Bancomaten 07.11.2007, 11:06 Uhr

Schweiz an vorderster Front

Rund 5500 Bancomaten stehen in der Schweiz. So können Bankkunden rund um die Uhr Bargeld beziehen. Was heute selbstverständlich ist, hat eine lange Geschichte. Massgeblich daran beteiligt sind auch zwei Schweizer Unternehmen.
Bargeldbezug à la carte: Bancomaten spüren dank Schweizer Technik heute sogar Falschgeld auf.
Nichts ist beliebter als Bargeld. Bis 2020, so der «Nilson Report», wird Bargeld das wichtigste Zahlungsmittel bleiben. Bis 2010 wird die Zahl der in bar getätigten Transaktionen gar noch zunehmen. Entsprechend wichtig ist es, dass überall Bankomaten stehen. Schweizweit gibt es laut Telekurs derzeit rund 5760 Bancomaten und Postomaten von vier Herstellern.
Die Schweiz ist dabei eines der wenigen Länder, in dem alle Bancomaten rund um die Uhr online mit einem Zentralrechner verbunden sind. Das zentrale System von Telekurs prüft bei jeder Transaktion den PIN-Code, die Gültigkeit der Karte und die Höhe der verfügbaren Limite. Doch nicht nur damit gehört die Schweiz in der Bancomaten-Technik zu den führenden Nationen. Dies ist auch der Schweizer Softwarefirma BeB Industrie Elektronik aus Oberburg und der UBS zu verdanken.
Letztere setzte 1998 in einem Pilotprojekt als erste Bank der Welt den neuen «ProCash CRS»-Bancomaten (CRS = Cash Recycling System) von Wincor Nixdorf ein. Dieser konnte erstmals nicht nur Geld ausgeben, sondern auch annehmen und erneut ausgeben. Dabei wird jede angenommene Banknote gezählt und auf Echtheit kontrolliert. Diesen komplexen Vorgang erledigt ein Modul der Schweizer Firma BeB Industrie Elektronik in Oberburg. Das Unternehmen mit 100 Mitarbeitern gehört heute zu Wincor Nixdorf und hat sich unter anderem auf das Erkennen und Prüfen von Banknoten spezialisiert. Die BeB-Software scannt Papiergeld beidseitig und detektiert dabei Merkmale, die teils mit blossem Auge nicht erkennbar sind. So werden beschädigte Banknoten ebenso aussortiert wie Blüten von mehr als 40 Währungen.

1969: Der erste Bancomat der Schweiz

Im März 1969 war es in der Schweiz erstmals möglich, Geld am Bancomaten zu beziehen. Im ersten Jahr wurden mit 10000 Karten 60000 Abhebungen von gesamthaft 21 Millionen Franken getätigt. 1978 gab es 188, Ende 1994 schon fast 3000 Geräte, an denen 47 Millionen Bezüge getätigt wurden. Für 2007 gehen die Schätzungen von rund 260 Millionen Transaktionen aus. Parallel schrumpfte der Bargeldbezug am Schalter um 95 Prozent.
Bald werden Bancomaten auch Münzen annehmen und Zusatzfunktionen wie Voucherdruck, Briefmarkenverkauf oder das Aufladen von Mobiltelefonen bieten. So verlagern Banken immer mehr kostenintensive Routinearbeiten in den Self-Service-Bereich und sparen massiv Kosten.
BANCOMATEN IN DER SCHWEIZ

Die Zahlen und Fakten

Aktuell sind rund 5760 Bank- und Postomaten in der Schweiz im Einsatz. Das sind 720 Geräte pro Millionen Einwohner. 64 Prozent der Bancomaten zahlen auch Euro aus, 10 Prozent erlauben auch Einzahlungen. Aktuell werden pro Gerät monatlich 3800 Transaktionen mit einem Volumen von durchschnittlich 370 Franken getätigt.
Volker Richert



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