Citrix vernetzt 1000 Dinge 14.05.2015, 03:31 Uhr

Microsoft, Salesforce, Twitter, YouTube, Uber, Oculus Rift, Google, Splunk, Raspberry Pi

Citrix vernetzt alles mit jedem, und braucht dafür nicht mehr als 10 Minuten. Möglich macht das eine extrem benutzerfreundliche Software und die neue Workspace Cloud.
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Im Internet der Dinge (IoT) steckt das nächste, ganz grosse, milliardenschwere Geschäft. Es galt jedoch bislang als Domäne für Tüftler, Tekkies und Experten. Nicht mehr. Citrix macht das IoT so einfach wie ein Malprogramm. Jeder kann demnächst kostengünstig Applikationen bauen, für Home und Office, für den digitalen Lifestyle, Healthcare, Future Mobility oder Industrie 4.0. Die Citrix-Software ist extrem einfach zu bedienen: Per Drag&Drop wählt der Anwender zunächst die Quellen aus, von denen Daten aus dem IoT eingesammelt und später analysiert werden sollen. Die Datenquellen und Use Cases sind extrem divergent, denn praktisch alles kann angezapft werden. Zum Beispiel: Microsoft Biztalk, Salesforce, das Elektromobil Tesla, Sensoren, Bewegungsmelder, Youtube, die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, Google Drive, die Analytics-Spezialistin Splunk, Sharefile, Citrix Netscaler oder der Einplatinencomputer Raspberry Pi. Zur Auswahl stehen über 100 vorkonfigurierte sogenannte Knoten (Nodes). Die Möglichkeiten scheinen endlos.
Das 'Internet of Everything' werde damit Realität, sagt Citrix-Chef Mark Templeton auf der Synergy in Orlando. Die Software kommt von der IoT- und Machine2Machine-Spezialistin Octoblu, die Citrix im Dezember 2013 akquiriert hat. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart, aber eins scheint sicher: Jeder Dollar war gut angelegt. Seitdem haben beide Unternehmen ihre Lösungsportfolien integriert. Octoblu und Citrix bringen das Internet der Dinge auf jedes mobile Gerät und auf jeden Desktop. Im Octoblu-Editor - unser Eindruck: einfach wie ein Malprogramm - legt der Anwender grafisch per Drag&Drop einen sogenannten Workflow fest. Zuerst die Datenquellen, dann die verarbeitenden Knoten (Operator Nodes), von denen es 37 gibt. Etwa Collect, De-Multiplex oder eine einfache Sentiment-Analyse, mit denen sich zum Beispiel Facebook-Postings oder Tweeds analysieren lassen. So tastet man sich Schritt für Schritt an die fertige IoT-App heran, die nach Fertigstellung in einem Docker-App-Container - also sehr schlank - provisioniert wird. Ein Grossteil der Software ist Open-Source, und für Privatleute sei die Nutzung kostenlos, sagt Chris Matthieu, Director IoT Engineering bei Octoblu. Für kommerzielle Anwendungen soll nach der Beta-Phase aber Geld fliessen (Eine kostenlose Testversion des grafischen Octoblu-Editors gibts hier). 
Die fertigen IoT-Container-Apps lassen sich sehr schnell über die neuen Citrix Workspaces unter die Leute bringen. Seine Workspace Cloud hat das Unternehmen am Vortag derHausmesse Synergy vorgestellt. Unter Workspace versteht Citrix einen persönlichen Arbeitsbereich, der sämtliche Anwendungen/Apps, Dokumente und Daten bereitstellt, die ein Enduser für seinen Job benötigt, on-premise und in der Cloud, device-unabhängig auf Smartphones, Tablets, Desktops oder Laptops (Einen kostenlosen Test-Account für die Workspace Cloud gibt es hier).
An dieser Stelle schliesst sich der Kreis. Über "dynamische Containerisierung" via Docker lassen sich - zum Beispiel - die mit Octoblu gebauten IoT-Apps verschlüsselt und via Micro-VPN abgesichert auf Workspaces ausrollen. Jeder Anwender hält danach das Internet der Dinge in seiner Hand. "Wir vernetzen alles mit jedem, das war in den letzten sechs Monaten unsere Mission", erzählt Octoblu-Director Matthieu. Für ihn wird das IoT in den nächsten Jahren eine stärkere Dynamik entfalten als seinerzeit die industrielle Revolution. Zunächst aber hat Octoblu seine Plattform in die Citrix-Infrastruktur integriert. Dazu gehört nicht nur die Workspace Cloud, sondern auch die Netzwerk-Optimierungsmaschine Netscaler oder die CloudBridge. Netzwerk-Administratoren können mit dem Octoblu-IoT-Editor also auch Apps bauen, um die Performance und Auslastung von Netscaler zu überwachen. Nächste Seite: Wer braucht noch Dell, HP, Lenovo?

UUID: 36 eindeutige Zeichen

Ein paar Worte zum technischen Hintergrund: Das Application Programming Interface (API) von Octoblu unterstützt die IoT-Protokolle HTTP, REST, WebSockets, MQTT (Message Queue Telemetry Transport) und CoAP (Constrained Application Protocol). Jeder Sensor respektive Datenquelle wird über einen Universally Unique Identifier (UUID) angesprochen. Um von einem Sensor Daten einzusammeln, reichen die Codezeilen (darum braucht sich der Anwender des Octoblu-Editors nicht zu kümmern, der Code der vorkonfigurierten Datenquellen (Nodes) wird automatisch generiert): // Subscribe to device/node i/o
conn.subscribe({
     "uuid": "f828ef20-29f7-11e3-9604-b360d462c699",
     "token": "syep2lu2d0io1or305llz5u9ijrwwmi"
   }, function (data) {
    console.log(data);
}); (aus: Octoblu Developer Documentation)

Wie teuer ist die Workspace Cloud?

Die Workspace Cloud mit individuellen Arbeitsbereichen ist die jüngste Erfindung von Citrix, und ein Preismodell wurde noch nicht kommuniziert. Computerworld fragte Tom Flink, VP Sales und Services bei Citrix. Mit konkreten Zahlen rückte zwar auch Flink noch nicht heraus. Durch Effizienzgewinne etwa beim Workspace-Management könnten Kunden, die in die neue Cloud migrieren, jedoch mit Kostenreduktionen rechnen. Durch Verbesserungen der Citrix' StorageZones erhöhe sich ausserdem die Server-Dichte. Auch das spare Geld. Citrix wolle sich bei der Vermarktung der Workspace Cloud (zunächst) auf die existierende Kundschaft konzentrieren, betonte Flink.

Citrix' Dreigestirn: XenServer, XenApp, XenDesktop

Hinter der Workspace Cloud arbeitet das Dreigestirn XenServer, XenApp und XenDesktop, das Citrix fortlaufend optimiert und verbessert. Dem aktuelle XenServer 6.5 hat das Unternehmen eine - überfällige - 64-Bit-Architektur verpasst, welche die Performance erhöht. Ausserdem laufen auf dem neuen Release jetzt bis zu 1000 Virtuelle Maschinen. Punkto XenApp 7.6: Feature Pack 2 kommt im Juni und unterstützt unter anderem Linux Apps und Linux Desktops. Zudem wurde Lync 2013 auf dem Mac optimiert und Windows mit Touch-Support ausgestattet. Beeindruckt haben uns auch die Effizienz-Gewinne bei den Grafik- und Multimedia-Protokollen. Der Bandbreitenbedarf soll um 30 Prozent gesunken sein. Damit kann man zum Beispiel ein PDF-Dokument ruckelfrei durchblättern. Nun ist das sicher nichts Besonderes. Aber die Basis-Hardware bestand aus einem Raspberry Pi, also einem Einplatinen-Computer, den es bei Conrad Eletronic Schweiz bereits für 50 Franken zu kaufen gibt. Wer braucht für solche Einsatzszenarien dann noch einen teuren Laptop von Dell, HP oder Lenovo?



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