ZFV-CIO: «Wer noch nicht digitalisiert, hat den Zug verpasst»

Errungenschaften und Misserfolge

CW: Was war Ihr bisher grösster «gefühlter» Erfolg – und was die grösste Enttäuschung als Leiter IT?
Koutsogiannakis: Der grösste Erfolg ist mein Team. 2003 bin ich alleine gestartet. Über die Jahre durfte ich das Team aufbauen, die Kollegen teilweise aus anderen Unternehmen zum ZFV oder aus anderen Abteilungen in die IT holen. Wir sieben sind alle Quereinsteiger, die meisten mit Bezug zur Gastronomie. So können wir auf die Bedürfnisse in den verschiedenen Betrieben bestens eingehen, da wir diese von der Front persönlich kennen. Eine grosse Enttäuschung ist es für mich immer, wenn ein Anbieter eine versprochene Lösung nicht liefern kann. Aus meiner Sicht ist dies für beide Parteien frustrierend.
CW: Würden Sie anderen Firmen empfehlen, mehr Quereinsteiger in der IT zu beschäftigen? Ihr Modell funktioniert ja offenbar gut.
Koutsogiannakis: In unserer Branche definitiv, in anderen Sparten vielleicht eher weniger. Ich glaube, wir haben es hier mit einem Spezialfall zu tun. Meine Kollegen in der IT wissen, welche Bedürfnisse die Angestellten in den Betrieben tatsächlich haben und wie das Geschäft funk­tioniert. Auf all diese speziellen Bedürfnisse können wir in der IT gezielt eingehen.
Vassilios Koutsogiannakis vom ZFV ärgert sich über leere Versprechungen der Lieferanten
Quelle: Stefan Walter
CW: Wie steht die ZFV-IT im Vergleich mit dem Wettbewerb? Wo sehen Sie allenfalls noch Nachholbedarf?
Koutsogiannakis: Ich stehe in regem Kontakt mit den CIOs der Konkurrenz. Wir treffen uns immer wieder an Anlässen. Unsere Probleme sind sehr ähnlich. Die Budgets sind knapp, die Technologie je länger, je mehr vergleichbar. In meinen Augen stehen wir heute gut da. Mit der Vernetzung der Betriebe haben wir gute Voraussetzungen geschaffen für zukünftige Projekte. Die Datensammlung ist ebenfalls aufgegleist, wenn auch erst am Anfang.
CW: Wenn Geld keine Rolle spielen würde: Was würden Sie sofort abstellen?
Koutsogiannakis: Das Fax würde ich sofort abschaffen. Diverse Lieferanten nehmen Bestellungen ausschliesslich per Fax entgegen, wofür wir diese Technologie weiterhin unterstützen müssen. Sie führt aber zu unnötigen Medienbrüchen, die natürlich gar nicht im Sinne un­seres Data Warehouse sind. Heute ist beispielsweise unsere Kreditorenbuchhaltung bereits digitalisiert, was viele Prozesse vereinfacht. Ungefähr 50 Prozent der Rechnungen kommen über Schnittstellen elektronisch in unsere Abacus-Buchhaltung. Von dort werden sie in die Inbox der Kostenstellenverantwortlichen weitergeleitet. Die Personen werden über die neuen Rechnungen informiert und können die Dokumente dann elektronisch visieren. Aktuell arbeiten wir mit den Debitoren daran, unsere Rechnungen nur noch elektronisch zu übermitteln. Sie sollen in den ERPs dann den gleichen Weg nehmen wie bei uns.
CW: Sie sprechen von 50 Prozent elektronischen Rechnungen. Wie erreichen Sie die übrigen 50 Prozent?
Koutsogiannakis: Die anderen Rechnungen treffen per Post, Fax oder E-Mail ein. Diese Dokumente werden bei uns im Haus gescannt und in die Inbox der Kostenstellenverantwortlichen für die Visierung abgelegt.



Das könnte Sie auch interessieren