Die digitalen Helfer

Die digitalen Helfer

Funketikett am Spitalbett

Moderne Technik hilft auch, Verwechslungen und falsche Behandlungen zu vermeiden, wie ein Beispiel aus Deutschland zeigt. So erhalten Patienten künftig bei der Aufnahme ins Klinikum Saarbrücken kleine Funkarmbänder. Ziel ist es, die Abgabe von Medikamenten noch zuverlässiger zu machen und Arzneimittel-Unverträglichkeiten oder Verwechslungen von Patienten auszuschliessen. Die Armbändchen enthalten ein winziges Funketikett, auf dem die Daten des jeweiligen Patienten gespeichert sind. Diese so genannte RFID-Etikette (Radio Frequency Identification) besteht aus einem Mikrochip und einer hauchdünnen Antennenspule.
Um die Information abzurufen, hält der Arzt oder Pfleger einen Pocket- oder Tablet-PC, der mit einem RFID-Leser ausgestattet ist, in die Nähe des Handgelenks des Patienten. Das Gerät sendet ein Funksignal ans Armband und ruft die gespeicherte Information, etwa den Namen, ab. So lässt sich der Patient sicher identifizieren. Zugleich greift der Pocket-PC per WLAN-Funkverbindung auf die ausführlichen Patientendaten im Zentralcomputer des Spitals zurück. So erhält der Arzt einen Überblick, welche Medikamente in welcher Dosierung bereits verschrieben wurden. Bereits seit längerem arbeiten die Saarbrücker Ärzte mit einem Medikamentierungsprogramm. Es ermittelt automatisch, ob bei Einnahme mehrerer Medikamente Wechselwirkungen auftreten können oder ob aufgrund des Alters oder der Erkrankung bestimmte Mittel nicht gegeben werden dürfen. Bei der Visite am Spitalbett hatten Ärzte bisher allerdings keinen direkten Zugriff auf das System, so dass Fehler durch falsche Medikamentenwahl nicht auszuschliessen waren. Die Klinikleitung entschied sich daher für die RFID-Lösung. Zum einen schliesst diese eine Verwechslung des Patienten aus, wie es etwa durch Vertauschen der Papierakte vorkommen könnte. Zum anderen hat der Arzt schnell Zugriff auf das Medikamenten-System.£

Grosse Papierberge

Auf den Weg in die digitale Zukunft hat sich auch ein Spital im südostchinesischen Suzhou gemacht. Ein Blick in das Röntgenarchiv des Spitals zeigt, wie gross Papierberge sein können. Es umfasst mehrere Räume. Kein Wunder bei einer Million Patienten, die jährlich ambulant behandelt werden. Da die Ressourcen chinesischer Kliniken sehr beschränkt sind, ist es umso wichtiger, durch moderne Technik Geld und Zeit zu sparen. Ein guter Grund für die Anschaffung eines digitalen Bildarchivierungs- und Klinik-Kommunikationssystems. Damit können sämtliche Bilder von Röntgen-, Computertomographie- und Magnetresonanzgeräten gespeichert, bearbeitet und auf allen Stationen zugänglich gemacht werden. Die Anzahl der Untersuchungen liess sich damit von 150 auf 300 pro Tag verdoppeln. Zusätzlich spart die Klinik Fotomaterial im Wert von mehreren Hunderttausend Franken im Jahr, denn intern werden Bilder nur noch digital archiviert. Das Spital rechnet damit, dass sich die Investitionen innerhalb von zwei Jahren amortisiert haben.

Archivierung im Berner Oberland

In der Schweiz sind die Dimensionen zwar weitaus kleiner als in China oder den USA, doch auch hierzulande ist die digitale, spitalweite Archivierung ein aktuelles Thema. Noch gehört das aufwändige Suchen nach Patientenakten, Bilddaten und Dokumenten vielerorts zum Spitalalltag. Der Spitalverbund Spitäler FMI im Berner Oberland, der die drei Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken vereint, plant die spitalweite Archivierung in ein zentrales digitales Universalarchiv. Der Verbund übernimmt damit eine Vorreiterrolle, denn bisher wurden - wenn überhaupt - alle Dokumente, Daten und Informationen zu einem Patienten lediglich in den einzelnen Abteilungen auf verschiedenen Systemen archiviert. Im Berner Oberland werden dereinst die Daten jederzeit und überall verfügbar sein. Die Realisierung erfolgt nach Sicherstellung der Finanzierung durch den Kanton Bern.

Gesundheit digital

Die erwähnten Beispiele verdeutlichen, dass die Informationstechnologie das Gesundheitswesen erheblich verändert. Informationstechnik und Vernetzung sind wesentliche Hebel, um die Qualität im Gesundheitswesen zu erhöhen und zugleich Kosten zu senken. Nicht zuletzt führt der Einsatz von digitaler Technik dazu, dass sich Spitäler noch besser auf Ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren können und dadurch mehr Zeit für ihre Patienten haben.

Weitere Informationen

Am E-Healthcare-Kongress widmet sich das Symposium 20, «Digital Hospital», mit mehreren Fachreferaten dem zeitgemässen Einsatz von ICT im Spital.
6. Schweizerischer E-Healthcare-Kongress
Konferenz & Fachausstellung
28./29. September 2006, GZI Forschungszentrum, Nottwil/LU
Der Kongress richtet sich an alle ICT- und Health-Professionals der Schweiz und ist Fachmesse und Konferenz zugleich. eHealthCare.ch vereinigt über 1500 Health-Professionals und ICT-Entscheidungsträger aus dem Spitalsektor, dem ambulanten Sektor, der Industrie, dem Versicherungswesen und der gesamten Gesundheitsbranche.
Weitere Informationen: www.ehealthcare.ch
Thomas Zurkinden



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