05.06.2007, 09:39 Uhr

Nachhaltige Entwicklung

Verschiedene Anreize bringen Firmen dazu, auch längerfristig in Open-Source-Projekte zu investieren
Matthias Stürmer hat Betriebswirtschaft und Informatik studiert. Als CH-Open-Vorstandsmitglied veranstaltet er die Open-Expo.

Verschiedene Softwarehersteller investieren in die Weiterentwicklung von OSS (Open Source Software) und bieten nicht nur als Trittbrettfahrer Dienstleistungen für die fertigen Produkte an. In der Innovationsforschung findet sich im Private-Collective Model of Innovation eine Erklärung dafür. Das Anreizmodell wird abgeleitet von zwei klassischen Innovationsmodellen. Einerseits beschreibt das Private Investment Model, wie Unternehmen ihr geistiges Eigentum durch Urheberrechte oder Patente schützen. Andererseits erklärt das Collective Action Model die Entstehung von öffentlichen Gütern wie wissenschaftliche Forschung durch koordinierte Investitionen der späteren Nutzniesser. Diese Handlungsweise birgt jedoch das Problem der Trittbrettfahrer. Die Kombination aus den beiden traditionellen Modellen, eben das Private-Collective Model of Innovation, beschreibt nun ein Anreizsystem für unternehmerische Investitionen in öffentliche Güter. Der grundlegende Unterschied zum Collective Action Model besteht darin, dass der Nutzen aus eigenen Beiträgen höher ist als die Einsparungen durch Trittbrettfahrverhalten.
Zwei Beispiele von IBM und Nokia beleuchten dies. Eines der bedeutendsten Open-Source-Engagements von IBM ist die Entwicklungsplattform Eclipse. Bis Anfang 2007 haben rund 300 Entwickler von über 80 Firmen und Universitäten am Projekt weiterprogrammiert, sodass heute externe Institutionen mehr als die Hälfte des Quellcodes beigetragen haben. IBM hat es somit erfolgreich geschafft, eine aktive Community aufzubauen, und profitiert nun massgeblich von externen Beiträgen.
Mit völlig anderer Ausgangslage hat Nokia OSS in ihrem 2005 erfolgreich lancierten Internet Tablet 770 eingesetzt. Die Firma konnte in relativ kurzer Zeit ein neuartiges mobiles Gerät ohne Abhängigkeit von Softwareanbietern auf den Markt bringen. Möglich wurde dies durch den Einbezug von zahlreichen Kleinstfirmen und Entwicklern mit grossem OSS-Know-How. Interessanterweise stellte aber die Freigabe von eigenem Quellcode keinen nennenswerten Wettbewerbsnachteil dar. Im Gegenteil erklärten Nokia-Manager, dass die Veröffentlichung proprietärer Entwicklungen und die Unterstützung etablierter Projekte erst die Realisierung der Vorteile von OSS ermöglichten, namentlich in Form von Einsparungen bei Software-Wartungskosten.



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