IBM 19.11.2014, 09:51 Uhr

«E-Mail bettelt nach Innovation»

IBM ist nach Microsoft der zweitgrösste Anbieter von Software für E-Mail. Beide arbeiten daran, die Nachrichten-Fluten zu kanalisieren. Big Blue lanciert dafür Verse.
IBMs Jeff Schick lanciert die Messaging-Plattform Verse
E-Mail gilt als eine der grössten Produktivitätsbremsen. «Ein durchschnittlicher Anwender verbringt täglich vier Stunden in der Inbox», wusste IBMs Bob Picciano in einer Webkonferenz zu berichten. «E-Mail bettelt nach Innovation», ergänzte er. Die Last dieser «täglichen organisatorischen Bürde» (Picciano) will Big Blue mit einer neuen (Web-)Oberfläche von den Schultern der Anwender nehmen. Dafür lanciert der Hersteller die Cloud-Software Verse. In Versefliessen E-Mails, Termininformationen, Adressbuchinhalte, Messaging und auch Social-Feeds zusammen, so IBM. Auf der Oberfläche zeigt die Software eine Übersicht mit wichtigen Kontakten, Nachrichten und Terminen. Was für den User wichtig ist, soll Verse selbst lernen, indem die Software Hierarchieinformationen aus der Organisation ausliest, Gruppen in E-Mail-Verteilern identifiziert und beispielsweise das Antwortverhalten des Users protokolliert.

Ade E-Mail-Silo

Das Arbeiten mit Verse ist nach den Worten von Jeff Schick, IBMs Vice President Social Software, weniger auf klassische E-Mail als auf Messaging allgemein ausgelegt. Wie ein User einen Kontakt oder eine Gruppe anspricht, entscheidet er je nach Art der zu transportierenden Botschaft. «Den Gewinn eines Kundenprojekts poste ich besser in einem Blog als die Erfolgsmeldung an einen riesigen Verteiler zu schicken», gab Schick in der Webkonferenz ein Beispiel. Die unterschiedlichen Kommunikationskanäle sind in Verse direkt eingebunden ? etwa Chat, Fileshare, Instant Messaging und Video.
Verse funktioniert laut Schick sowohl im Webbrowser als auch auf dem Mobilgerät. In den nativen Apps wird die Offline-Replikation der Daten unterstützt. Der neue Partner Apple wird mit den iOS-Geräten zuerst bedient, anschliessend folgt Android. «Wir schauen auf andere Plattformen», erklärte Schick in der Webkonferenz mit Blick auf BlackBerry und Windows.

Compliant zu Schweizer Recht

IBMs Konkurrent Microsoft, der grösste Anbieter von Software für E-Mail, hat inOffice Delveeine ähnliche Lösung im Portfolio. Delve ist heute eine Anwendung für die Cloud und Office 365. Im Unterschied dazu betont IBM, Verse zwar zunächst per Softlayer bereitstellen zu wollen. Anschliessend wird es aber auch Software für die lokale Installation geben. Ein vergleichbares Bekenntnis zu On-Premises von Microsoft fehlt bis anhin.
Schon die Cloud-Version von Verse will IBM besonders abgesichert haben. «Die Software ist Compliant zu Behördenanforderungen und mit den Datenschutzvorschriften der EU und der Schweiz», erklärte Phil Gilbert, General Manager von IBM Design in der Webkonferenz.

Nebulöses Backend von Verse

Eine Software fürs Messaging benötigt Lieferanten und Vermittler von Daten. Welches Backend hinter Verse arbeitet, hat IBM bis anhin nicht spezifiziert. Während die hauseigenen Lösungen Connections, Domino, Notes und zum Beispiel Sametime voraussichtlich unterstützt werden, ist die Anbindung von Exchange und Office 365 unklar. An der Hausmesse «Connect» im Januar dieses Jahres erklrte IBM-Manager Schick auf Nachfrage: «Fremdsysteme wie Microsoft Exchange als Backend sind nicht kategorisch ausgeschlossen.» Noch in diesem Monat können laut IBM-Mitteilung «ausgewählte Kunden und Partner» ihre Tests mit der Beta-Version von Verse beginnen. Ab dem Ende des ersten Quartals 2015 soll es eine Freemium-Version auf dem IBM Cloud Marketplace geben.



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