«Die Schweiz besitzt einen Vertrauensbonus»

Standortvielfalt

CW: Sind diese Innovationsprojekte an allen Stand­orten von Zühlke möglich?
Zühlke will nach den Worten von Nicolas Durville weiter international expandieren
Quelle: Daniel Thüler
Durville: Ja. Lassen Sie mich das am Beispiel einer grossen Privatbank aufzeigen: Für die Relationship Manager der Bank haben wir eine Lösung für die Kundenberatung entwickelt. Je nach Kunde und Risikoprofil dürfen die Mitarbeitenden aus regulatorischen Gründen nur bestimmte Produkte verkaufen. Die Algorithmen berücksichtigen diese Restriktionen und helfen den Relationship Managern dabei, die passenden Produkte zu finden und das Portfolio zu optimieren. Wie bei den Banken üblich, mussten dafür vorher Dutzende Applikationen angepasst und integriert werden. Nun liefern die dahinterliegenden Systeme die Daten an die neue Lösung, sodass die Recherche stark beschleunigt wird. Die Beraterinnen und Berater haben mehr Zeit für die Kunden.
Diese Lösung ist deshalb besonders, weil sie zwar ursprünglich in der Schweiz entwickelt, wegen des grossen Erfolgs dann aber global ausgerollt wurde. Die Codebasis konnte beibehalten werden, nur die Compliance- und Gesetzesvorgaben mussten für die anderen Länder angepasst werden. Die Programmierung für den asiatischen Raum geschieht mittlerweile hauptsächlich vor Ort, wo auch die Bank eine starke Präsenz hat. Wir sind dem Kunden dorthin gefolgt, was ein Grund für unser internationales Wachstum ist.
CW: Erschliesst sich Zühlke neue Märkte nur gemeinsam mit den Kunden?
Durville: Nein, nicht ausschliesslich. Aber es hilft stark, wenn wir einen neuen Standort mit einem Kunden aufbauen. In Asien ist es so geschehen, wo wir den Markt mit bestehenden Kunden aufgebaut und von unserer internationalen Erfahrung im Banking profitiert haben. Andere Standorte wie Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam haben wir in erster Linie wegen des Zugangs zu Talenten ausgewählt. Hier spielten die potenziellen Kunden eine untergeordnete Rolle, wobei die Unternehmen in Asien natürlich auch von Ho-Chi-Minh-Stadt aus bedient werden.
CW: Können die Mitarbeitenden von Zühlke mit einem Kunden in die Niederlassung in Singapur wechseln?
Durville: Ein gutes Stichwort, danke! Wir bieten sowohl physische als auch virtuelle Zusammenarbeit.
Im konkreten Beispiel von Singapur oder Hong Kong gab es anfänglich ein gutes Dutzend Schweizer Kolleginnen und Kollegen sowie aus anderen Standorten, die dorthin gewechselt sind. Einige kehrten nach ein bis zwei Jahren zurück, andere blieben dort – teilweise auch aus privaten Gründen. [schmunzelt] Auch heute besteht die Möglichkeit zu einem Wechsel, nicht nur nach Singapur oder Hong Kong, sondern auch in die anderen Niederlassungen.
Die eingangs erwähnte Option, dass unsere Leute im Ausland für Schweizer Kunden arbeiten, gilt natürlich auch umgekehrt. Schweizer Mitarbeitende sind beispielsweise an Projekten in Singapur oder Grossbritannien beteiligt. Auch so können sie die kulturellen Unterschiede und neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen.
CW: Geht die Weltreise für Zühlke weiter? Konkret: Planen Sie eine weitere Expansion?
Durville: Ja. Aktuell evaluieren wir die Expansion in Richtung USA. Das Potenzial ist riesig, die Hürden für den Markteintritt allerdings auch gross. Ich rechne damit, dass wir noch in diesem Jahr einen Entscheid treffen werden.
Eine andere interessante Region ist der asiatisch-pazifische Raum. Australien ist ebenfalls ein sehr spannender Markt mit vielen Wachstums-Chancen. Und eine Niederlassung dort wäre nebenbei auch ein attraktiver Arbeitsort für unsere Mitarbeitenden.



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