15.02.2017, 18:09 Uhr

Kanton Zürich geht verstärkt gegen Cyber-Kriminelle vor

Der Kanton Zürich will verstärkt gegen die Internetkriminalität vorgehen. Deshalb werden in der Polizei-IT und der Statsanwaltschaft 20 neue Stellen geschaffen.
Die Probleme sind bekannt: Im Internet sind Hacker aktiv, welche die IT-Strukturen von staatlichen Organisationen oder privaten Unternehmen angreifen. Im Internet tummeln sich Betrüger, die unbedarfte Internetnutzer zu Vorauszahlungen verleiten, ohne im Gegenzug die angebotene und versprochene Ware zu liefern. «Die rasante Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft vergrössert die Angriffsflächen für Cyberkriminelle laufend», sagte Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP) am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Damit nähmen auch die Anforderungen an die Cybercrime-Kompetenz der Strafverfolgungsbehörden zu. Der Kanton Zürich will deshalb verstärkt gegen die Internetkriminalität vorgehen. Er baut sein «Kompetenzzentrum Cybercrime» markant aus. Zu den derzeit je nach Arbeitsanfall rund zwölf Personen kommen nun 20 weitere hinzu. Bei der Kantonspolizei Zürich sollen zehn zusätzliche zivile Informatikspezialisten angestellt werden. Diese Stellen hat der Kantonsrat im Rahmen der letzten Budgetdebatte bereits genehmigt. Sie werden gemäss Regierungsratsbeschluss auf den 1. März geschaffen. Laut Sicherheitsdirektor Fehr soll die Suche nach geeigneten Informatikern rasch an die Hand genommen werden. Bei der Staatsanwaltschaft werden fünf neue Stellen für Staatsanwälte sowie fünf für Verwaltungsassistenzen zu deren Unterstützung geschaffen. Diese sollen auf den 1. Januar 2018 im Kompetenzzentrum angesiedelt werden.

Die Kriminalität digitalisiert sich

Bei der Strafverfolgung tue sich mit der Cyberkriminalität ein ganz neues Feld auf, das - etwa bezüglich Identifizierung der Täter - neue Fragen stelle, sagte Staatsanwalt Stephan Walder, der Co-Leiter des Kompetenzzentrums. Zudem seien die Täter kreativ, es vergehe fast kein Tag, an welchem man nicht von einem neuen Phänomen höre. Co-Leiter Daniel Nussbaumer von der Kantonspolizei ergänzte, dass sich - neben den eigentlichen Internet-Phänomenen - die ganze Kriminalität wandle und digitalisiere. Gewöhnliche Drohungen erfolgen heute über Smartphones, normale Betrügereien werden über Mail abgewickelt. «Es gibt kaum mehr ein Delikt, dass keinen Bezug zu einem modernen Kommunikationsmittel hat.» Deshalb braucht es gemäss Nussbaumer nicht nur die Spezialisierung im Kompetenzzentrum, sondern auch die allgemeine Ausbildung an der Basis: In diesem Jahr werden 500 Frontmitarbeitende den Kurs «Polizeiliche Ausbildung für Computer-Ermittlungen (PACE)» belegen.

Erstes kantonales Kompetenzzentrum

Vor acht Jahren hatte die Zürcher Regierung die Bekämpfung von Cybercrime erstmals als einen der Schwerpunkte der Strafverfolgung definiert. Ende 2013 nahm das «Kompetenzzentrum Cybercrime Zürich» seinen Betrieb auf, das gemeinsam von Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei und unter Einbezug der Stadtpolizei Zürich geführt wird. Gemäss Regierungsrat ist Zürich der einzige Kanton, der die Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaften im hochspezialisierten Cybercrime-Bereich in einem gemeinsamen Kompetenzzentrum eingerichtet hat. Diese Zusammenarbeit habe sich bewährt, heisst es im Beschluss. Im Jahr 2015 schloss das Kompetenzzentrum 119 Untersuchungen ab - es kam zu 2 Anklagen und 27 Strafbefehlen.



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