«Ich habe noch nie so viel gearbeitet»

Fragenkatalog für Produktivitätskiller

CW: Das hört sich nicht gut an. Mögen Sie uns einen Einblick in Ihre Agenda geben?
Thonüs: Nur so viel – sie ist sehr voll. Einerseits müssen wir weiterhin erfolgreich Geschäfte machen. Das bedeutet für mich, dass ich meine Teams führen und unterstützen soll. Andererseits bin ich weiterhin der Chief Sales. Ich bin selbst verantwortlich für das Business mit den grösseren Kunden. Dafür habe ich mir das persönliche Ziel gesetzt, mindestens alle vier Stunden irgendeine Art von Kundenkontakt zu pflegen. Das kann eine E-Mail mit einer Offerte sein, aber genauso gut eine WhatsApp-Nachricht mit der Frage nach dem Wohlbefinden.
Ein eklatanter Unterschied zwischen dem Geschäft vor dem Lockdown und der Situation jetzt ist die Herangehensweise bei Problemlösungen. Wenn früher ein Kollege mit einer Frage auf mich zukam, hatten wir meistens innerhalb einer Viertelstunde eine Antwort gefunden. Heute wird dafür ein Call mit mindestens 15 Teilnehmern aufgesetzt, in dem während der ersten 15 Minuten diskutiert wird, wie es den einzelnen Personen geht. Danach werden 15 Meinungen zur Problemlösung geäussert. Videokonferenzen erschweren die Entscheidungsfindung sehr.
CW: Wie gehen Sie heute vor?
Thonüs: In den letzten Monaten haben wir alle lernen müssen, unsere Agenda neu zu organisieren. Vor einem Jahr war ich von 8 bis 17 Uhr im 30-Minuten-Takt gebucht. Die Folge: Ich hatte während des ganzen Tages keine einzige E-Mail gelesen und mit keinem Kunden gesprochen. Meine Konsequenz daraus war: Ein Meeting dauert heute maximal 20 Minuten. So bleiben mir 10 Minuten für andere Arbeiten.
CW: Haben Sie noch andere Massnahmen ergriffen?
Thonüs: Ja. Ich habe den Kollegen mitgegeben, dass sie sich vor jeder Aufgabe drei Fragen stellen sollen:
Erstens: Hat ein Kunde oder ein Partner einen Nutzen davon, wenn ich die Aufgabe erledige. Wenn die Antwort «nein» lautet, folgt die zweite Frage:
Muss die Aufgabe zwingend erledigt werden? Einige administrative Tasks müssen abgearbeitet werden, auch wenn sie noch so lästig oder überflüssig erscheinen mögen. Lautet auch hier die Antwort «nein», folgt Frage drei:
Habe ich einen persönlichen Nutzen davon, wenn ich die Aufgabe erledige? Teilweise lernt man an Aufgaben oder hat sonst einen Vorteil. Wenn auch hier die Antwort negativ ist, rate ich allen Mitarbeitern, die Aufgabe abzulehnen. Denn es wäre verschwendete Zeit.
Dieser «Fragenkatalog» hat bewirkt, dass meine Kollegen und ich unsere Arbeitszeiten nun viel besser im Griff haben als noch vor einem Jahr.
Zur Firma
Dell Technologies
ist die Schweizer Niederlassung des US-amerikanischen Computerkonzerns Dell Technologies. Sie wurde 1991 in Vernier gegründet und zügelte drei Jahre später an den heutigen Standort in Le Grand-Saconnex. Durch die Fusion mit EMC 2016 kam die Niederlassung in Zürich hinzu. Weiter gibt es eine Filiale in Bern. Der Konzern beschäftigt in der Schweiz 550 Angestellte.



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