«Die Schweiz besitzt einen Vertrauensbonus»

Kampf um Talente

CW: In der Schweiz können derzeit viele Lehrstellen nicht besetzt werden. Haben Sie Schwierigkeiten, Lernende zu finden?
Zühlkes Nicolas Durville wünscht sich mehr Engagement der Schweiz bei ethischen Standards für KI
Quelle: Daniel Thüler
Durville: Wir finden durchaus Lernende, aber eine Herausforderung ist die Tatsache, dass wir sehr häufig mit den Kunden in Projekten zusammenarbeiten. Hier sind Lernende nicht immer einfach einsetzbar. Für uns heisst das: Wir müssen auch Projekte akquirieren, in denen Lernende ihre Aufgaben erfüllen können und Lerngelegenheiten erhalten. Wir werden in Zukunft sicherlich noch mehr Lernende ausbilden. Damit haben wir auch eine gewisse Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber. Unter anderem engagieren wir uns an Schulen in der Förderung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik; Anmerkung der Redaktion). Über die Thematik Lehrstellen hinaus werden wir in diesem Jahr rund 160 Personen in der Schweiz neu anstellen.
CW: Die grossen Technologiekonzerne haben starke Präsenzen in der Schweiz. Mit ihnen stehen Sie ebenfalls im Wettbewerb um die Talente. Sehen Sie diese Konkurrenz eher als Vor- oder als Nachteil?
Durville: Natürlich gibt es einen gewissen Wettbewerb, aber ich sehe eher die Chancen. Wenn sich Technologiefirmen wie Facebook und Google in der Schweiz und speziell in Zürich ansiedeln, ziehen sie weitere Unternehmen und Talente an. Damit wird der Standort attraktiver.
CW: Mit Google haben Sie den Schwerpunkt auf Datenprojekten gemeinsam. Um welche Fragestellungen geht es in Ihren Projekten?
Durville: Unternehmen aus allen Branchen sammeln heute gigantische Datenmengen. Deshalb geht es in der grossen Mehrheit der Projekte um die Fragestellung: Was fange ich mit den Daten an? Die einen setzen wie wild Technologien, Tools und Algorithmen ein, wissen aber nicht, welches konkrete Problem sie lösen wollen. Dieser Ansatz führt nicht zu einem sinnvollen Ergebnis. Unser Ansatz ist: Verwende die Daten gezielt, um ein konkretes Problem zu lösen. Das Problem und der Nutzen müssen im Mittelpunkt stehen.
Konkret haben wir Projekte mit der SBB: Wir helfen dabei, einen geregelten Zugbetrieb sicherzustellen und die Pünktlichkeit weiter zu verbessern. Ein häufiger Grund für Verspätungen sind klemmende Türen. Anhand von Maschinendaten ermitteln wir gemeinsam mit der SBB die Probleme an den Türen und erlauben den Technikern, neuralgische Punkte schon präventiv zu warten oder zu verbessern. Sollte es dann trotzdem zu einer Verspätung kommen – aus welchem Grund auch immer –, dann kann der Betriebsleitstand informieren und die Fahrgäste auf Anschlussverbindungen hinweisen. In einem weiteren Projekt geht es um die Auslastung der Züge: In der SBB-App können die Passagiere die Belegung der einzelnen Wagen ablesen und den optimalen Wartebereich auf dem Perron ermitteln, um in einen möglichst wenig belegten Wagen einzusteigen.



Das könnte Sie auch interessieren