11.05.2011, 11:00 Uhr

So könnte sich Skype für Microsoft rechnen

Microsoft kauft Skype für 7,5 Milliarden Franken. Wie der Software-Riese den Betrag refinanzieren kann und Skype aus der Verlustzone holt, wissen Analysten.
Microsoft-CEO Steve Ballmer und Skype-CEO Tony Bates
Den Bieterwettstreitum Skype hat Microsoft mit einem Kaufbetrag von umgerechnet 7,5 Milliarden Franken beendet. Den möglichen KufernCisco, Google und Facebook war die Summe offenbar zu hoch. Es bleibt ein Preis, bei dem viele Experten den Kopf schütteln und fragen: Ist Skype so viel Geld wert? Auf der Suche nach Gründen für und wider die Akquisition wird klar, dass Microsoft hohes Risiko geht. Allerdings kann sich die Investition durchaus lohnen, meinen Analysten. So hatte Microsoft wenig mitzureden, wenn Instant-Messaging-Anbieter wie AOL, Skype oder Yahoo über Geschäftsmodelle für IP- und Videotelefonie sprachen. Laut Forrester-Analyst Henry Dewing ist das Unternehmen mit der Übernahme plötzlich ein starker Player in dem Endverbrauchermarkt für Communication-as-a-Service. Vom Start weg hat Microsoft jetzt 660 Millionen registrierte Nutzer, von denen gut 150 Millionen aktiv telefonieren und 8,8 Millionen für Skype zahlen. Das sind starke Argumente, wenn zum Beispiel Verhandlungen mit Telekommunikationsunternehmen anstehen. Skype funktioniert über das Internet, verbraucht also nur Datenraten, wenn zum Beispiel ein Handy-Nutzer mit seinen Kontakten telefoniert. Dass Kunden günstige Datentarife und nicht teure Gesprächsminuten für Skype-Telefonate bezahlen, ist Telekommunikationsanbietern ein Dorn im Auge. Teils wird Skype schlicht blockiert. Nächste Seite: Microsoft auf dem iPhone

Microsoft auf iPhone und unter Linux

Durch den Kauf bekommt Microsoft einen weiteren Zutritt zu den lukrativen Mobiltelefonie-Märkten. Skype gibt es unter anderem für Apples iPhone-Betriebssystem iOS, Googles Android und Nokias Symbian. Daneben, so Experton-Analyst Axel Oppermann, lässt sich die Telefonie-Software auch auf dem Apple, unter Linux und auf TV-Plattformen von Panasonic sowie Samsung nutzen. «Die Herausforderung für Microsoft wird es sein, Skype schnell und nahtlos in das eigene Portfolio zu integrieren», warnt allerdings Oppermann. So liegt es nahe, Skype für die Spielkonsole Xbox und den Onlinedienst Xbox Live bereitzustellen. Microsofts Unterhaltungssparte legte zuletzt dank der Bewegungssteuerung Kinect massiv zu und gewann im Portfolio des Software-Riesen an Bedeutung. Daneben könnten Microsoft-Strategen Skype nutzen, um die schwächelnde Handy-Sparte aufzuwerten. Das im Herbst lancierte Betriebssystem Windows Phone konnte trotz massivem Werbeeinsatz bisher nicht überzeugen.

Werbefinanziert telefonieren

Gleichfalls wenig einträglich ist Microsofts Online-Geschäft: Die Suchmaschine Bing bleibt weiter hinter dem Branchenprimus Google zurück, das Werbe-Business leidet unter der geringen Reichweite der Microsoft-Plattformen. Hier kann Skype seinen Teil beisteuern: Seit Mrzdiesen Jahres zeigt der Dienst in seinem Windows-Client kommerzielle Anzeigen. Für die Zukunft sind auch Videoeinblendungen denkbar ? etwa bei Gratistelefonaten über das Internet. Angesichts der nur 8,8 Millionen zahlenden Kunden war der Betrieb für Skype bisher nicht rentabel ? der Dienst produzierte im vergangenen Jahr Verluste von umgerechnet 6,1 Millionen Franken. Hauptgrund waren nach Analystenmeinung die fehlende Business-Kundschaft. Diese könnte sich durch die Kombination mit Microsofts Telefonie-Produkten künftig vermehrt für Skype interessieren.



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