ZFV-CIO: «Wer noch nicht digitalisiert, hat den Zug verpasst»

So sieht die ZFV-IT-Infrastruktur aus

CW: Wie viele Systeme sind heute Lieferanten für das Data Warehouse?
Koutsogiannakis: Wir haben vier unterschiedliche Kassensysteme. Seit einem Jahr arbeiten wir an der Vereinheitlichung dieser Systemlandschaft. Dabei setzen wir auf diejenige Kassenlösung, die bei den meisten unserer Auftrag­geber im Einsatz ist und die uns am stärksten überzeugt hat.
CW: Es dürfte ein ambitioniertes Vorhaben sein, bei allen Betrieben eine einheitliche IT zu implementieren.
Der Quereinsteiger Vassilios Koutsogiannakis führt ein IT-Team von sieben Leuten
Quelle: Stefan Walter
Koutsogiannakis
: Das stimmt. Wenn wir einen Betrieb übernehmen, beginnen wir bei der Vernetzung. Hier kommt unser Netzwerkpartner green.ch ins Spiel. Die green.ch-Spezialisten übernehmen das Aufschalten der VPN-Leitungen von den Betrieben in die Zentrale in Zürich. Anschliessend wird in jedem der Restaurants mindestens ein PC und eine Kasse installiert, für die es fertige Templates gibt. Dann bekommen die User vor Ort eine Schulung für die neuen Systeme und eine Support-Zusage. Bei diesem Prozess machen wir keinen Unterschied zwischen den einzelnen Betrieben. Eine Universitätsmensa wird genau gleich von der IT unterstützt wie beispielsweise das Gourmet-Restaurant Rigiblick.
CW: Wenn sich jetzt ein Grosskunde wie SBB querstellt bei den Kassensystemen: Bestehen Sie auf die Standardisierung?
Koutsogiannakis: Wir versuchen, unseren Auftraggebern aufzuzeigen, welche Vorteile ein einheitliches Kassensystem mit sich bringt und geben unsere Empfehlung ab. Wie der Auftraggeber dann entscheidet, liegt nicht in unserem Ermessen. Deshalb ist die 100-prozentige Standardisierung nicht realistisch. Wenn ein anderes System bevorzugt wird, setzen wir dies natürlich um. Flexibilität ist in der Gastronomie eine Grundvoraussetzung.
CW: Welche Ziele verfolgen die ZFV-Unternehmungen mit dem Data Warehouse?
Koutsogiannakis: Wir importieren Daten über automatisierte Schnittstellen: erstens aus den Kassensystemen die Umsätze, zweitens aus dem Zeiterfassungssystem die Arbeitsstunden der Mitarbeiter, drittens aus einer Warenwirtschaft die Warenkosten und viertens aus unserem ERP-System die Budgets und Vorjahreszahlen. Nach der Verarbeitung im Data Warehouse stehen alle Informationen für unser BI-Reporting zur Verfügung.
CW: Welche Auswertungen machen Sie mit dem BI-Reporting heute?
Koutsogiannakis: Heute schauen wir in den Reports meist in die Vergangenheit: Wie haben sich die Kosten und Umsätze in den vergangenen Wochen, Monaten oder Jahren entwickelt? Bei den Betriebsleitern populär ist die Auswertung des Vortagsgeschäfts. Wir wollen auch einen Forecast machen können. Die Betriebsleiter sollen anhand der Daten planen können. Dazu wollen wir auch andere Quellen anzapfen wie Datenbanken für Feiertage und das Wetter. Das Ziel ist es, dass künftig für 14 Tage im Voraus geplant werden kann, wie sich der Betrieb und die Umsätze entwickeln werden. So lassen sich auch die Einkäufe und das Personal besser planen. Bei den Voraus­planungen ist der Faktor Wetter von besonderer Bedeutung etwa bei Betrieben wie dem Technorama in Winterthur oder dem Verkehrshaus in Luzern. Sie zählen bei schlechtem Wetter viel mehr Besucher, womit natürlich auch die Restaurants mehr Umsatz machen.
CW: Von welcher Infrastruktur sprechen Sie beim Data Warehouse – und bei den ZFV- Unternehmungen insgesamt?
Koutsogiannakis: Wir betreiben am Hauptsitz in Zürich ein Rechenzentrum. Hier ist die komplette Server-Infrastruktur inklusive dem Data Warehouse virtualisiert. Um bei einem Ausfall schnell reagieren zu können, haben wir im Rechenzentrum in Lupfig bei green.ch ein Rack gemietet, in dem die identischen Systeme stehen. Das hat sich gut bewährt. Aktuell spiegeln wir die Daten alle drei Stunden, sodass wir im Desaster-Fall innerhalb kürzester Zeit wieder online sind. Die Netzwerkleitungen zu den beiden Standorten sind doppelt verlegt – und sie unterscheiden sich auch in der Technologie.
CW: Wie sieht die Infrastruktur in den Betrieben typischerweise aus?
Koutsogiannakis: Da gibt es grosse Unterschiede, je nach Anforderung des jeweiligen Betriebs. Die Spannweite reicht von kleinen Gas­tronomiebetrieben mit einem PC und einer Kasse über grössere Restaurants mit fünf PCs und zehn Kassen bis hin zu Hotels mit zehn bis zwanzig PCs, auf denen unter anderem das Reservationssystem läuft. Die Hotels sowie die grösseren Restaurationsbetriebe sind ausserdem doppelt vernetzt: über eine klassische VPN-VDSL-Leitung von green.ch und eine UPC-Koax-Verbindung als Backup. Wir setzen bewusst auf unterschiedliche Provider und Technologien, um maximale Ausfallsicherheit zu haben.



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