler akzeptiert werden und die Suche nach Lösungen zum Geschäft gehört. Lösungen müssen aber immer fundiert und auf Perfektion ausgerichtet sein.
Beim Fussball geht es zudem um Begeisterung. Die Begeisterung der Fans, der Spieler und der Teams ist bei jedem FIFA-Angestellten zu spüren und gehört natürlich auch zur FIFA-Kultur. Das zeigt sich bei allem, was wir tun. Wir gehen immer einen Schritt weiter, auch wenn das nicht explizit von uns verlangt wird. Diese enorme Begeisterung ist einzigartig und in der DNA der FIFA fest verankert.
CW: Sie leiten bei der FIFA die Technologie-Subdivision. Gibt es auch Unterschiede in diesem Bereich?
Fresco: Die Technologie- und IT-Grundlagen des Weltfussballverbandes FIFA – sprich Datenzentren, Netzwerke, Clouds, Daten usw. – unterscheiden sich nicht vom «normalen» Geschäft. Alles muss mit bestimmten Dienstleistungsstandards und Prozessen betrieben und natürlich vor Cyberangriffen geschützt werden. Wir haben eine globale Reichweite und sind angesichts der heutigen digitalen Risiken sehr wachsam.
Vier oder sogar fünf Milliarden Menschen verfolgen auf der ganzen Welt die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft. Die Technologie muss während des Turniers daher reibungslos funktionieren. Ein Ausfall wäre absolut inakzeptabel. Die Vorbereitungszeit ist stets eine Herausforderung, aber wir brauchen Zeit, um trotz aller unvorhergesehenen Ereignisse während unserer Veranstaltungen einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Selbst ein Detail, wenn etwa ein Router ausgeschaltet wird, kann für viele Menschen gravierende Folgen haben. Folglich steht viel auf dem Spiel.



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