«Viele Kunden haben Neuland betreten»

Schweizer Unternehmen sind weiter beim Digital Workplace als deutsche Firmen

CW: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen Deutschland und der Schweiz, wenn es um das Thema Digital Workplace geht?
Koch: In Deutschland – das muss man ganz klar sagen – ist die Abhängigkeit von bestimmten Gremien, insbesondere dem Betriebsrat, sehr hoch. In der Schweiz kann ein Digital Workplace in der Regel schneller, effizienter und auch tief greifender umgesetzt werden. Ein typischer Stolperstein ist auch die Nutzung von Verhaltensdaten in KI-gestützten Algorithmen, die das Finden von Informationen wie z. B. Dokumenten stark verbessert – da ist Deutschland sehr kritisch eingestellt. Dabei zeigen Studien, dass das einfache Auffinden von Dokumenten einen hohen Mehrwert für die Produktivität der Mitarbeitenden hat. In der Schweiz ist dieses Thema vollkommen unproblematisch.
Christian Koch ist Advisor Unified Communication & Collaboration bei Campana & Schott
Quelle: Campana & Schott
CW: Ein weiterer Aspekt sind die Unterschiede beim Datenschutz in der EU und in der Schweiz. Was bedeutet das beispielsweise für Microsoft-365-Einführungen?
Koch: Der Datenschutz in der Schweiz ist vergleichbar mit den Regelungen in der EU. Allerdings ist das 2022 in Kraft tretende DSG etwas weniger streng als die DSGVO. Für die Nutzung der Microsoft-Cloud ist aber das Thema Auftragsdatenverarbeitung zu beachten. Kritisch wird es, wenn personenbezogene Daten ins Ausland oder in die Hände von Drittanbietern gelangen. Die USA, wo Microsoft seinen Firmensitz hat, werden im Rahmen des DSG-Standards nicht als sicheres Drittland anerkannt. Und daher müssen weitere vertragliche Grundlagen festgelegt werden. Im Fall von Microsoft wurden die EU-Standard-Vertragsklauseln und die spezifischen Online Service Terms (OTS) als hinreichende vertragliche Garantien durch den EDÖB anerkannt.
CW: Worauf gilt es noch zu achten?
Müller: Neben dem Datenschutz spielt auch noch das Thema Datensicherheit eine wesentliche Rolle. Bei der Datensicherheit gibt es in der Schweiz Bereiche mit erhöhten regulatorischen Anforderungen, z. B. müssen alle Ruhe­daten in der Schweiz verbleiben. Dies merkt man besonders in zwei Bereichen: Im Bund gibt es einen DSB für kantonale Angelegenheiten sowie die FINMA für die Finanzbranche, die nochmals gesondert prüfen. Aber auch hier kommt die Cloud bereits an einigen Stellen zum Einsatz. In anderen Branchen sind die Hürden deutlich kleiner.
CW: Es geht in der Studie auch um den ganzheitlichen Arbeitsplatz. Bitte skizzieren Sie Ihre Vision hierfür.
Müller: Mit einem modernen Arbeitsplatz wird ein Raum geschaffen, in dem sich Mitarbeitende mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und ihren persönlichen Zielen einbringen können. Der Arbeitsplatz liefert im Idealfall die Motivation, sich stetig zu verbessern und weiter dazuzulernen. Stetig lernen heisst dabei nicht nur, neue Technologien zu beherrschen, sondern den Veränderungen gegenüber generell offen zu sein. Und es kommt auf flache Hierarchien und ein starkes Arbeiten in Netzwerken an. Perfekt ist es natürlich, wenn Unternehmen hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort grösstmögliche Flexibilität schaffen. Wichtig ist, dass Mitarbeitende sich eigenverantwortlich ihre Zeit einteilen können. Genauso wichtig ist aber, dass Menschen mit ihrem Arbeitsplatz bei ihrem Arbeitgeber einen Ort haben, wo sie andere Menschen treffen. Es geht darum, sich sozial auszutauschen, z. B. bezüglich Kreativität und Inspiration.
CW: Wie sieht eigentlich Ihr persönlicher Arbeitsplatz aus und wie nah kommt dieser dem Ideal des ganzheitlichen Arbeitsplatzes?
Koch: Ich glaube, bei Campana & Schott sind wir schon sehr nah dran am modernen Arbeitsplatz. Die Mitarbeitenden wurden finanziell dabei unterstützt, das Home Office auszustatten. Höhenverstellbare Schreibtische, ordentliche Stühle, ein zweiter Monitor, helles Licht: All diese Dinge konnten wir uns individuell aussuchen. Aber das ist natür-lich nicht alles. Die Interaktion mit den Kollegen im Büro fehlt, daher geht die Entwicklung weiter und so arbeiten wir aktuell an nächsten Schritten zum hybriden Office, was uns als Unternehmen für Arbeitnehmer noch attraktiver macht. Jeder hat zudem persönliche Herausforderungen. Doch vieles normalisiert sich, seit die Kinder wieder in die Schule oder in den Kindergarten gehen können.



Das könnte Sie auch interessieren