Finnova und die Schweizer Banken im Wandel

Kundenwünsche früher und heute

CW: Basiert der Entscheid allein auf Ihren Überlegungen oder spielen Anforderungen der Kunden auch eine Rolle?
Matter: Sowohl als auch. Bei der Entwicklung von Finnova lautete damals der Kundenauftrag: Baut ein System für möglichst alle Prozesse in einer Bank, dessen Betrieb nur wenig kostet. Mit dieser Vorgabe haben wir das Finnova-System entwickelt, das mittlerweile von einem grossen Kundenstamm verwendet wird. Allerdings hat sich seitdem die Bankenwelt drastisch verändert. Wir mussten viele Anforderungen umsetzen, was die Komplexität massiv erhöht hat. Nun sagen die Banken: Wir schätzen weiterhin das Kernsystem, wollen aber auch andere Anwendungen nutzen. Öffnet das System, damit wir andere Lösungen anbinden können.
Hendrik Lang ist seit 2015 Chief Customer Officer von Finnova
Quelle: Finnova
CW: Für welche Anwendungen gibt es heute schon Schnittstellen?
Lang: Davon gibt es mehrere Dutzend. Zum Beispiel gibt es Schnittstellen für den Finanzplaner Contovista, der voll in unser E-Banking integriert ist. Weitere Schnittstellen resp. Integration Services bieten wir beispielsweise in den Bereichen Onboarding, Kreditberatung und Anlageberatung an.
CW: Wie kam es zur Kooperation mit der Inventage und der Glarner Kantonalbank für eine Kreditberatungslösung?
Matter: Wir haben die am Markt verfügbaren Lösungen evaluiert und die vorhandenen Ressourcen geprüft. Im Hinblick auf eine kurze Time-to-Market sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die gemeinsame Entwicklung mit erfahrenen Partnern sowie einer Bank Sinn macht. Dieses Team hatte drei Ziele: Erstens das Automatisieren der Prozesse. Das Standardgeschäft soll damit massiv beschleunigt werden – und auch günstiger abgewickelt werden.  Die zweite Anforderung ist, die bestehende Lösung zu entschlacken. Die Anwendung ist über die Jahre massiv gewachsen und etwas «träge» geworden. Dem wollen wir entgegenwirken.
Lang: Drittens fehlt der heutigen Kreditberatungslösung eine Oberfläche für Tablets. Sie ist damit im Kundengespräch schwer einsetzbar. Diese Lücke wird die neue Lösung auch schliessen – ganz im Sinne des Font-to-Back-Anspruchs von Finnova.
CW: Soll die neue Kreditberatungslösung die bisherige komplett ablösen?
Lang: Um Gottes Willen nein! [schmunzelt] Die Lösungen werden bis auf Weiteres parallel nebeneinander bestehen. Wenn eine Bank sich für die neue Lösung entscheidet und das bestehende System nicht mehr benötigt, wird individuell geprüft, was abgelöst werden kann. Für Kunden, die an der «alten» Lösung festhalten wollen, ändert sich auf absehbare Zeit nichts.
CW: Welche Bedeutung hat künstliche Intelligenz für das Portfolio von Finnova? Entwickeln Sie selbst oder partnern Sie?
Lang: Das «Analytical Framework» ist noch relativ neu im Portfolio. Dabei handelt es sich um ein Regelwerk, das sich für verschiedene Anwendungen nutzen lässt, beispielsweise Cross- und Up-Selling oder Fraud Detection.
CW: Wie kommt das Produkt bei den Banken an?
Lang: Es stösst auf sehr viel Interesse bei den Kunden. Die meisten beschäftigen sich gerade selbst mit der künstlichen Intelligenz. Die Einführung sofort ist aber meistens kein Thema. Jedoch sind sich die Kunden auch einig, dass sie solche Anwendungen morgen brauchen werden.
Zur Person
Hendrik Lang
ist seit Dezember 2015 Chief Customer Officer von Finnova. Lang besitzt über 20 Jahre Beratungs- und Verkaufserfahrung vor allem in der Finanzindustrie, die er in Führungspositionen unter anderem bei IBM, Mitchell Madison Group und Oracle erworben hat.



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