23.05.2006, 17:17 Uhr

Virtuoses Nebeneinander

Das Tool Virtuozzo praktiziert die Servervirtualisierung rein softwareseitig. In sehr überzeugender Weise, urteilt unser Testlabor.
Virtuozzo von SW-Soft richtet auf einem physischen Server zahlreiche virtuelle private Server ein, die völlig eigenständig arbeiten.
Wer Servervirtualisierung sagt, meint oft Emulation auf dem Hardware-Layer, wie es die etablierteste Anbieterin in diesem Segment, VM-Ware, praktiziert. Einen völlig anderen Ansatz verfolgt SW-Soft mit ihrem Tool «Virtuozzo». Denn es hält am nativen Betriebssystem auf dem Host-Server fest und richtet dort so genannte Virtual Private Server (VPS) ein. Dabei handelt es sich um isolierte Partitionen auf einem physischen Server, die als Stand-Alone-Server agieren. Jeder VPS lässt sich unabhängig neu booten, definiert eigene User, Prozesse, IP-Adressen, System-Libraries und Konfigurationsdateien. Virtuozzo überwacht derweil das Netz und die Kernels, um Datenpakete korrekt zu verschicken und Festplatten-, Speicher- und CPU-Ressourcen adäquat zuzuteilen. Computerworld hat Virtuozzo 3.0 im Testlabor auf die Probe stellen lassen. Das erste Release hatte die Herstellerin 2001 auf den Markt gebracht. Seither wurde das Tool stetig weiter entwickelt. So wurde mit der aktuellen Version nun auch die Linux-Kernel-Version 2.6.8 berücksichtigt. Das VPS-Konzept bietet diverse Vorteile im Vergleich zu VM-Wares Emulationsmodell. Erstens wird kaum Overhead produziert, so dass auf dem realen Server viele virtuelle Server gefahren werden können, ohne dass sich die Performance merklich verschlechtert. Zweitens erweist sich das Management als insgesamt einfacher. Doch das Festhalten am Betriebssystem hat auch eine Kehrseite: So lassen sich mit der Linux-Version keine virtuellen Windows-Server definieren, und umgekehrt. Ausserdem sind die virtuellen Server stark abhängig von dem zugrunde liegenden Betriebssystem. Verschiedene Linux-Distributionen lassen sich jedoch auf einem host betreiben - also beispielsweise Cent-OS, Red Hat und Suse auf einem Fedora-Core-4-Host (FC 4). Die Tester krönen das Virtualisierungstool mit der exzellenten Gesamtpunktzahl von 9,3 auf der Skala von maximal 10. Mit Virtuozzo for Linux 3.0 habe die Herstellerin tatsächlich ein professionelles und stringentes Produkt anzubieten. Design und Implementierung erweisen sich als durchdacht, die Bedienung ist einfach und transparent. Auch die ergänzenden, kleinen Shell-Script-Tools sind sehr sauber codiert - ein weiteres Anzeichen für ein insgesamt überaus solides Produkt. Des weiteren ist das Ganze für einen äusserst moderaten Preis zu haben: Die verlangten rund tausend Dollar pro CPU respektive Management-Unit bieten ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Weil Virtuozzo keine echte Hardwarevirtualisierung bietet und an das Betriebssystem gebunden ist, taugt es zwar nicht für jeden Einsatzzweck. Für Softwareentwicklungsabteilungen zum Beispiel ist es kaum ideal. Doch für Hosting-Provider und grosse IT-Infrastrukturlandschaften könne es ohne weiteres als «herausragende Lösung» bezeichnet werden, so das Gesamturteil. Die Windows-Variante des Tools übrigens liegt aktuell in der Version 3.5.1 vor. Im deutschsprachigen Raum ist die Anbieterin mit einer Niederlassung im deutschen Darmstadt präsent.
Catharina Bujnoch



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