«Das Gesundheitswesen braucht offene Plattformen»

Mit KI gegen Betrugsversuche

CW: Sie sprechen von Analytics. Wie nutzen Sie diese?
Progin: Dank der Lösungen mit Data Analytics gewinnen wir essenzielle Erkenntnisse zur Verbesserung der Geschäftsvorgänge bei uns selbst und bei unserer Kundschaft. Damit können wir vor allem die Prozessqualität und -effizienz optimieren, was ein zentrales Anliegen unserer Kunden ist. Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich von Data Analytics ist die Aufdeckung von Betrugsfällen (Fraud Detection) und damit verbundene Möglichkeiten zur langfristigen Senkung der Gesundheitskosten.
CW: Jüngst machten gefälschte Covid-Tests Schlagzeilen. Ist Fraud Detection ein Geschäft für Centris?
Progin: Wir haben mit Kunden ein intelligentes Regelwerk für die Kontrolle der elektronischen Rechnungen entwickelt. Vorgesehen sind auch KI-basierte Funktionen für die Betrugserkennung. Dies sind 2 von rund 300 funktionalen Erweiterungen in unseren Kernbereichen pro Jahr. Unser jährliches Innovationsbudget beträgt knapp fünf Millionen Franken.
Mit Partnern planen wir den Ausbau des Bereichs der Datenwissenschaften. Wir hätten durchaus Interesse daran, die Spezialisten selbst anzustellen, aber die Experten auf diesem Gebiet sind nicht auf dem Markt. Deshalb haben wir uns entschieden, Lösungen gemeinsam mit zwei Partnern zu realisieren.
Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Bei den Covid-Tests gingen die Betrüger gezielt vor: Sie reichten bei den Krankenkassen bewusst nur Rechnungen über kleine Beträge ein. Denn sie wussten, dass Rechnungen wegen des hohen Aufwands erst ab einem gewissen Grenzbetrag tatsächlich geprüft werden. Wenn nun aber viele Rechnungen über kleine Beträge eingereicht werden, ist der Schaden letztlich trotzdem gross.
CW: Was plant die Centris in der näheren Zukunft?
Progin: Wir haben viel vor. Centris steht wie viele andere Firmen vor Herausforderungen hinsichtlich Betriebskontinuität – wie zuletzt bedingt durch die Pandemie oder aktuell durch die drohende Energiekrise. Auf solche Situationen bereiten wir uns proaktiv und intensiv vor. Bezüglich Ertragsziele ist klar, dass wir weiter wachsen und neue Versicherungskunden gewinnen wollen – auch solche, die bereits in der Cloud sind, oder solche aus dem Ausland, die ihr Interesse an unserem Ökosystem signalisieren.
Im Rahmen unseres Innovationszyklus entwickeln wir ausserdem das Serviceportfolio zusammen mit der Community laufend weiter und werden in diesem Kontext einige Projekt realisieren. So streben wir es an, unseren Kunden möglichst bald ein bedarfsorientiertes und kostentransparentes Servicemodell im Sinne von SaaS zu bieten. Für all unsere Vorhaben ist jedoch entscheidend, dass wir über das nötige Human Capital verfügen. Entsprechend gross sind dort unser Fokus und unsere Investitionsbereitschaft, zum Beispiel mit Ausbildungskampagnen zu Cloud-Themen und zusätzlichen Mitarbeiterbindungsmassnahmen.
Zur Person und Firma
Patrick Progin ist seit Januar 2004 CEO des IT-Dienstleisters Centris. Zuvor war er insgesamt fünf Jahre CIO und Verwaltungsrat bei Swiss Life sowie La Suisse Versicherung. Als COO bei Unicible betreute Progin während der 1990er-Jahre die Banking-Systeme unter anderem der Genfer, der Waadtländischen und der Walliser Kantonalbank. Der studierte Wirtschaftsinformatiker hat sich zusätzlich auf IT-Security spezialisiert.
Centris ging 2002 aus der Stiftung Reso hervor, die ihren Ursprung im Jahr 1947 hat. Das Unternehmen zählt zu den führenden Dienstleistern für IT-Lösungen im Schweizer Markt der Kranken- und Unfallversicherer. Zu den Kunden zählen u. a. Allianz Suisse, Aquilana, Assura, Atupri, Axa, Basler, EGK, Generali, Helsana, Helvetia, Innova, Mobiliar, ÖKK, Solida, Swica, die Sympany-Gruppe sowie die Vaudoise Versicherungen. Als einer der grössten Arbeitgeber der Stadt Solothurn beschäftigt Centris über 280 Mitarbeitende. www.centrisag.ch



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