IT neu gestalten mit Software-defined Storage

«Reines» und «unreines» SDS

«Software-defined» ist kein geschützter Begriff. Die meisten heute erhältlichen Speicherlösungen seien nicht Software-defined Storage, sondern schlicht «Software on Storage», kritisierte Tony Parkinson, Vice President Enterprise Solutions von Dell, vor einiger Zeit auf einer Podiumsdiskussion in Amsterdam. Damit lag er nicht ganz falsch. Denn nicht wenige Storage-Hardware-Anbieter springen auf den SDS-Zug auf und verwenden den Begriff Software-defined auf ihre Hardware-bezogenen Produkte. Sie nutzen die Grundlagen von SDS – die Abstraktion der Software von der Hardware –, kombinieren die Software aber mit ihrer spezifischen Hardware. Im Sinne der «reinen Lehre» ist das kein SDS. Diesem herstellerspezifischen SDS stehen die «echten» Software-Produkte gegenüber, also das, was originär mit SDS gemeint ist. Hersteller dieser Kategorie stellen Software ohne zugehörige Hardware zur Verfügung. Hardware-Abhängigkeit gibt es dort nicht. Diese Produkte erlauben eine individuelle Storage-Zusammenstellung – sei es aus bestehenden Speicher-Ressourcen oder aus neuen, eigens konzipierten Arrays. Anbieter, die diesen Ansatz verfolgen, sind reine Software-Hersteller, etwa DataCore, einer der Pioniere im SDS-Umfeld. Seine Software SANsymphony lässt sich in heterogenen Umgebungen hoch skalieren und bringt umfassende Funktionen mit. Kleinere Anbieter sind FalconStor mit dem Network Storage Server (NSS), Nexenta Systems und StarWind Software.
Als Anbieter von SDS mit Hardware-Bindung treten vor allem klassische Storage-Hersteller auf, die damit ihre Produkte flexibilisieren. Dazu zählen zum Beispiel Dell EMC, IBM, HPE und zahlreiche kleinere Hersteller wie NetApp.
“Mit ziemlicher Sicherheit werden Sie [beim Umstieg auf SDS] von Ihrem bestehenden Storage-Team gebremst. Aber das beruht meistens eher auf unangebrachtem Eifer und Vorurteilen als auf echtem Verständnis.„
Andrew Hatfield, Leiter Cloud Storage und Big Data Practice bei Red Hat (www.redhat.com)

Dieser Ansatz gilt zwar nicht als «echtes» SDS, manche Anwender schätzen ihn aber trotzdem: Es ermöglicht dem Hersteller – und damit auch dem Kunden – schneller zu neuen Hardware-Technologien zu wechseln. Auch wenn viele SDS-Puristen ein Problem mit diesen gebündelten SDS-Offerten haben, gehören sie zum Bild von Software-defined Storage dazu. Diese Produkte ermöglichen Kosteneinsparungen und bieten eine hohe Flexibilität bei Hardware-Migrationen. Wie gross die jeweiligen Vorteile sind, hängt vom Anbieter ab.
Ob reines oder unreines SDS – über eines müssen sich die IT-Manager eines Unternehmens im Klaren sein, wenn sie eine solche Lösung einführen, gibt Andrew Hatfield, Leiter Cloud-Storage bei Red Hat, zu bedenken: «Mit ziemlicher Sicherheit werden Sie von Ihrem bestehenden Storage-Team gebremst. Aber das beruht meistens eher auf unangebrachtem Eifer und Vorurteilen als auf echtem Verständnis. Man kann das den alteingesessenen Storage-Experten auch nicht verübeln. Sie haben ihre gesamte Karriere um einen oder zwei Storage-Anbieter herum aufgebaut – und jetzt verändert sich die Welt.»



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