20.12.2006, 08:07 Uhr

Microsoft Office dank Webtools überflüssig?

Wie ergeht es einem Unternehmensanwender, der versuchsweise von Microsoft Office auf Web-basierte Produktivitätstools umsteigt? Der Test mit verschiedenen Webtools liefert eine durchwachsene Bilanz.
Microsoft Office ist auf nahezu jedem Desktop und Notebook in fast jedem Unternehmen angesiedelt. Alternative Client-Applikationen haben kaum eine Chance gegen das kommerzielle Schwergewicht aus Redmond. Doch nun, da «Web 2.0» in aller Munde ist, regt sich leiser Widerstand. Warum nicht all diese Produktivitätstools als kleine, feine Tools via Web beziehen, diese lokal nutzen und das fette Office gesamthaft im Papierkorb entsorgen?
Eine verlockende Idee - wenn sie denn funktioniert. Computerworld wollte es genau wissen und liess darum die Probe aufs Exempel im Testlabor machen. Der Deal: Eine Arbeitswoche lang kein Microsoft Office verwenden. Anstatt dessen Browser-basierte Büromodule verschiedener Anbieterinnen testen. Abgedeckt werden die Aufgaben E-Mail und Kalender, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation und Kollaboration. Getestet wird im Internet Explorer 6 beziehungsweise Firefox 1.5. Wer die Messlatte für die kleinen Web-Davids auflegt, ist glasklar: Desktop-Goliath Office.

Mailbox mit begrenztem Volumen

Mass aller Dinge waren die Mail- und Kalenderfunktionen von Outlook, gegen das Microsofts eigenes Hotmail, Googles G-Mail und Calender, Yahoos Mail sowie Zohos Virtual Office antreten. Nicht getestet: Scalix und Zimbra. Zwar sind beide durchaus mächtige, Browser-basierte Mail-Clients. Doch sie sind für die Kombination mit einem eigenen Mail-Server optimiert.
Im Testbetrieb schneidet der Mail-Client von Yahoo am besten ab. Und zwar deshalb, weil er als einziger seine Mail-, Kontakt-, Aufgaben- und Kalenderdaten mit Outlook synchronisieren kann. Zudem kann, wer will, Yahoos Mails auf sein Smartphone übermitteln. Auch Google ist handwerklich sauber gemacht, speziell die Sortierfunktion im Mail gefällt. Hotmail bietet in etwa dasselbe wie Yahoo - nur eben ohne Synchronisationsoption. Zoho fällt positiv auf, weil ihr Mail-Client ein Mosaiksteinchen einer kompletten Bürosuite ist.
Alle Web-basierten Clients kranken indes an ihrem limitierten Speicherplatz. Klar, denn die Kapazität solch kostenfrei nutzbarer Tools kann nicht grenzenlos sein.

Knackpunkt Textverarbeitung

Beeindruckend gross ist die Vielzahl der Web-Schreibprogramme; Ajaxwrite, Google Writely, Thinkfree und Zoho Writer kommen in die engere Auswahl. Rallypoint nicht, weil das Projekt begraben wurde. Writeboard auch nicht , weil es auf dem Niveau eines mageren Windows Notepad anzusiedeln ist.
Ajaxwrite macht aus dem Firefox-Fenster im Handumdrehen eine Textverarbeitungs-Toolbar inklusive Bildschirmdarstellung - wenngleich diese etwas spartanisch anmutet. Writley kopiert das Look and Feel von Word 97 geradezu perfekt. Das gilt auch für Zohos Writer. Der glänzt zudem mit einem Pluspunkt, den kein anderer Texttestling vorweisen kann: die Rechtschreibprüfung.
Writely und Writer gleichen sich wie siamesische Zwillinge. Beide besitzen eine gesunde Auswahl an Fonts, wenn auch weniger als Word. Beide bieten die Option, Textformate und Templates zu erstellen, importieren Dokumente aus Word und Openoffice, haben eine Vorschaufunktion und erlauben anderen Anwendern das Einsehen von Dokumenten. Attraktiv insbesondere die integrierten Blogging-Tools, die wesentlich komfortabler sind als die dedizierten Tools Blogger und Wordpress. Auch der Datenimport aus Word funktioniert prima - solange man keine individuell formatierten Dokumente mit vielen unterschiedlichen Stilen und Tabellen einlesen will. Die gehen nämlich teils verloren. Vor allem aber passiert das auf dem Rückweg, wenn Writely oder auch Zoho ins Word-Format speichert. Diese Tatsache gibt einen deutlichen Minuspunkt. Denn für einen professionellen Einsatz von Textverarbeitung muss der Autor sicher wissen, in welcher Form seine Dokumente beim Empfänger dargestellt werden.



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