Quo vadis Qualitätsmanagement?

Quo vadis Qualitätsmanagement?

Demings Eckpfeiler

William Edwards Deming wurde am 14.Oktober 1900 in Sioux City im US-Bundesstaat Iowa geboren. Nach Studien an der University of Colorado erwarb er 1927 ein Doktorat in mathematischer Physik der Universität von Yale. Seine erste Anstellung als Physiker fand er im United States Department of Agriculture zu einer Zeit, als Sir Robert Fisher am University College of London und Walter Shewhart an den Bell Laboratories grundlegende Erkenntnisse zur Qualitätsüberwachung industriell gefertigter Produkte (heute als SPC, Statistical Process Control, bezeichnet) erarbeiteten. Die enge persönliche Beziehung zu diesen beiden Wissenschaftlern und ihren Forschungsgebieten war wegweisend für den Weg Demings vom Statistiker zur weltweit führenden Autorität im Bereich Qualitätsmanagement.
Keiner hat die Kräfteverteilung der Weltwirtschaft des 20. Jahrhunderts dermassen geprägt wie Deming. Im «System of Profound Knowledge» versuchte er seinem Wissen zur Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen eine einfache und einprägsame Struktur zu geben. Erstmals vorgestellt und dokumentiert wurde das System am 3. Januar 1990, also knapp 4 Jahre vor Demings Tod.

Deming und die Softwareindustrie

Zu Beginn der 80er Jahre arbeitete Watts Humphrey als Director of Technology Assessment für IBM. Später übernahm er dann eine führende Funktion im Bereich der Software Qualität und Prozesse, die er dann auch bis zu seiner Pensionierung 1986 inne-hatte. Humphrey wurde 1987 an das damals gerade gegründete SEI (Software Engineering Institute) an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh berufen. Sein erster Auftrag war, zusammen mit einem Team von der MITRE Corporation, ein Konzept zur Evaluation von Softwareanbietern zu erarbeiten. Diese Arbeit war der Grundstein des Software CMM.
Das CMM respektive die Weiterentwicklung davon, das CMMI, decken damit den Bereich der Unternehmung und deren Prozessbewertung ab und erklären was zu tun ist, aber nicht wie es zu tun ist. Diese Erkenntnis führte zu Beginn der 90er Jahre zum Start an den Arbeiten zum PSP (Personal Software Prozess). Dieser dient dem einzelnen Softwareentwickler zur strukturierten Arbeit und seiner persönlichen, kontinuierlichen Verbesserung. Nach ersten intensiven und positiven Erfahrungen mit dem PSP lernten die Beteiligten, dass noch das Element des Teams als Bindeglied vom Individuum zur Organisation (Unternehmung) fehlte. Dies war ausgangs des 20. Jahrhunderts die Geburtsstunde des TSP (Team Software Prozess). Jetzt waren die drei Teile Organisation, Team und Individuum miteinander vernetzt.
Humphrey ist wie Deming von der starken Überzeugung geprägt, dass der Mensch der zentrale Faktor zum Erfolg ist. Tools wie Maturitäts-Modelle, Prozess Dokumentationen und Reporting Tools sind wichtige Hilfsmittel zum Selbstmanagement, Analyse der Arbeitsweise und der Resultate sowie der daraus abgeleiteten Verbesserung eines Individuums oder vor allem eines sich selbst führenden Teams.
Hans-Peter Pfister



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