Quest
26.10.2012, 15:00 Uhr
«Wir haben einen besonderen Schweizer-Plan»
Im Exklusiv-Interview mit dem Quest-DACH-Chef Alexander Neff wurden das Produkt-Portfolio, Umsätze sowie anstehende Ziele nach der Dell-Übernahme diskutiert.
Computerworld traf in Zürich Alexander Neff, den DACH-Chef des Migrationsspezialisten und IT-Managementsoftware-Anbieters Quest. Das Interview ist kurz nach Bekanntwerden der bernahme von Dell zustande gekommen. Das Interview wurde von Computerworld-Redaktor Daniel Bader geführt. Computerwoche: Guten Tag Herr Neff. Wie geht es Ihnen nun kurz nach der offiziellen Bekanntgabe der Quest-Übernahme durch Dell? Alexander Neff: (lacht) Gut, Danke. Dann sagen Sie uns doch bitte, ob Quest nicht auch ein wenig Bammel vor dem grossen Unternehmen Dell hat, das in letzter Zeit gross auf Einkaufstour war? Nein gar nicht. Wir sind eher positiv überrascht und freuen uns. In vielen wichtigen Thematiken, die Dell als End-to-End-Solution-Anbieter fokussiert, können wir etwas beisteuern. Ich sehe uns als eine Art Basis, die praktisch das Fundament für die Dell-Software-Group bildet. In welchen Segmenten können Sie sich einbringen? Es gibt für uns vier wichtige Segmente, auf die wir zielen: Das sind System Management, Security, Applikation und Business Intelligence. In diesen Segmenten bilden wir vor allem mit Sonicwall, Kace oder auch Secure Networks zusammen mit Dell eine starke Knowhow-Basis. Lesen Sie auf der nächsten Seite das Quest-Interview: «Wir sind Weltmeister, wenn es um Fragen der Migration und Microsoft-nahen Anforderungen geht» Wie können Ihre (neuen) Kunden von diesem Knowhow profitieren? Prinzipiell überall dort, wo es um Microsoft-nahe Themen geht. Die wären? SharePoint, Active Directory, sowie anstehende Migrationen in diesem Umfeld bis hin zu aktuellen Cloud- oder BYOD-Lösungen (Bring Your Own Device, Anm. der Redaktion). Schon von der installierten Basis («die der Mark abdeckt») her gesehen bietet Microsoft das grösste Potenzial im Markt. Sehen Sie, das ist ja auch unsere Domäne, wo wir herkommen. Lassen Sie es mich so formulieren: Hier sind wir Weltmeister. Unabhängig von unserer weiteren Stärken, der Kompetenz bei Datenbanken, Monitoring-, Security- oder Virtualisierungslösungen. Füllen Sie sich wirklich innerhalb jeder dieser «Mammut-Gebiete» innerhalb der Dell-Gruppe die Rolle einer zentralen Schnittstelle aus? Kommt natürlich immer auf den speziellen Fall an. Aber ja, wir fühlen uns in Fragen rund um das Rechenzentrum und Datacenter kompetent genug dafür. Letztendlich müssen wir uns auch an diesem Anspruch messen lassen. Sehen Sie, John Swainson (Chef von Dells Software-Group, Anmerkung der Redaktion), hat ja auch vollmundig die Ziele ausgegeben, sprich Investition und Akquisition. Wir wollen bis ins Jahr 2015 auf 5 Milliarden Umsatz kommen. Und wo liegen Sie aktuell? Aktuell stehen wir bei 1,4 Milliarden US-Dollar. Wobei der Grossteil aus der Quest Software kommt und somit auf unser Konto geht. Wieviel genau? Wir haben letztes Jahr mit 856 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Lesen Sie auf der nächsten Seite des Quest-Interviews: Es gibt klare Absprachen. Unsere Ingenieure bleiben bei uns. Dann mal anders rum gefragt: Wie kann Ihnen eigentlich Dell nützen? Vor allem im Zusammenspiel des Hardware-Segments und seinem Vertriebs-Kanal, den Dell auch durch die Akquisition des IT-Dienstleisters Perot gestärkt hat. Wir können Dells Hardware-Group als zusätzlichen Vertriebskanal benutzen und Kunden gewinnen. Etwa durch Reselling-Massnahmen, die von Dell eingeleitet wurden. Durch die Akquisition sind wir in der Lage, diese aus eigener Kraft zu stemmen. Bitte ganz konkret, wo liegt der Vorteil? Vor der Übernahme mussten wir in zentralen Bereichen wie Security oder Data-Protection meist zu Geräten von verschiedenen Herstellern greifen. Durch den jetzt möglichen Zugriff auf entsprechende Hardware-Ressourcen innerhalb der Dell-Gruppe besteht für uns als Quest eine bessere Ausgangslage. Wir sind nun wieder in der Lage, organisch innerhalb der Dell-Gruppe zu wachsen, da wir (Quest und Dell) uns optimal ergänzen. Das hört sich auf dem Blatt Papier ja sehr vernünftig an. Aber haben Sie auch ein aktives Mitspracherecht bei strategischen Entscheidungen oder Ressourcenzuteilungen? Es gibt ganz klare Abmachungen. Unsere Spezialisten und Software-Ingenieure bleiben bei uns an Board. Es ging sogar im Vorfeld der Gespräche so weit, dass diese Leute ermutigt wurden, genau so weiterzumachen. Damit sieht man ja, wie wichtig wir für Dell sind. Knowhow und Wissen lässt man dort wirken, wo man am meisten erreichen kann. Lesen Sie auf der nächsten Seite des Quest-Interviews: «Ja es gibt eine Plan Schweiz.» Wie sieht es dann mit dem Standort und den Mitarbeitern aus? Die kurze Antwort? Alles bleibt beim Alten. Die Dell Software-Group arbeitet autark. Das heisst aber nicht, dass wir nichts investieren. Gerade beim Vertrieb herrscht die eingehende Meinung, dass man hier noch viel Potenzial hat – gerade im Schweizer Markt. Gibt es ein Plan Schweiz, und wie sind Sie hier in Ihren Kernbereichen aufgestellt? Die Schweiz ist für uns extrem wichtig. Den Plan Schweiz gibt es, ja. Er ist vor zwei Jahren entstanden, wird immer neu aufgefrischt. Wir setzen bei Kunden, wie Schindler, Credit Suisse, Six Group oder auch die UBS nur lokale Leute ein. Die Profis hier wissen ja schliesslich am besten, was wichtig ist. Insgesamt gehören 14 Leute zum Quest-Stamm Schweiz. Sie treffen zusammen mit den Kunden die passenden Entscheidungen. Fokus ist Zürich. Noch eine Frage, aktuell zu Windows 8. Was erwarten Sie von dem Betriebssystem. Welche Erwartungen richten Ihre Kunden an Sie? Ein neues Betriebssysteme ist für uns immer ein Highlight, und zugleich unser täglich Brot. Da können Sie die Uhr stellen, dass Firmen oft schneller zu Ihnen kommen als ihnen lieb ist. Auf Migration fusst schliesslich unser Kerngeschäft. Wann kommen die ersten Kunden? Sicher noch dieses Jahr. Es sind zuerst die kleinen bis mittleren Firmen, die Änderungen ansprechen. Grosse kommen später. Aber gerade hier versprechen wir uns sehr viel, in Zusammenarbeit mit Dell-Kunden hier in der Schweiz.