«Ich habe noch nie so viel gearbeitet»

Schweizer Rechenzentrums-Boom

CW: Im Rechenzentrumsgeschäft dürfte Dell Technologies während des Lockdowns gut zugelegt haben.
Thonüs: Wir haben zwar zugelegt, aber ganz anders, als es zu erwarten war. Denn zu Beginn des Lockdowns haben die Kunden zunächst sicherstellen müssen, dass die Angestellten adäquat zu Hause arbeiten konnten. Zugunsten der Ausstattung für die Arbeit von zu Hause wurden nicht wenige «Nice to Have»-Projekte zunächst einmal zurückgestellt. Als die Mitarbeiter ihre Heimbüros eingerichtet hatten, mussten die Firmen noch sicherstellen, dass die Angestellten auf die internen IT-Systeme zugreifen konnten.
Hier haben wir zwei Trends beobachten können: Das Virtualisieren der Applikationen sowie Workloads, um Cloud-ähnliche Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit zu realisieren. Der andere Trend ist das Erneuern der Rechenzentrumsinfrastruktur. Bei diesen Projekten stehen die Wirtschaftlichkeit und die Zukunftsfähigkeit im Vordergrund.
Dennoch war das Rechenzentrumsgeschäft im Frühling und Sommer 2020 eher schwierig. Ab dem Herbst zog es wieder an, meist getrieben von den eben genannten Trends.
CW: Wir haben im vergangenen Jahr beobachten können, dass sich auch zum Beispiel der Bund für die Cloud offen zeigt. Verliert die Schweiz die Scheu vor der Cloud?
Thonüs: Absolut. Die Entwicklung zeichnete sich schon vor der Corona-Pandemie ab, der Lockdown mit den Veränderungen in der Arbeitswelt hat sie noch beschleunigt. Dabei geht es für die meisten Unternehmen weniger um das Auslagern der Workloads hin zu Public-Cloud-Anbietern. Vielmehr sind Multi-Cloud-Szenarien gefragt, die für die jeweils genutzten Applikationen und Daten einen kostengünstigen und skalierbaren Betrieb ermöglichen. Das kann ein Hyperscaler sein, genauso aber ein hochintegriertes System, wie wir es anbieten, das die Interoperabilität zwischen Public Cloud und lokalem Rechenzentrum ermöglicht. Auch eine klassische 3-Tier-Infrastruktur in einem Rechenzentrum ist durchaus eine Option und sehr gefragt.
Für viele Kunden entscheidend ist das einfache Management der IT-Ressourcen: Können Workloads bei Bedarf in die Public Cloud verschoben und wieder in das Rechenzentrum zurückgeholt werden? Welche Kosten entstehen tatsächlich und ist der Applikationsbetrieb bei einem Hyperscaler wirklich günstiger? Wenn solche Entscheide aufgrund belegbarer Zahlen an einer Konsole getroffen werden können, sind die meisten Kunden schon sehr happy.



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