«Wir sind selbst eine Firma von Programmierern»

Das plant AWS

CW: Worauf achten Sie, wenn Sie nach neuen Entwicklern Ausschau halten?
Gore: Wir suchen einerseits direkt bei den Hochschulen nach jungen Talenten, andererseits auch nach bereits erfahrenen Entwicklern. Das Wichtigste bei der Rekrutierung ist dann, dass sie kulturell in das Unternehmen passen. Diese Kultur haben wir anhand von 14 Leadership-Prinzipien definiert. Daneben schauen wir natürlich darauf, dass sie über exzellente Software-Entwicklungsfähigkeiten verfügen, aber auch darauf, dass sie kreativ denken und flexibel an Probleme herangehen. Was wir nicht wollen, sind Leute, die engstirnig eine festgefahrene Meinung in einer technischen Frage haben, sondern die offen für Neues sowie für andere Sicht- und Herangehensweisen sind. Zusammen­gefasst ist es also eine Mischung zwischen technischem Können und kultureller Eignung.
CW: Können Sie die Kultur, die bei Amazon gepflegt wird, anhand eines Beispiels etwas näher beschreiben?
Gore: Ein wichtiger Grundpfeiler der Kultur ist das erste der 14 genannten Prinzipien, die Kundenbesessenheit. Alles, was wir tun, muss aus dem Blickwinkel des Kunden an­gegangen werden. Das geht so weit, dass wir unsere Entwicklungszyklen nicht so nennen, sondern als «Rückwärtsschlaufen» bezeichnen. Wir wenden uns nämlich einem Problem des Kunden zu und entwickeln von dem aus­gehend eine Lösung. Teil dieses Prozesses ist es, dass wir eine interne Pressemitteilung verfassen, in der einerseits das Prob­lem des Kunden genau und präzise definiert und danach der Lösungsansatz genauso deutlich dargelegt wird. Danach schreiben wir ein FAQ, in dem die wichtigsten Punkte erklärt werden. Erst wenn diese gedankliche Vor­arbeit geleistet wurde, fangen wir an zu programmieren.
CW: Welches sind somit Entwicklungen, die Amazon derzeit verfolgt?
Gore: Die zunehmende Containerisierung der Umgebungen ist so ein Thema, die wir mit der Kubernetes-Ankündigung bedienen. In Sachen maschinellem Lernen haben wir den Service Amazon SageMaker vorgestellt. Dieser soll es Data-Science-Anwendern vereinfachen, auf Basis von maschinellem Lernen entsprechende Modelle zu entwickeln, damit zu spielen und für deren Berechnung Rechenpower anzufordern und auch wieder stillzulegen, wenn das Experiment abgeschlossen ist. Diese Hilfestellung ist sehr wichtig, denn in diesem Gebiet ist die Lernkurve noch sehr hoch.
Zur Person
Glenn Gore
Glenn Gore ist Global Chief Architect für Amazon Web Services und er­arbeitet mit Kunden architektonische Best Practices für die AWS-Cloud. Der gebürtige Aus­tralier hat bereits 20 Jahre Berufserfahrung im Technologieumfeld. Vor seiner Position als Chefarchitekt hatte er diverse Positionen im asiatischen Raum für AWS inne. Davor war er CTO beim australischen Hoster Webcentral sowie tätig bei den Providern UUNET und Ozemail.




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