Outsourcing im ­Optimierungsspagat

Outsourcing im ­Optimierungsspagat

Nicht mehr als Kernbereiche eingestufte Unternehmensteile wie der interne Druckbereich Repro Media Services oder die eigenen Webspezialisten der Netgroup wurden abgestossen und verkauft. Scis schrumpfte. Inzwischen haben rund 300 Angestellte ihren Job verloren. Von den einstigen 2400 Mitarbeitern beschäftigt Scis noch 2100. Die beim Start angekündigten Umsatzerwartungen von fast einer Milliarde Franken sind heute kein Thema mehr. Dennoch halten die Outsourcer der Swisscom an dem von Stahlberger vorgegeben Ziel fest: «Scis will im hiesigen Outsourcing-Markt die dominierende Kraft sein».

Blades lösen Server ab

Eine Auswirkung dieses Strategiewechsels hat insbesondere die eigenen Infrastrukturen getroffen, die radikal umgerüstet wurden und werden. Zur Umsetzung ihrer zumindest ehrgeizig zu nennenden Vorgaben, hat Scis neben den Personaleinsparungen begonnen, ihre eigene IT-Infrastruktur zu konsolidieren. Zusammen mit IBM soll bis Ende 2005 die weltweit grösste Blade-Farm ohne mechanische Bauteile in der Schweiz entstehen. Bis heute sind bereits 1200 der einst 4800 Server durch Blades ersetzt worden. Ziel dieser Konsolidierung der eigenen Rechenzent-ren ist die Standardisierung und Optimierung der Betriebsprozesse. Es gibt nicht mehr viele verschiedene Server zu betreiben, sondern nur noch Blade-Server. Dies wirkt sich wieder positiv auf die Betriebskostenstruktur und die Qualität aus. «Wir Outsourcer haben den Anspruch, die ausgelagerten IT-Infrastrukturen effizienter und billiger als zuvor anzubieten», sagt der bei Scis für die Blades-Umstellung verantwortliche Beat Häberli.

Offen für die Zukunft

Dass der Blade-Einsatz mittelfristig Kosteneinsparungen von bis zu 35 Prozent ermöglicht, ist nicht neu. Blades sind Server, die weniger Platz benötigen und weniger Strom verbrauchen. Doch machen die Hardwarekosten in der Regel kaum mehr als 20 Prozent einer Infrastruktur aus. Häberli sieht die Vorteile denn auch vielmehr in der konsequenten Ausrichtung auf die Blade-basierten Betriebsprozesse: «Mit Blades können wir unsere betrieblichen Services standardisiert anbieten und so zusätzlich Betriebskosten einsparen». Die Services der Swisscom-Tochter, die künftig komplett über Blades abgewickelt werden sollen, umfassen heute das Hosting von Web-, Applikations- und Datenbankservern. Die werden in Standard- und Premium-Varianten angeboten und können mit speziellen Optionen aufgerüstet werden. Gemäss Häberli entfaltet die Blade-Technologie gerade in dieser Konzentration ihre Stärken. Zumal auch individuelle Kundenanforderungen über Windows- und Linux- sowie Unix-basierte Plattformen abgewickelt werden können.

Booten aus dem SAN

Ausserdem verspricht Häberli im Speicherbereich eine Novität. Aufgrund der Blades-Struktur werde das Booten direkt aus dem SAN (Storage Area Network) möglich. Denn die Blade-Server verfügen über keine Speicherkapazitäten mehr, sondern nur noch über Rechnereinheiten. Die Speicherkapazitäten sind im SAN untergebracht. Bei einer allfälligen technischen Störung, erläutert Häberli, kann der Blade-Server im laufenden Betrieb ausgetauscht und danach über das bestehende Speichermedium aufgestartet werden, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber den herkömmlichen Prozessabläufen bedeute. Zudem werden die Speichermedien durch die Zentralisierung effizienter als bisher betrieben und ihre Verfügbarkeit wesentlich ausgebaut. Als Konsequenzen erwartet Häberli tiefere Ausfallzeiten und somit eine Verbesserung der Qualität dieser meist überlebenswichtigen Systeme.
Volker Richert



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