Kim: «Anreize für digitales Gesundheitssystem fehlen»

Auf Bestehendem aufgebaut 

Auch der Föderalismus sei bei der Digitalisierung eine Herausforderung. Solange sich die Kantone wenigstens einig seien, welche Daten erhoben würden, habe er damit an und für sich kein Problem. Kompliziert werde es dann, wenn die unterschiedlichen Systeme nicht miteinander kompatibel seien, sagte Kim. 
Die Kritik, das BAG habe bei der digitalen Bewältigung der Krise nicht genügend mit externen Partnern oder der Wirtschaft zusammen gearbeitet, wies Kim zurück. Das BAG habe sehr wenig selber entwickelt, sondern meist auf bestehenden Lösungen der Privatindustrie aufgebaut, zum Beispiel beim Impftool, welches das BAG den Kantonen zur Verfügung stellt. 
Gleichzeitig räumt der BAG-Kadermann auch Fehler ein: So hätten sie gewisse Anbieter von IT-Systemen trotz des Zeitdrucks besser prüfen müssen. Die Impfplanung sei nicht einfach gewesen, weil kein Monitoring-System in Echtzeit existierte. Und bei der Entwicklung der App hätten sie die Bedenken Dritter hinsichtlich des Datenschutzes unterschätzt. 

Investitionsschub nötig 

Kim zeigte sich überzeugt, dass sie für eine mögliche nächste Pandemie besser gerüstet sein werden. Denn im BAG und anderen Teilen der Bundesverwaltung habe die Krise einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Doch «bis zum Optimum» fehle «noch Einiges. Vor allem die Datenflüsse und -qualität der wichtigen Akteure im Gesundheitswesen müssten verbessert werden. 
Skeptisch bleibt Kim auch bei der Digitalisierung der Leistungserbringer. Denn dazu bräuchte es einen Investitionsschub mit einem Anreizsystem und den Willen aller Beteiligten, nachhaltig in neue IT zu investieren. 
Trotz allem bezweifelt Kim, dass die Krise mit einem perfekten landesweiten IT-System weniger schlimm verlaufen wäre. Und er weist darauf hin, dass die Schweiz trotz des digitalen Rückstandes im internationalen Vergleich eines der besten Gesundheitssystem der Welt hat - wenn auch eines des teuersten.
Hinweis: Vergleiche zum Thema auch den Artikel «Schweizer Gesundheitssystem in der Digitalisierungskrise»



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