«Digitalisierung scheitert nicht an der Technologie»

«Digital Labs»-Programm kombiniert KI mit IoT

CW: Damit gewinnt die IT bei SGS sehr an Bedeutung.
Plaza Morales: Korrekt. Jedoch sehe ich das «Digital Labs»-Programm nicht in erster Linie als IT-Projekt an. Vielmehr steht im Vordergrund, welchen Nutzen eine Technologie für das Business haben kann. Bis anhin setzen wir viel IT ein, ohne dass daraus ein direkter Geschäftsnutzen entsteht.
CW: Können Sie bitte ein Beispiel nennen für ein geplantes Projekt aus dem «Digital Labs»-Programm?
Plaza Morales: Gerne. Eine unserer neuen Entwicklungen kombiniert künstliche Intelligenz mit IoT. In vielen Labors sind Mikroskope im Einsatz, um Materialien zu prüfen. Diese Mikroskope verbinden wir via IoT mit dem Computer respektive der Cloud. So kann statt eines Ingenieurs eine künstliche Intelligenz die Materialien prüfen, was nach einigem Training genauer, ressourcenschonender und insbesondere schneller klappt. So können sich die Kollegen dann um die tatsächlichen schwierigen Prüfungen kümmern, bei denen ihre Expertise zwingend erforderlich ist.
“Die Herausforderung ist, die Balance zu finden zwischen lokalen IT-Bedürfnissen und globalen IT-Standards„
David Plaza Morales
CW: Die Cyber Security ist auch ein Geschäftsfeld von SGS. Gibt es Synergien?
Plaza Morales: Korrekt, wir haben mehrere Business-Einheiten, die Security Services für Kunden liefern – beispielsweise in Barcelona, Delft, Graz, Madrid und Shanghai sowie in den USA. Dort werden Sicherheitsprüfungen für die Industrie im Bereich IoT und beispielsweise Kreditkartenfirmen für die Chips und die Terminals angeboten. Derzeit herrscht starke Nachfrage und das Geschäft von SGS in diesem Bereich wächst rasant. Das gilt auch für unsere Cyber-Security-Zertifizierungen. In diesem Zusammenhang haben wir uns durch die Akquisition von Brightsight zu Beginn dieses Jahres strategisch gestärkt. Unsere interne Cyber Security ist aber getrennt vom Business. Natürlich gibt es hie und da einen Austausch und eine Zusammenarbeit. Das ist aber eher die Ausnahme.
CW: Im Vergleich zu Ihrem Vorgänger, Christoph Heidler, sind Sie nicht mehr Mitglied der Geschäftsleitung. Sehen Sie persönlich es als einen Rückschritt an oder erkennen Sie einen Vorteil?
Plaza Morales: Ich sehe weder einen Vorteil noch einen Rückschritt. Es macht für mich keinen Unterschied, ob der CEO oder der CFO mein Vorgesetzter ist – zumal der CFO der SGS eine starke Stellung im Unternehmen innehat. Für mich ist es entscheidend, welchen Handlungsspielraum ich habe und über welches Budget ich verfüge. Ich kann mich weder über das eine noch das andere beklagen.
Nebenbei bin ich zwar nicht ein Mitglied der Geschäftsleitung, finde dort aber trotzdem viel Gehör und grosse Akzeptanz für meine Ideen. Ich präsentiere dort regelmässig unsere Projekte und habe gute Diskussionen mit allen Mitgliedern der Geschäftsleitung.
CW: Welches ist für Sie die persönlich grösste Herausforderung in Ihrer neuen Rolle?
Plaza Morales: Die richtige Balance zu finden zwischen dezentralisiertem und zentralisiertem IT-Support. SGS ist mit seiner dezentralisierten Organisation sehr erfolgreich. Als IT möchte ich dieses Geschäft bestmöglich unterstützen. Allerdings braucht es dafür einige Regeln, die ich nur zentral durchsetzen kann – ich denke an Datenschutz und Sicherheit. Die SGS-Kollegen können auch am abgelegensten Standort ausschliesslich Applikationen einsetzen, die von der Gruppen-IT unterstützt werden.



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